Elektrobusse werden günstiger: Reichweite macht Ladestationen überflüssig
Für die Umstellung auf elektrische Antriebe nahm der Kreistag anfangs deutliche Mehrkosten in Kauf. Inzwischen gleichen sich jedoch offenbar die Kosten für E-Busse und Dieselbusse zunehmend an.
Landkreis - Im Landkreis München gehören E-Busse längst zum öffentlichen Nahverkehr. Die Resonanz ist äußerst positiv: Bereits im April 2024 hat der Landkreis vier Regionalbuslinien elektrifiziert. 95 Prozent der Fahrgäste und 96 Prozent der Anwohner bewerten die Umstellung laut einer Studie als „sehr gut“ oder „gut“, besonders wegen des schadstoffarmen Betriebs und des reduzierten Lärmpegels.
Im Juli werden drei zusätzliche Linien elektrifiziert
Im Juli elektrifiziert der Landkreis drei zusätzlichen Linien. Dann nehmen 20 weitere Elektrobusse den Betrieb auf. Damit sind insgesamt 39 emissionsfreie Busse auf neun Regionalbuslinien im Landkreis unterwegs.
Für die Umstellung auf elektrische Antriebe nahm der Kreistag anfangs deutliche Mehrkosten in Kauf. Doch im Juni 2024 schlug die Kreiskämmerei Alarm, weil Dieselbusse rund 50 Prozent günstiger waren als Batteriebusse. Aus Kostengründen wurde daher zunächst keine weitere Umstellung beschlossen.
Vorteile durch größere Reichweiten
Inzwischen gleichen sich jedoch die Kosten für E-Busse und Dieselbusse zunehmend an. Landrat Christoph Göbel (CSU) berichtete in der Mobilitätsausschuss-Sitzung von Vorteilen für elektrisch betriebene Busse, etwa durch größere Reichweiten, weniger benötigte Ladestationen und Vergünstigungen beim Kauf. Er betonte, dass sich die Erwartungen an die Preise annähern und es an der Zeit sei, die Vergabepraxis grundlegend zu überdenken.
Auch die Bundesregierung plane laut Koalitionsvertrag ein neues Förderprogramm für Busse, und der Freistaat Bayern wolle die Förderung emissionsfreier Antriebe fortsetzen, sagte Dominik Scheuer, der im Landratsamt für Regionalbusse zuständig ist. Hinzu kommen CO₂-Abgaben auf Diesel und das wachsende Angebot asiatischer Hersteller, die mit der zweiten Generation von E-Bussen auf den Markt drängen: „Die Preise für Batteriebusse dürften weiter sinken“, so Scheuer.
Elektrobusse konkurrenzfähig – Markt soll die Richtung vorgeben
Das Landratsamt empfiehlt künftig eine flexible Ausschreibung: Ist der Batteriebus nicht teurer als der Dieselbus, soll die Ausschreibung vorrangig auf emissionsfreie Antriebe abzielen. Ist der Dieselbus günstiger, bleibt diese Option bestehen. CSU-Fraktionschef Stefan Schelle plädiert allerdings für eine technologieoffene, ergebnisoffene Ausschreibungen – der Markt solle die Richtung vorgeben. In diesem Sinne wurde der Beschlussvorschlag abgeändert und einstimmig angenommen.
Die Ausschreibungen erfolgen stets mit großem zeitlichen Vorlauf. Verkehrsunternehmen müssen Angebote abgeben, die sie auch ohne staatliche Förderung realisieren können, da Förderzusagen zum Zeitpunkt der Ausschreibung oft noch nicht sicher sind. Die Frage nach Ladestationen entlang der Strecke verliert zunehmend an Bedeutung. Die Reichweiten moderner E-Busse sind inzwischen so groß, dass häufig eine Depotladung ausreicht. Auch das erhöht die Wettbewerbschancen.