Merz kündigt baldigen Besuch bei Trump an: China und Ukraine-Krieg im Fokus
Vor dem G7-Gipfel in Kanada drängt Merz auf ein erstes persönliches Gespräch mit Trump. Das Thema Ukraine hat höchste Priorität.
Berlin/Washington – Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat unlängst einen baldigen Antrittsbesuch bei US-Präsident Donald Trump angekündigt. Er wolle versuchen, noch vor den Sommerferien in Washington zu sein, sagte Merz erst vor wenigen Wochen in der ARD. Das erste Treffen mit dem republikanischen Präsidenten solle zentrale Themen der transatlantischen Beziehungen adressieren: die Lage im Ukraine-Krieg, der Umgang mit China und die transatlantische Handelspolitik.
Merz kündigt Antrittsbesuch bei Trump in Washington „noch vor den Ferien“ an
Merz betonte, Deutschland müsse über eine strategische Vorgehensweise mit den USA sprechen. Er hob dabei die Bedeutung gemeinsamer Interessen hervor: Es gebe mehr gemeinsame als gegenläufige Interessen mit den Vereinigten Staaten, so der Kanzler. Besonders kritisch äußerte sich Merz über Trumps unberechenbare Zollpolitik, die er zuletzt wiederholt als „eine der großen Unbekannten für unsere Volkswirtschaft“ bezeichnete.
Die diplomatische Annäherung zwischen dem neuen Bundeskanzler und dem US-Präsidenten begann unmittelbar nach Merz‘ Amtsantritt. Nur zwei Tage nach seiner Vereidigung führte Merz ein erstes Telefongespräch mit Trump, das laut Angaben aus Regierungskreisen als „bemerkenswert positives, entspanntes und höfliches Telefonat“ gewertet wurde, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). In dem rund 30-minütigen Gespräch sei es vor allem um den Ukraine-Krieg und den Handelskonflikt zwischen der EU und den USA gegangen. Trump habe dabei signalisiert, dass er die europäischen Friedensbemühungen unterstützen wolle.
Seither haben sich die Kontakte zwischen beiden Seiten intensiviert. Laut Süddeutscher Zeitung (SZ) ist die Mobilnummer Trumps mittlerweile im Kanzlerhandy eingespeichert, und Merz habe während der Amtseinführung von Papst Leo XIV. vom Petersplatz in Rom erstmals direkt mit Trump gesimst.
Merz will Trump in Washington besuchen: Reisepläne im Schatten der Gipfel
Merz’ Antrittsbesuch in Washington wäre, wenn er wie geplant vor den deutschen Sommerferien stattfände, zeitlich eng getaktet. Bereits Mitte Juni steht der G7-Gipfel im kanadischen Kananaskis (15.–17. Juni 2025) an, gefolgt vom Nato-Gipfel in Den Haag am 24. und 25. Juni. Merz betonte mehrfach, dass er vor diesen beiden internationalen Treffen Trump persönlich treffen wolle. „Ich werde mit dem US-Präsidenten dort über Themen sprechen, die uns über Jahrzehnte zusammengehalten haben“, sagte er beim CDU-Wirtschaftstag.
Ein zentrales Ziel sei es, gemeinsam mit europäischen Partnern den US-Präsidenten zu einem stärkeren Engagement gegenüber Russland zu bewegen. Erst am vergangenen Wochenende koordinierte Merz mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dem britischen Premier Keir Starmer, Polens Ministerpräsident Donald Tusk und der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ein gemeinsames Telefonat mit Trump. Dabei ging es laut einer Pressemeldung der Bundesregierung um das für Montag angesetzte Telefonat Trumps mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin sowie die Forderung nach einem „unverzüglichen und bedingungslosen Waffenstillstand“.
Ukraine-Krieg: Europäische Spitzenpolitiker befürchten schlechten Trump-Deal mit Putin
Am Rande der Amtseinführung von Papst Leo XIV. führte Merz diverse Gespräche über die weitere Herangehensweise im Ukraine-Krieg. Noch vor seinem Telefonat mit den genannten europäischen Staatschefs und Trump betonte er: „Wir können nur hoffen, dass es jetzt weitere Fortschritte gibt.“ Er ergänzte: „Mein fester Eindruck ist, dass sowohl die Europäer als auch die Amerikaner fest entschlossen sind, zusammen, aber jetzt auch zielorientiert dafür zu sorgen, dass dieser schreckliche Krieg bald aufhört.“
Trump selbst hatte angekündigt, erst nach seinem Gespräch mit Putin weitere Gespräche mit Wolodymyr Selenskyj und Nato-Partnern zu führen. Laut Washington Post warnen europäische Spitzenpolitiker jedoch davor, dass Trump dabei ukrainische Sicherheitsinteressen einem fragwürdigen Deal mit dem Kreml opfern könnte.
Merz lädt Trump nach Kallstadt ein: „Heimatbesuch“ als diplomatische Geste
Der Kanzler setzt neben harter Diplomatie auch auf Symbolpolitik. Bei einem Wirtschaftsgipfel in Berlin verriet Merz kürzlich, dass er Trump nach Kallstadt, dem Heimatort von dessen Großvater, eingeladen habe: „Ich habe ihn eingeladen, nach Deutschland zu kommen, uns zu besuchen in seiner Heimatstadt Bad Dürkheim. Und ich werde mit ihm zusammen da hinfahren.“ Ob Trump diese Einladung annimmt, ist offen – doch im Kanzleramt wird Trumps wiederholtes Bekenntnis zu seinen deutschen Wurzeln als Chance für einen besseren Ton gewertet.
Zwar rühmt sich Trump gerne seiner Herkunft, doch in Kallstadt ist die Begeisterung über den prominenten Nachfahren geteilt. Bereits 2016 erklärte ein Bewohner dem Portal Politico: „Wir geben wirklich keinen Dreck auf Trump. Er war nie hier, und offenbar interessiert es ihn auch nicht.“
Bundeskanzler Merz und US-Präsident Trump: Große Themen, wenig Zeit
Doch ehe Trump nach Kallstadt reist, dürfte wohl doch eher Merz in die US-Hauptstadt fliegen. Merz’ Antrittsbesuch in Washington dürfte dabei mehr sein als nur ein diplomatisches Ritual. Angesichts des eskalierenden Ukraine-Kriegs, ungelöster Handelsfragen und geopolitischer Machtverschiebungen steht das transatlantische Verhältnis unter Druck. Ob Merz Trump zu einer stärker abgestimmten Haltung gegenüber Russland und einer konstruktiven Zollpolitik bewegen kann, wird sich bei diesem Besuch zeigen.
Die Uhr tickt: Die großen internationalen Gipfel stehen vor der Tür, und der deutsche Kanzler will seinen Einfluss im Weißen Haus geltend machen – notfalls auch zu einem späteren Zeitpunkt mit einem gemeinsamen Besuch in der Pfalz. (dpa/chnnn)