Hunderttausende Wohnungen fehlen – Für Betroffene wird die Wohnungssuche zum Albtraum

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Die Wohnungssuche in Großstädten wird immer schwieriger. Betrüger versuchen, mit der Verzweiflung Kasse zu machen. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht.

München – Zu wenige neuen Wohnungen werden gebaut und die Mieten steigen, besonders in Großstädten. Für Menschen auf Wohnungssuche wird es immer schwieriger, eine erschwingliche Bleibe zu finden. Von potenziellen Vermietern werden immer dreistere – und auch illegale – Auflagen gefordert. So wurde kürzlich von einer wohnungssuchenden Frau in München sogar verlangt, sie solle einen Nachweis erbringen, dass sie nicht schwanger sei, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Immobilien: Wohnungen fehlen – Schnelle Lösung nicht in Sicht

Das Hannoveraner Pestel-Institut schätzt in einer aktuellen Studie, dass rund 800.000 Wohnungen bundesweit fehlen. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht: Das Ziel der Bundesregierung von 400.000 neu gebauten Wohnungen werde sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr verfehlt, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA), Aygül Özkan, vor kurzem der Augsburger Allgemeinen. „Auch in diesem Jahr werden wir keine 400.000 schaffen, 2025 wahrscheinlich auch nicht.“ Es fehlten vor allem bezahlbare Wohnungen im mittleren Segment, also „für die sprichwörtliche Krankenschwester oder den Polizisten, die beim Wohngeld vielleicht hinten runterfallen“.

Erst im Januar hatte die Ampel-Koalition eine weitere Milliarde für zinsgünstige Darlehen reserviert, um den Neubau anzukurbeln. Investoren und Bauträger leiden unter einer Mischung aus gestiegenen Materialpreisen, höheren Löhnen für Bauarbeiter und der Zinswende, die Projekte unrentabel macht.

Wohnungsbesichtigung in einer Mietwohnung
Die Wohnungssuche in Großstädten wird immer schwieriger. (Symbolbild) © Axel Heimken/dpa

Im vergangenen Jahr brach die Zahl der Baugenehmigungen um rund ein Viertel ein. Die Stimmung in der Branche ist laut Münchner ifo Institut so schlecht wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Im vergangenen Jahr wurden laut ifo Institut offenbar nur 225.000 Wohnungen gebaut – etwa halb so viele, wie Bauministerin Klara Geywitz (SPD) ursprünglich angepeilt hatte. Diese Misere auf dem Wohnungsmarkt treibt die Mieten weiter in die Höhe.

Wohnungssuche: Betrüger machen mit Verzweiflung Kasse

Damit gerät vor allem in den deutschen Großstädten die Wohnungssuche immer mehr zum Albtraum. So sind in letzter Zeit vermehrt Wohnungsbetrügereien bekannt geworden. Die Frankfurter Polizei warnt unter anderem auch in den sozialen Medien vor einer Betrugsmasche, der nach ihren Angaben derzeit viele Menschen zum Opfer fallen. In Frankfurt allein sei es seit Dezember eine „mittlere zweistellige Zahl“ an Opfern. 

Die üblichste Masche – der Vorkassenbetrug – läuft so: Normale Mietwohnungen, die ursprünglich mal vom Eigentümer auch zur Vermietung inseriert oder angeboten wurden, werden eben durch die Täter angemietet und dann weiter als Mietobjekt im Internet beworben, heißt es von der Polizei. Oft werden dann Besichtigungstermine ohne den Vermieter oder Makler vereinbart. Der Schlüssel liegt in einer Schlüsselbox und der Mietinteressent kann sich ganz einfach die Wohnung allein ansehen. 

Der entscheidende Faktor ist dann aber, dass bereits vor Vertragsabschluss und Schlüsselübergabe eine Kaution oder eine Ablöse von den Betrügern aufgerufen werden, damit es vermeintlich für alle Beteiligten schneller geht, schildert Peter Lassek von der Verbraucherzentrale Hessen das Szenario. „Genau da sollten die Alarmglocken klingeln. Eine Kaution ist erst dann fällig, wenn es zum Vertragsschluss gekommen ist und nicht schon vor oder kurz nach dem Besichtigungstermin.“

Wie kann mehr Wohnraum geschaffen werden?

Dabei gibt es Hebel, mehr Wohnraum zu schaffen – aber statt dabei immer nur nach Berlin zu schauen, sind dabei vor allem auch Lokalpolitiker und Kommunen selbst gefragt. Sie können mehr Baugebiete ausweisen, Auflagen senken und mehr Verdichtung zulassen, schlägt beispielsweise die Frankfurter Allgemeine Zeitung vor. Auch mit dem Ausbau der Infrastruktur und des Nahverkehrs lässt sich viel erreichen. Denn wenn eine Kommune über eine gute Anbindung zur nächstgrößeren Stadt verfügt, dann steigen die Immobilien dort gleich auch an Wert.

Mit Material von Reuters und der dpa

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