"Ganz üblich": Gruber erhebt Schummel-Vorwurf gegen ARD - doch keine Beweise
Sie polarisiert. Dieses Urteil wird wohl auch Monika Gruber über sich gelten lassen. Spätestens seit ihrer Erdinger Demo gegen das Heizungsgesetz des damaligen Wirtschaftsministers Robert Habeck ist Gruber nicht „nur“ eine Kabarettistin, sondern gilt manchen Beobachtern schon als politische Aktivistin. Und ihre Meinung tendiert, auch das wird Gruber nicht bestreiten, in Richtung stramm konservativ.
Monika Gruber: Talk-Video wird über Social Media geteilt
Auch in einem Talk mit dem Portal „Club der klaren Worte“ teilte Gruber vehement aus. Gegen Linke, gegen Grüne, gegen Woke und überhaupt gegen die angebliche Einschränkung der Meinungsfreiheit in Deutschland. Meinungsstark aber unspektakulär.
Doch nicht nur das. Gruber erhebt ganz konkrete Vorwürfe gegen öffentlich-rechtliche Sender, speziell die ARD. Und genau diese Passage wird jetzt, Monate nach der Aufnahme des Talks, fleißig über Social Media geteilt, oft unter der Überschrift: „Monika Gruber deckt auf.“ Und einige am rechten Rand operierende Seiten wie „Reitschuster.de“ stürzen sich darauf.
Gruber wird in dem auch auf Youtube veröffentlichten Format von Moderator Martin Langemann auf das Thema Drehbücher für Filme angesprochen. Langemann behauptet, mittlerweile müssten diese Werke angepasst werden, um etwa eine Filmförderung zu bekommen. Und zwar, so Langemann, müssten die Autoren darauf achten, dass die Charaktere divers angelegt seien, um dem zu entsprechen, „was ideologisch, politisch in diesem Land gewollt ist“.
Gruber erhebt massiven Vorwurf gegen ARD
Langemann fragt, ob Gruber das auch so wahrnehme. Die stimmt in die Kritik ein und enthüllt angeblich ungeheuerliche Vorgaben beim Fernsehen. „Vor Jahren“ habe ihr ein Freund, der sei Autor, etwas erzählt. Der Mann habe ein Drehbuch geschrieben, „ich glaube für die ARD“, so Gruber. Ihm sei dann „nahegelegt“ worden, „ob es ok wäre“, wenn nicht sein Name im Abspann des Filmes gezeigt werde, sondern stattdessen ein weiblicher Name, und zwar einer mit „Migrationshintergrund“, so Gruber. Und weiter: „In dem Fall ein arabischer Name“. Die angebliche Begründung der ARD sei gewesen, es käme „nicht gut, wenn man anhand seines Namens ablesen würde, dass ein alter weißer Mann das Drehbuch geschrieben hat“, erinnert sich Gruber an den Bericht des Bekannten.
Der Moderator ist ganz offensichtlich sehr erstaunt und versucht nachzufragen. „Nein, also….“ Gruber fällt ihm aber ins Wort: „Das ist kein Einzelfall, das weiß ich von ganz vielen.“ Gerade Männer würden aufgefordert, unter einem Pseudonym genannt zu werden.
"Das ist ganz üblich - kein Hirngespinst von mir"
„Sie machen mich sprachlos“, kann der Moderator kurz einwerfen. Dann legt Gruber nach: „Das ist ganz üblich. Ist kein Hirngespinst von mir, ich kann Ihnen drei Leute aufzählen, bei denen es so war.“ Und dann sagt sie noch: „Und natürlich wird geschaut: Okay, da fehlt uns jetzt jemand mit Migrationshintergrund, da fehlt noch jemand… eine Lesbe, eine Transe…“
Wohin führe das alles, fragt der Moderator. „Das läuft sich tot, dieser ganze woke Kram. Das wird sich verabschieden“, sagt Gruber.
Das Problem: Der Moderator fragt nicht weiter nach diesen Drehbuch-Schreibern, die angeblich von der ARD gezwungen wurden, ihren Namen im Sinne der Diversität zu ändern. FOCUS Online wollte deshalb von Gruber mehr Informationen zu diesen schwerwiegenden Vorwürfen bekommen. Es wäre ja in der Tat ungeheuerlich, sollten die Vorwürfe stimmen.
Über ihre Presseagentur baten wir darum, ob Gruber nicht einige Details zu dem angeblichen Skandal schildern könne. Konkret wollte FOCUS online wissen, wann genau sich diese Fälle zugetragen haben, um welche Art von Film oder Sendung es damals ging und ob die von ihr beschriebenen Autoren auf die Forderung der Sender eingegangen seien. Einige dieser Fragen hätte sie mutmaßlich beantworten können, ohne die Identität der Personen preiszugeben. Gruber ließ ihre Agentur mitteilen: „Frau Gruber möchte sich nicht dazu äußern, da sie die Personen schützen möchte.“
Gruber geht den wichtigsten Schritt nicht
Auch eine Kontaktaufnahme mit den von ihr genannten drei Personen wollte Gruber nicht herstellen. Die Zusicherung von Quellenschutz konnte sie nicht umstimmen.
Das ist ihr gutes Recht, nur geht sie damit nicht den wichtigsten Schritt bei einem solchen Fall: für Klarheit sorgen, Beweise liefern. Sie hat einen gravierenden Vorwurf in den Raum gestellt, der sich so nicht aufklären lässt und, wie angesprochen, von Social Media-Accounts geteilt und verstärkt wird. Für Reitschuster etwa gibt es keinen Zweifel: „Was Gruber da offen ausspricht, ist mehr als eine Anekdote. Es ist der Blick hinter die Kulissen eines Rundfunksystems, das sich Vielfalt auf die Fahnen schreibt – und dabei zunehmend auf Täuschung setzt.“
Die ARD teilte auf FOCUS-online-Anfrage mit: „Künstlernamen und Pseudonyme sind in der Kreativ- und Medienbranche nichts Ungewöhnliches. In der ARD gibt es diesbezüglich keinerlei Vorgaben. Dass einzelne Drehbuchautoren gedrängt worden sein sollen, ihren Namen zu ändern, um einen Migrationshintergrund zu suggerieren, ist der ARD-Programmdirektion nicht bekannt. Warum Monika Gruber diese – in keinerlei Weise belegte – Behauptung aufstellt, die sich auf drei ihr angeblich bekannte Fälle bezieht, muss sie selbst beantworten.“
Und das von Gruber nicht genannte ZDF teilte mit, man könne ein wie von Gruber geschildertes Vorgehen „ausschließen“. Und: „Darüber hinaus kommentieren wir die getätigten Aussagen nicht.“