FDP-Zitterpartie: Lindner-Partei droht bei Bundestagswahl 2025 ein Nervenkrimi

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Die FDP kratzt vor der Bundestagswahl in Umfragen an der Fünf-Prozent-Hürde. Auf Unterstützung aus der Union muss Christian Lindner dabei verzichten.

Berlin – Für die FDP und ihren Spitzenkandidaten Christian Lindner heißt es bei der Bundestagswahl 2025 am Sonntag wohl Bangen, ob es für den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde reicht. Im Februar prognostizierten der Plattform wahlrecht.de zufolge lediglich zwei Umfrageinstitute, dass die Liberalen den Einzug in den Bundestag schaffen – kurz vor der Wahl nur noch eines. In einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des Institutes Forsa gaben fünf Prozent der Befragten an, FDP wählen zu wollen. Zuvor riefen Teile der Union, etwa CSU-Chef Markus Söder, dazu auf, nicht die FDP zu wählen, da sie die Regierungsbildung nach der Wahl „eher noch komplizierter“ machen würde.

„Sorry, lieber Christian Lindner“ – Söder und Merz rufen dazu auf, Union statt FDP zu wählen

 „Sorry, lieber Christian Lindner“, sagte Söder beim Wahlkampfabschluss der CSU in München am Samstag. Bereits Anfang Februar sagte CDU-Chef und Kanzlerkandidat Friedrich Merz, dass vier Prozent für die FDP, „vier Prozent zu viel seien“. Stimmen für die Liberalen seien verlorene Stimmen, sagte Merz, dessen Union eigentlich Lindners erklärter Wunschkoalitionspartner wäre. Doch CDU/CSU und FDP buhlen teils um dieselben Wählerinnen und Wähler aus dem bürgerlichen Lager. Lindner reagierte scharf auf Merz und warf ihm vor, mit den Grünen zu „flirten“. Der FDP-Chef schloss eine erneute Zusammenarbeit mit den Grünen aus.

Bundestagswahl-Umfragen: FDP und BSW bangen um Einzug

Seine realistischste Machtoption, sollte die FDP im nächsten Bundestag sitzen, wäre eine Deutschlandkoalition aus Union, SPD und FDP, wie sie etwa in Sachsen-Anhalt regiert. Gleichzeitig würde es wohl eine Zweier-Koalition von Union mit SPD oder Grünen deutlich verkomplizieren, sollte die FDP ins Parlament kommen, da dies alle drei erstgenannten schwächen würde. Selbiges gilt für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das ebenfalls am Einzug ins Parlament scheitern könnte. Die Union lag im Schnitt der Umfragen zuletzt bei etwa 30 Prozent, gefolgt von der AfD mit etwa 21 Prozent und SPD und Grünen mit jeweils 16 beziehungsweise 13 Prozent. Die Linke gewann seit Merz‘ Entscheidung gemeinsam mit der AfD zu stimmen stetig dazu und lag vor der Wahl bei sieben Prozent.

Die meisten Umfrageinstitute sehen die FDP bei eher vier bis 4,5 Prozent. Die Partei liegt also, wie das BSW, so nah an der Fünf-Prozent-Hürde, dass es, wegen der statistischen Unschärfe der Umfragen, unklar ist, ob sie den Sprung schaffen wird. Zuletzt korrigierte das bürgerliche Institut Allensbach seine Einschätzung und taxierte die FDP bei 4,5 statt zuvor, in den ersten beiden Februarwochen, fünf Prozent. Forsa verblieb als einziges Institut, das die Union um Bundestag sah. Der erhoffte Befreiungsschlag für die FDP nach dem Bruch der Ampel-Koalition Mitte November blieb aus.

Abseits von Umfragen: Streit bei der FDP vor der Bundestagswahl

Abseits von Umfragewerten schwelt seit dem Bekanntwerden des sogenannten „D-Day“-Papiers, in dem die FDP-Führung um Lindner den Bruch der Ampel geplant haben soll, ein Streit in der Partei. Verschärft wurde dieser durch die gemeinsame Abstimmung mit der in Teilen rechtsextremen AfD im Bundestag Ende Januar. 23 Bundestagsabgeordnete, zumeist vom sozialliberalen Parteiflügel, verweigerten Lindner und Fraktionschef Christian Dürr bei der Abstimmung über das sogenannte „Zustrombegrenzungsgesetz“ der Union die Gefolgschaft.

lindner moma
Christian Lindner, FDP-Spitzenkandidat und Parteivorsitzender der FDP, spricht im Interview beim ZDF Morgenmagazin „moma vor der Wahl“ mit der Moderatorin Dunja Hayali. © Kay Nietfeld/dpa

Unter den Abweichlern waren Parteigrößen wie die Fraktionsvizes Konstantin Kuhle, Johannes Vogel und Lukas Köhler oder die ehemalige Chefin der Jungen Liberalen Ria Schröder. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki soll in internen Chats gegen sie ausgeteilt haben. Er „räume schon mal sein Büro auf“, schrieb Kubicki sarkastisch. Öffentlich sagte er der Bild-Zeitung, er sei „fassungslos“ über das Abstimmungsverhalten der Abweichler. (kb)

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