Nach Schlaganfall: Was zu tun ist und wo es Hilfe gibt

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Sabine Steiner vom BRK präsentiert einen Musterkoffer mit Hilfs- und Therapiemitteln für Schlaganfallpatienten. Sie bildet ehrenamtliche Schlaganfallhelfer aus und betreut auch selbst Betroffene und deren Familien. © Sebastian Tauchnitz

Alle zwei Minuten erleidet jemand in Deutschland einen Schlaganfall. Danach ändert sich für die Betroffenen und ihre Angehörigen alles. Unterstützung bekommen sie von den ehrenamtlichen Schlaganfallhelfern.

Weilheim – Sabine Steiner weiß, wovon sie redet: „Plötzlich ist dieses Monster Schlaganfall in der Familie.“ Sie hat es selbst in ihrer Familie erlebt und weiß, was für ein Schock das ist, wie ratlos und verloren sich die Familien oft in einer solchen Situation fühlen. Die medizinische Betreuung im Weilheimer Krankenhaus sei Dank der Stroke Unit „nahezu perfekt“, meint Steiner. In den ersten Tagen nach dem Schlaganfall sei die Versorgung sichergestellt.

Nach Schlaganfall: Lange Wartezeiten bei Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden

„Doch wenn man ganz ehrlich ist, müssten die Angehörigen bereits dann für die Zeit nach der Entlassung aus Krankenhaus und Reha planen“, meint die BRK-Mitarbeiterin. Physio-, Ergotherapeuten und Logopäden stehen nicht Gewehr bei Fuß, in der Regel gibt es lange Wartezeiten bis zum ersten Termin. Doch die Angehörigen eines Schlaganfallpatienten haben in den ersten Tagen oft andere Sorgen.

Genau hier kämen die ehrenamtlichen Schlaganfallhelfer vom BRK ins Spiel. Derzeit gibt es 16 von ihnen. Sie wurden sorgfältig ausgebildet und stehen den Patienten und – falls vorhanden – deren Angehörigen zur Seite. Nicht nur zu Beginn, sondern dauerhaft. Die Stroke Unit würde bei Bedarf den Kontakt herstellen, so Steiner. Ansonsten könne man sich unter Telefon 0881/92900 beim BRK in Weilheim melden.

Viele wissen nicht, auf welche Hilfen sie einen Anspruch haben

Beim ersten Besuch bei den Betroffenen würde der Ehrenamtliche, der sich als Helfer angeboten hat, in aller Regel von einem Hauptamtlichen BRKler begleitet. „Da sieht man in der Regel schnell, ob die Chemie zwischen Helfer und Familie passt oder nicht“, sagt Steiner. Passt alles, können die Helfer in Absprache die verschiedensten Aufgaben übernehmen.

Das geht los beim Antrags- und Papierkrieg. Es gibt viele Angebote und Hilfen. Doch die meisten wissen gar nicht, worauf sie Anspruch hätten oder wen man fragen könnte. Die Schlaganfallhelfer kennen sich da aus, unterstützen die Betroffenen und deren Familien bei Antragstellungen. Sie kennen die Vorschriften oder wissen, wen sie fragen können.

Wichtig ist, ein Pflegetagebuch zu führen

„Das hat man immer wieder: Im ersten Jahr bezahlen die Krankenkassen oft alles ohne Probleme, danach wird es schwieriger, eine Verlängerung für Ergotherapie oder Logopädie zu bekommen“, berichtet Steiner. Da sei es wichtig, von Beginn an ein Pflegetagebuch zu führen, mit dessen Hilfe sich die erzielten Fortschritte auch belegen lassen. Die Schlaganfallhelfer unterstützen beim Führen des Tagesbuchs und bei Problemen mit den Kassen, vermitteln bei Bedarf Hilfe. Sie helfen auf Wunsch beispielsweise auch beim Beantragen eines Schwerbehindertenausweises oder des Bayerischen Pflegegeldes.

Auch bei der Vermittlung von Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden könnten die Helfer unterstützen. „Im Rahmen der Ausbildung lernen sie verschiedene Anbieter kennen. Und da kann man auch keine Wunder wirken, aber wenn man sich kennt, geht es oft doch ein bisschen schneller“, so Steiner.

Schlaganfallhelfer werden genau durchleuchtet

Es kann aber auch ganz alltägliche Hilfe sein, die die Schlaganfallhelfer leisten. Einfach mal den Erkrankten betreuen, wenn die Angehörigen zum Einkaufen müssen oder einen wichtigen Termin haben. Oder Sprachübungen machen, einen Spaziergang mit den Patienten unternehmen, ein offenes Ohr bieten. Die Helfer kennen auch die vielen Angebote des BRK, vermitteln bei Bedarf Postpaten oder den Heimwerkerdienst, der schnell mal einen Stuhl repariert. Alles für sich Kleinigkeiten, die in solchen Situationen dennoch immens wichtig sein können.

Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Angehörigen dem Helfer vertrauen. Damit dieses Vertrauen nicht missbraucht werden kann, „durchleuchten wir alle, die sich für die Tätigkeit des ehrenamtlichen Schlaganfallhelfers interessieren, sehr genau“, sagt Steiner. Dazu gehöre auch die Vorlage eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses und ein umfangreicher Fragebogen.

Interessenten für Ausbildung gesucht

Im vergangenen Jahr wurden 16 ehrenamtliche Schlaganfallhelfer ausgebildet. „Es wäre einfach super, wenn wir künftig jedes Jahr in dieser Größenordnung neue Helfer gewinnen könnten“, meint Sabine Steiner. Deswegen bietet das BRK jetzt wieder Infoabende an, bei denen Interessierte einen Einblick in das erfüllende und sinnstiftende Ehrenamt gewinnen können.

Wer als Schlaganfallhelfer arbeiten möchte, der sollte vor allem Einfühlungsvermögen mitbringen, so Steiner weiter. Ein sozialer Hintergrund sei natürlich hilfreich, aber nicht verpflichtend. Vor allem aber braucht es Zeit, die man für das Ehrenamt aufwenden kann.

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