Russland warnt vor US-Angriff: Will Putin unsere Internet-Leitungen kappen?

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Russland warnt vor einem US-amerikanischen Angriff. Dieser könnte völlig neue Teile der Infrastruktur treffen. Könnten die USA Tiefseekabel angreifen?

Moskau – Erst im August hatte die Debatte um die Explosionen der Nord-Stream-Pipelines neue Fahrt aufgenommen. Neue Hinweise hatten auf einen Verdächtigen mit Verbindungen in die Ukraine hingewiesen. Jetzt aber tut sich eine neue Front im Kampf um Unterwasserstruktur auf. Die wichtigen Tiefseekabel, ein Teil der kritischen Infrastruktur, könnten zur Zielscheibe werden.

Putin-Verbündeter warnt vor Angriff auf Tiefseekabel – und lässt tief blicken

Ein wichtiger Verbündeter des Kreml-Chefs Wladimir Putin hatte in diesem Rahmen eine Warnung ausgesprochen, nach der die USA und das Vereinigte Königreich angeblich Pläne hätten, um Unterwasserkabel zu beschädigen. Das soll internationale Datennetze stören und den maritimen Energiehandel destabilisieren. Das hatte Nikolai Patrushev angegeben, der früher im russischen Sicherheitsrat gesessen hatte und später zum Vorsitzenden der russischen Seeschifffahrtsbehörde ernannt wurde.

Bildmontage aus Wladimir Putin und einem russischen U-Boot (Symbolfoto). Russland warnt vor einem US-amerikanischen Angriff. Dieser könnte völlig neue Teile der Infrastruktur treffen. Könnten die USA Tiefseekabel angreifen? © IMAGO / ITAR-TASS Vyacheslav Prokofyev & IMAGO / SNA Vadim Savitskii

Im Interview mit der russischen Zeitung Kommersant hatte Patrushev außerdem die unbelegte Aussage wiederholt, die USA und das Vereinigte Königreich seien ebenso für die Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines verantwortlich. Eine Investigation hatte hier offengelegt, dass es sich um Sabotage gehandelt haben könnte, allerdings ist nach wie vor nicht abschließend geklärt, von wem der Angriff geplant und durchgeführt wurde. „Amerikanische und britische Spezialeinsatzkräfte“ würden das Personal und das Equipment haben, um einen solchen Angriff in die Wege zu leiten. Dies diene „der Förderung ihrer wirtschaftlichen Interessen“.

Nato warnt vor Angriff auf Tiefseekabel – Allerdings von Russland aus

Im Nachrichtennetzwerk Telegram hatte Patrushevs Aussage bereits für Heiterkeit gesorgt. „Das wäre lustig, aber solche Aussagen klingen oft nach einer Verschleierung für die eigenen Intentionen“, zitierte Newsweek einen User. Auch hatte das Webportal versucht, Statements des US-Außenministeriums und des britischen Foreign Office zu erhalten – ohne Erfolg.

Es gibt in der Tat Grund zur Sorge vor solchen Angriffen, findet jedenfalls die Nato. Schon im Spätsommer hatte sie vor möglichen U-Boot-Angriffen von Russland auf Tiefseekabel gewarnt. Der Nachrichtensender CNN hatte außerdem unter Berufung auf US-Beamte berichtet, dass Russland eine spezielle Sabotage-Einheit aufbaut, in der Drohnen und U-Boote zum Einsatz kommen sollen – und deren Ziel die Unterwasser-Infrastruktur ist. Hier soll das russische GUGI involviert sein, eine Behörde für Tiefseeforschung, die dem russischen Verteidigungsministerium untersteht.

Wie sehr Russland sich bereits mit einem möglichen Angriff auf diese Infrastruktur beschäftigt hat, zeigt auch ein 2023 getätigter Kommentar vom Putin-Vertrauten Dmitri Medwedew. Dieser hatte angedeutet, dass nichts mehr Russland „daran hindern könnte, die Tiefseekabel am Meeresgrund zu zerstören, die der Kommunikation unserer Feinde dienen“. Der Thinktank Atlantic Council hatte gewarnt: Viele Unterseekabel, wichtige Bestandteile der globalen Unterwasser-Infrastruktur, sind unbewacht, ihre Positionen öffentlich einsehbar. Die Nato ist derzeit dabei, neue Verteidigungsmaßnahmen für solche Tiefseekabel hochzufahren.

Tiefseekabel als kritische Infrastruktur – Ader der digitalen Welt könnte Russland ausgeliefert sein

Sollte es Russland gelingen, tatsächlich westliche Tiefseekabel anzugreifen, könnten sie quasi das europäische Internet angreifen. Wie das Center for Strategic International Studies (CSIS) angab, sind diese Kabel für fast alle Aspekte des Handels und der Geschäftsverbindung von hoher Bedeutung. Eine der größeren internationalen Banken soll pro Werktag rund 3,9 Milliarden US-Dollar durch diese Kabel verschieben.

So ermöglichen die Tiefseekabel zum Beispiel den Zugriff auf Nutzerdaten von einer Vielzahl von Services, die auf Servern in einer Vielzahl von Ländern verstreut liegen. Darunter fallen E-Mail-Dienste, Cloud-Server oder App-Daten. Ohne diese Kabel wäre ein Zugriff auf all das nicht mehr ohne Weiteres möglich. Taiwan hatte bereits wiederholt mit massiven Ausfällen bei Internet und Strom zu kämpfen; es hatte öfters China beschuldigt, die Kabel beschädigt zu haben. Verteidigungsexperten warnen bereits seit Jahren vor einem möglichen russischen Angriff. Der Westen hätte wenig Interesse daran, dass diese Kabel zerstört würden.

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