Wie sich das TV-Duell auf Harris‘ Wahlchancen auswirken könnte
Das TV-Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris war für beide ein wichtiges Ereignis. Für Harris ging es darum, ihre Position als führende Kandidatin zu festigen.
Washington – Das Rennen um die US-Präsidentschaft wird eng. Beim ersten TV-Duell lieferten sich Kamala Harris und Donald Trump einen intensiven Schlagabtausch. Beide hatten viel zu gewinnen – und noch mehr zu verlieren. Sie warfen sich gegenseitig vor, das Land in die Krise geführt zu haben, keine Lösungen für die drängendsten Probleme zu bieten und Lügen zu verbreiten. Doch viele Experten sind sich einig: Harris hat im TV-Duell gegen Trump eine starke Leistung gezeigt.
Kamala Harris betrat am Dienstag die Bühne für ihr erstes Präsidentschaftsduell mit Donald Trump. Newsweek berichtete, dass Experten sich nach der Debatte in Philadelphia uneinig darüber waren, ob Harris es geschafft hatte, ihre Kampagne neu zu beleben und den Wahlkampf zu ihren Gunsten zu wenden. Aaron Kall, Leiter des Debattierprogramms an der University of Michigan, lobte Harris‘ Auftritt und sagte: „Harris hat diese hohen Erwartungen erfüllt und möglicherweise sogar übertroffen.“ Kall betonte, dass Harris Trump von Anfang an direkt konfrontiert habe und ihn den Großteil des Abends in die Defensive gedrängt habe – eine für den ehemaligen Präsidenten seltene Position.
Für Harris könnte sich zudem die Unterstützung durch Popstar Taylor Swift, die nach der Debatte ihre Zustimmung zu Harris‘ Kampagne in den Sozialen Medien veröffentlichte, sehr hilfreich sein. Swift hatte nach dem TV-Duell ihre Unterstützung für die Demokratin verkündet. In einem Instagram-Post erklärte die Sängerin, dass sie bei der Präsidentenwahl am 5. November für Harris und deren Vize Tim Walz stimmen werde. Swift, die auf Instagram rund 283 Millionen Follower hat, übt vor allem auf junge Frauen – einer entscheidenden Wählergruppe – erheblichen Einfluss aus.
Auch die großen Spendensummen, die in den Stunden nach Harris‘ TV-Auftritt eingingen, stärken ihre Position im Rennen. Kall fügte hinzu, dass die mediale Darstellung von Harris als Siegerin der Debatte den Verlauf des Wahlkampfs kurzfristig positiv beeinflussen könnte.
US-Wahl 2024: Harris überzeugt mit Gelassenheit, Trump verliert die Fassung
Ein anderer Experte, Wendy Schiller, Professorin für Politikwissenschaft an der Brown University, lobte Harris ebenfalls für ihre Gelassenheit angesichts der aggressiven Angriffe Trumps. „Harris hat sich erfolgreich als die ruhigere und stabilere Präsidentschaftskandidatin präsentiert“, erklärte Schiller. Sie fügte hinzu, dass Harris es geschafft habe, unentschlossene Wähler anzusprechen, die sich von Trumps unberechenbarem Verhalten abschrecken ließen. Schiller hob hervor: „Dies war das erste Mal seit langer Zeit, dass die Wähler sahen, wie der ehemalige Präsident die Fassung verlor.“

Jennifer N. Victor, Professorin für Politikwissenschaft an der George Mason University, sagte, dass Harris den gesamten Abend über Trump erfolgreich provoziert habe. Dies habe dazu geführt, dass der ehemalige Präsident Antworten zu verschiedenen Themen gegeben habe – von seinen rechtlichen Problemen bis hin zu seinen Beziehungen zu autoritären Staatsoberhäuptern. „Sie war kompetent, strategisch, gewandt und aufrichtig“, sagte Victor. Sie fügte hinzu, dass Trumps unzusammenhängende Argumentationen im Gegensatz zu Harris’ disziplinierten Antworten standen.
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TV-Duell vor US-Wahl: Harris zeigt Führungsstärke
Barbara Perry, Professorin für Präsidentschaftsstudien an der University of Virginia, erklärte, dass Harris die Debatte geschickt auf Führungsstärke und Charakter fokussiert habe. Sie lobte Harris für ihre Fähigkeit, „Führungsqualitäten, Wissen, Erfahrung, Diplomatie, Einfühlungsvermögen und Sprachgewandtheit“ zu demonstrieren. Perry betonte, dass Harris klare und konkrete politische Ideen vorbrachte, während sich Trump auf oft polemische Allgemeinplätze beschränkte.
Insgesamt sahen die Experten in Harris’ Debattenauftritt einen wichtigen Schritt, um gemäßigte und unentschlossene Wähler anzusprechen, insbesondere in den entscheidenden Swing States. Perry fügte hinzu: „Zumindest hat sie diese Wähler nicht vergrault oder sich Fauxpas geleistet, die sie disqualifiziert hätten.“
Umfrage zeigt: Harris punktet nach TV-Duell stärker als Trump
Harris wurde in einer Zuschauerbefragung nach dem TV-Duell positiver bewertet als ihr republikanischer Gegner Donald Trump. Laut der Umfrage äußerten sich 45 Prozent der Befragten positiv über Harris, während Trump auf 39 Prozent kam. Die Befragung wurde unter registrierten Wählern durchgeführt, die das Duell gesehen hatten, und von einem Meinungsforschungsinstitut im Auftrag mehrerer US-Medien, darunter CNN, durchgeführt.
Allerdings gaben 44 Prozent der Zuschauer an, Harris nach dem Duell kritisch gegenüberzustehen, während Trump bei 51 Prozent lag. In einem Bereich hatte Trump jedoch einen klaren Vorteil: 55 Prozent der Befragten glauben, dass er über mehr Wirtschaftskompetenz verfügt als Harris, die in diesem Punkt auf 35 Prozent kommt. Insgesamt gaben 82 Prozent an, dass das TV-Duell keinen Einfluss auf ihre Wahlentscheidung im November haben wird. (jal)