Frisches Kracherl und ein kleiner Ratsch
Taufkirchen - Familie und Freunde trauern um den Getränkehändler Johann Lentner (86).
„Da Lentner, der mit de Kracherl kimmt“ – so war Johann Lentner, von allen Hans genannt, landauf landab im Landkreis bekannt. Jetzt ist er im Alter von 86 Jahren nach kurzer Krankheit verstorben. „Bis kurz vor seinem Sturz war der Papa noch im Getränkemarkt, hat das Leergut sortiert und den Kunden die Kästen ins Auto getragen, das war seine tägliche Fitness-Übung“, erzählt Tochter Anna Gaigl, die ihren Vater als „sehr fleißig, herzlich und humorvoll“ beschreibt.
Hans Lentner wurde am 26. Juli 1938 als viertes von acht Kindern der Eheleute Maria und Anton Lentner in Frauenvils geboren. Seine Kindheit war geprägt von Entbehrungen und Krieg. Den Vater lernte er erst als etwa Achtjähriger richtig kennen, als dieser von der Gefangenschaft aus Russland heimkehrte. Bis dahin musste die Mutter die Kinder alleine durchbringen.
Besonders gerne habe der Verstorbene von einem unbeschwerten Jahr in Oberreitenau am Bodensee erzählt. Als Elfjähriger half er dort seinem Onkel auf dem Hof. Er liebte die Arbeit mit den Pferden und das friedliche Zusammenleben in der schönen Gegend nahe des Bodensees.
Nach der Volksschulzeit machte Hans Lentner bei der Firma Schlegel in Taufkirchen eine Ausbildung zum Metzger. Er arbeitete aber immer nebenbei im elterlichen Getränkebetrieb mit und kümmerte sich unter anderem um die Herstellung der Limonaden. Im Jahr 1973 übernahm er das Geschäft und baute es mit Leidenschaft sowie großem Fleiß aus, unterstützt wurde er dabei vom jüngeren Bruder Heribert. Nebenher absolvierte er eine kaufmännische Weiterbildung.

Im selben Jahr lernte der Getränkehändler beim Tanzen seine zukünftige Frau Maria (73) aus Wolferding bei Vilsbiburg kennen. „Die Mama war immer seine große Liebe“, weiß Anna Gaigl. Geheiratet wurde 1975. Die Kinder Stephan, Birgit, Anna und Johannes, die von 1976 bis 1990 das Licht der Welt erblickten, machten die Familie komplett.
„Er hat für die Familie und sein Geschäft gelebt“, erzählt Anna Gaigl und ergänzt: „Immer mit Hingabe.“ Der Kontakt mit den Kunden sei ihm das Liebste gewesen. Von Altenerding bis nach Velden hat er wöchentlich viele Kunden beliefert und mit so manchem ein kleinen Ratsch gehalten.
In den Urlaub sei die Familie aufgrund der vielen Arbeit nie gefahren, aber der Vater sei beim Ausliefern in verschiedene Kulturen eingetaucht. „Bei einer griechischen Großfamilie wurden wir mal zu Tee und Gebäck eingeladen, beim Gianni vom La Barca in Taufkirchen gab es immer einen doppelten Espresso. Das hat mich als Kind fasziniert“, erzählt Anna Gaigl.
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Sonntags machte er mit der Familie oft einen Ausflug – gerne zum Chiemsee, „das war Papas Sehnsuchtsort“. Dort habe er auch als junger Mann das Segeln gelernt. Mit seinen Geschwistern und Freunden sei er früher außerdem gerne beim Skifahren gewesen.
Selten genehmigte er sich als Familienvater eine Ausfahrt mit einem seiner Oldtimer. „Die waren seine Leidenschaft.“ Er sei stolz gewesen auf seinen alten Mercedes und ein paar Motorräder aus früheren Zeiten, die er in seiner Garage beherbergte.
Bis zuletzt war Hans Lentner täglich mit Freude im Geschäft tätig, das mittlerweile Sohn Stephan führt. Ein kleiner Trost für die Familie bleibt. „Im Krankenhaus hatten wir noch eine wertvolle Zeit mit ihm, in der wir Abschied nehmen konnten.“ Neben seiner Frau und den vier Kindern trauern auch zehn Enkelkinder im Alter von zwei bis fünfzehn Jahren um ihren Opa, der sehr stolz auf seine Nachkommen war.