Designerdroge in Ampullen: Bayerns Zoll zerschlägt mutmaßliche Schmugglerbande
Kreislaufversagen, Ohnmacht, Psychosen: Der Konsum sogenannter Legal Highs kann schwere Folgen haben. Europaweit sind Ermittler den Verkäufern auf der Spur – mit Erfolg.
München – Der bayerische Zoll hat eine mutmaßlich international operierende Schmugglerbande ausgehoben, die in Nordrhein-Westfalen Designerdrogen herstellte und deutschlandweit über das Internet vertrieb. Bei einer koordinierten europaweiten Aktion am 16. und 17. Juli nahmen die Ermittler vier Verdächtige in Portugal, Großbritannien, Niedersachsen und den Niederlanden fest, wie das Zollfahndungsamt München bekannt gab. Die Gruppe soll mit ihren illegalen Geschäften jährlich bis zu 1,5 Millionen Euro umgesetzt haben.
Bayerns Zoll gelingt Ermittlungserfolg: Mutmaßliche Drogenbande festgenommen
Die sieben mutmaßlichen Bandenmitglieder bezogen laut Zoll die Grundstoffe für ihre Produkte aus China. Diese konzentrierten psychoaktiven Substanzen wurden nach Deutschland geschmuggelt und in Nordrhein-Westfalen zu sogenannten „Legal Highs“ verarbeitet. Die als Badesalze oder Kräutermischungen getarnten Drogen gelangten anschließend per Postversand zu den Kunden, von denen sich viele in Bayern befanden. Über diese Abnehmer kamen die Fahnder den Verdächtigen schließlich auf die Spur.
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Im Zentrum der Ermittlungen steht ein 40-jähriger Deutscher, der nach Portugal ausgewandert war. Er soll quartalsweise bis zu 30 Kilogramm der Substanzen nach Nordrhein-Westfalen habe liefern lassen. Seine frühere brasilianische Lebensgefährtin, 33 Jahre alt, eröffnete den Ermittlern zufolge über Mittelsmänner Strohkonten für die illegalen Transaktionen. Zu den weiteren Festgenommenen zählen ein 55-jähriger Deutscher, der zunächst in Portugal lebte und später nach Niedersachsen zog, sowie ein 34-jähriger Brite.
110 Ampullen wurden bei Durchsuchungen in NRW gefunden
Bei den Durchsuchungen von insgesamt 13 Objekten entdeckten die Beamten in einer Privatwohnung in Nordrhein-Westfalen unter anderem 110 Ampullen mit pulverförmigen Substanzen. In Portugal beschlagnahmten sie zudem ein Segelboot. Die Fahnder vermuten, dass die Bande ein komplexes Netz aus Scheinfirmen und Strohmannkonten im In- und Ausland nutzte, um ihre Millionengewinne zu verschleiern.
„Legal Highs“
Legal Highs (neue psychoaktive Substanzen) sind Designerdrogen, die im Vergleich zu länger bekannten Drogen oft nur leichte Veränderungen aufweisen. Ihr Verkauf und Konsum war bis zum expliziten Verbot im Jahr 2016 straffrei, weil eine rechtliche Lücke bestand.
Quelle: gesund.bund.de
Designerdroge hat gesundheitliche Folgen
Die als „Legal Highs“ bekannten Substanzen werden häufig als Kräutermischungen, Badesalze oder Lufterfrischer deklariert und im Internet als vermeintlich legale Alternative zu verbotenen Drogen angeboten. Viele Hersteller verändern die enthaltenen Substanzen chemisch leicht, damit sie nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Zielgruppe sind vorwiegend Jugendliche und junge Erwachsene.
Der Konsum dieser Produkte kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, darunter Kreislaufversagen, Ohnmacht, Psychosen, Wahnvorstellungen, Muskelzerfall, Nierenversagen und lebensbedrohliche Vergiftungen. Den sieben Beschuldigten werden Verstöße gegen das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz vorgeworfen. (mit dpa)