Le-Pen-Urteil spaltet Frankreich – und führt zu Umfrage-Knall

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Frankreich ist nach dem Urteil gegen Le Pen gespalten. Trotz Verurteilung zeigt eine Umfrage ihre starke Position. Was bedeutet das für 2027?

Paris – Frankreich bleibt auch eine Woche nach dem Urteil wegen Veruntreuung, das die rechtspopulistische Politikerin Marine Le Pen von der Präsidentschaftswahl 2027 ausschließt, in Aufruhr. Bei einer großen Kundgebung in Paris bezeichnete Le Pen am Sonntag das Urteil als „Erniedrigung“ und ein „politisches Urteil“. Gleichzeitig fanden in der Nähe Gegendemonstrationen statt, bei denen zur Verteidigung des Rechtsstaates aufgerufen wurde. Trotz des harten juristischen Schlages gegen Le Pen ist ihre Partei Rassemblement National (RN) weiter im Aufwind.

Nach Urteil gegen Le Pen: Rechtspopulistin dominiert Umfrage zur Präsidentschaftswahl 2027

Eine aktuelle Umfrage des französischen Forschungsunternehmens Elabe zeigt, wie stark und stabil die Unterstützung für Le Pen und den RN trotz allem ist. In einer neuen Umfrage zur Präsidentschaftswahl 2027 liegt Le Pen mit deutlichem Vorsprung bei 32 Prozent. Bei der Präsidentschaftswahl 2022 hatte sie im ersten Wahlgang 23 Prozent der Stimmen erhalten.

Protestkundgebung des Rassemblement National mit Marine Le Pen in Paris
Die Fraktionsvorsitzende des Rassemblement National, Marine Le Pen, nimmt an einer Kundgebung zu ihrer Unterstützung teil, nachdem sie wegen eines gefälschten Beschäftigungsprogramms verurteilt worden war. © Julien De Rosa/dpa

Édouard Philippe, der aus dem Lager des französischen Präsidenten Emmanuel Macron stammt, hat sich bereits für eine Kandidatur in Stellung gebracht, da Macron nicht ein drittes Mal hintereinander antreten darf. Laut Elabe käme Philippe aktuell auf 23,5 Prozent. Bei seiner erfolgreichen Wahl hatte Macron im ersten Durchgang 28 Prozent der Stimmen erzielt. Jean-Luc Mélenchon, der linksradikale Politiker, der 2022 mit 22 Prozent knapp hinter Le Pen die Stichwahl verpasste, verliert in der aktuellen Umfrage stark und erreicht nur noch 10 Prozent.

Nach Le Pen kommt Bardella: Rassemblement National steht auch mit Nachfolger gut da

Das Hoch der Rechtspopulisten ist jedoch nicht ausschließlich an Le Pen gebunden. In der Elabe-Umfrage, bei der vom 2. bis 4. April 1533 Personen befragt wurden, wurden verschiedene Kandidatenkonstellationen untersucht. Jordan Bardella, der Vorsitzende der Rassemblement National und designierter Nachfolger von Marine Le Pen, würde gegen Philippe und Mélenchon auf 31,5 Prozent kommen.

Aufgrund der Verurteilung Le Pens und ihres damit verbundenen fünfjährigen Ausschlusses von der Wahl könnte Bardella in zwei Jahren als Präsidentschaftskandidat in Frankreich antreten. Le Pen wurde am vergangenen Montag wegen Veruntreuung von EU-Geldern zu vier Jahren Haft verurteilt, davon zwei auf Bewährung und zwei mit elektronischer Fußfessel, sowie zu einer Geldstrafe von 100.000 Euro. Diese Strafen sind bis zum Abschluss des Berufungsverfahrens ausgesetzt. Europas Rechte solidarisierten sich schnell mit Le Pen und bezeichneten das Urteil unter anderem als „Kriegserklärung“.

Mehrheit der Franzosen empfindet Urteil gegen Le Pen als gerecht

Eine weitere Umfrage von Elabe ergab kürzlich, dass über zwei Drittel der Befragten die Verurteilung Le Pens als „gerecht“ empfinden. Zudem glauben 67 Prozent, dass Jordan Bardella ebenso gute oder sogar bessere Chancen als Le Pen hat, die Präsidentschaftswahl 2027 zu gewinnen. Le Pen war 2017 und 2022 als Kandidatin mit den zweitmeisten Stimmen in die Stichwahl gegen Emmanuel Macron eingezogen. 2022 erhielt sie rund 13 Millionen Stimmen, was etwa 41 Prozent entsprach.

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