„Rüsten auf, um Krieg zu vermeiden“: Dänemark verpflichtet nun auch Frauen zum Wehrdienst
Die Bundeswehr in Deutschland hat mit Personalmangel zu kämpfen. Nachbarland Dänemark geht nun einen historischen Schritt: Künftig werden auch Frauen einberufen.
Kopenhagen – Eine der größten Herausforderungen der Bundeswehr im kommenden Jahrzehnt besteht darin, ihren Personalmangel anzugehen. Das unterstrich die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), bei der Vorstellung des Jahresberichts 2023 vor wenigen Tagen. Dort hieß es: Mehrere Verbände der Truppe hätten bereits jetzt mit großen „Personalvakanzen“ zu kämpfen. Hinzu komme, dass der Frauenanteil in der Truppe konstant bei 15 Prozent liege. Für die Wehrbeauftragte sei das zu wenig.
Deutschlands skandinavischer Nachbar Dänemark geht nun einen unkonventionellen und neuen Schritt im Bereich der Verteidigungspolitik. Künftig werden auch Frauen zum Wehrdienst einberufen. Das gab die dänische Regierung, vertreten vom Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen, Regierungschefin Mette Frederiksen und Außenminister Lars Loekke Rasmussen kürzlich bekannt. Zusätzlich dazu sollen die Verteidigungsausgaben erhöht und die Dienstzeit für alle Männer und Frauen von vier auf elf Monate verlängert werden.
Frederiksen: „Wir rüsten gerade jetzt auf, um Krieg zu vermeiden“
Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen führte als Begründung für die Entscheidung, die vollständige Gleichstellung der Geschlechter und die wachsenden Herausforderungen im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik, auch im Hinblick auf den bereits mehr als zwei Jahre andauernden Ukraine-Krieg im Osten, an. Er sagte: „Eine robustere Wehrpflicht, einschließlich der vollständigen Gleichstellung der Geschlechter, muss dazu beitragen, die Herausforderungen der Verteidigung, der nationalen Mobilisierung und der Besetzung unserer Streitkräfte zu lösen.“
Regierungschefin Mette Frederiksen bettete die Entscheidung in ihren größeren geopolitischen Kontext ein: „Wir rüsten in Dänemark nicht auf, weil wir Krieg, Zerstörung oder Leid wollen. Wir rüsten gerade jetzt auf, um Krieg zu vermeiden und in einer Welt, in der die internationale Ordnung infrage gestellt wird.“ Ihr Außenminister fügte an die internationalen Partner und Partnerinnen des Nato-Gründungsmitglieds gewandt hinzu: „Russland stellt keine Bedrohung für Dänemark dar“, sagte Rasmussen, „aber wir werden uns nicht in eine Lage bringen, in der es das tun könnten.“
Im Jahr 2023 war in Dänemark bereits ein Viertel eines Truppenjahrgangs weiblich
Die dänische Truppe besteht offiziellen Angaben zufolge aus circa 7000 bis 9000 Berufssoldaten. In Dänemark leben rund sechs Millionen Menschen. Zum Vergleich: Deutschland verfügt bei einer Bevölkerungszahl von etwa 82 Millionen über rund 180.000 Berufssoldaten. Grundsätzlich bestand in Dänemark bis zur jetzigen Regierungsankündigung eine Wehrpflicht nur für alle volljährigen Männer.
Frauen konnten sich in Dänemark in der Vergangenheit bereits freiwillig verpflichten. Laut dem Nachrichtenportal Politico bestand im Jahr 2023 bereits ein Viertel eines Truppenjahrgangs aus Frauen. In den vergangenen Jahren war der Bedarf an Soldaten und Soldatinnen allerdings noch geringer. Das hat sich inzwischen deutlich geändert. Neben Norwegen und Schweden ist Dänemark nun das dritte Land in Europa, das in den vergangenen zehn Jahren eine Wehrpflicht für Frauen einführt. (soru)