Innerhalb von nur zehn Tagen haben sich am Sylvenstein drei schwere Motorradunfälle ereignet. Für die Einsatzkräfte ist das eine enorme Belastung.
Lenggries – Sonntag, kurz nach 16 Uhr. Polizei und Feuerwehr treffen am Unfallort ein, eine lange Rechtskurve am Sylvensteinspeicher bei Lenggries. Eine Motorradfahrerin ist verunglückt, die junge Österreicherin ist schwer verletzt. Als sich eine Feuerwehrfrau zu der 22-Jährigen hinunterbeugt, erkennt sie ihr Gesicht durch das Helmvisier. Nur fünf Tage zuvor hatte sie die Motorradfahrerin schon einmal gesehen – bei einem Einsatz an derselben Stelle, zwischen Damm und Klammbrücke. „Sag mal Mädel, was macht ihr denn für Sachen!?“, fragt sie die junge Frau. Dann kommt der Rettungshubschrauber und fliegt die Österreicherin ins Unfallklinikum Murnau.
Einsatzkräfte fassungslos: Drei schwere Motorrad-Unfälle in zehn Tagen am Sylvenstein
Erst am Mittwoch war in dieser Kurve ein Freund der Österreicherin verunglückt. Der 22-jährige Motorradfahrer wurde so schwer verletzt, dass er zwei Tage nach dem Unfall im Klinikum Murnau verstarb. Doch davon ließen sich seine Motorradfreunde, alle aus dem Innsbrucker Land, nicht abhalten: Der Spezl ist noch nicht beerdigt, da starten sie die nächste Tour. „Wir dachten alle: Das darf doch nicht wahr sein“, sagt Christian Eberl, Kommandant der Feuerwehr Fall.
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Für seine Mannschaft war es der dritte schwere Motorradunfall an derselben Stelle in zehn Tagen – das ist auch für die Freiwilligen aus Fall, die einiges gewöhnt sind, enorm belastend. Und auch die Polizeibeamten, die am Sonntag ausrückten, waren am Mittwoch schon vor Ort. „Einsatzkräfte fassungslos“ steht über dem Bericht der Polizei. Der dritte Unfall war am Freitag, 28. März, passiert: Ein 22-jähriger Holzkirchner hatte mit seinem Motorrad einen Autofahrer überholt und in derselben Kurve die Kontrolle verloren. Alle drei Unfälle sind auf zu hohe Geschwindigkeit zurückzuführen.
Motorrad-Saison in Oberbayern startet dramatisch: Problem ist seit Jahren bekannt
Es ist wieder Motorradsaison in Oberbayern, am Sylvenstein startet sie dramatisch. Das Problem ist seit Jahren bekannt: Motorradfahrer lieben die kurvige Strecke. Die Gruppe aus Österreich, zu der die beiden Unfallopfer gehören, kommt fast jeden Tag. Am Sylvenstein gilt ein Tempolimit von 50 km/h, aber viele Motorradfahrer halten sich nicht daran. Fatal: Als der 22-jährige Österreicher vorigen Mittwoch verunglückte, waren Beamte der Polizeiinspektion Bad Tölz gerade auf dem Weg in Richtung Klammbrücke, um einen Blitzer aufzubauen. Ein Versuch, den Unfallschwerpunkt zu entschärfen. Allein 2024 passierten am Sylvenstein 16 Motorradunfälle. Neun Personen wurden schwer verletzt. Und heuer schon im April der erste Tote.
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Rechtliche Hürden für „beschränkende Maßnahmen“ sind hoch
Auch der kurvige Kesselberg zwischen Kochelsee und Walchensee ist in der Szene beliebt. Doch um die Unfallzahlen dort zu senken, sperrten Landratsamt und Polizei die Strecke in den vergangenen zwei Jahren: zwischen April und Ende Oktober von 15 bis 22 Uhr für bergauf fahrende Motorradfahrer. Mit Erfolg. 2024 passierten laut Polizei 13 Motorradunfälle, keiner davon endete tödlich – früher waren es im Schnitt fast 30 Unfälle im Jahr.
Aber wenn der Kesselberg gesperrt ist, weichen die Motorradfahrer auf Sylvenstein und Sudelfeld aus. Am Sudelfeld passierten 2024 insgesamt 26 Motorradunfälle, zehn Personen wurden schwer verletzt. Die Behörden prüfen bereits, ob nach dem Vorbild Kesselberg „beschränkende Maßnahmen“ eingeführt werden. Allerdings sind die rechtlichen Hürden hoch. Und was ist, wenn nur noch der Sylvenstein für Motorradfahrer zugänglich ist? „Dann überschlägt es uns“, sagt Kommandant Eberl. Die Polizei appelliert erneut an die Motorradfahrer, das Tempolimit zu achten. Und ein Feuerwehrler aus Fall sagt: „Schaltet euer Hirn ein!“