Bürgermeister kritisiert Grüne: Falscher Platz für Wohnraum
Bürgermeister Stefan Klaffenbacher nimmt Stellung zum Grünen-Vorstoß, das alte Krankenhaus zu bezahlbarem Wohnraum umzuwandeln. Er lehnt den Plan ab.
Lenggries – Natürlich reiße man nicht einfach leichtfertig ein Gebäude ab, betont Bürgermeister Stefan Klaffenbacher. Dennoch sieht er den Vorstoß der Lenggrieser Grünen, das alte Krankenhaus nach dem Auszug des Kreispflegeheims zu erhalten, weiterhin mehr als kritisch. Nichtsdestotrotz wird die Substanz nun untersucht, das Thema soll noch einmal in den Gemeinderat.
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Erweiterungsbau muss auf jeden Fall beseitigt werden
Das Gremium hatte bereits vor einiger Zeit den Beschluss gefasst, den Bau, in dem sich derzeit das Kreispflegeheim befindet, abzureißen, sobald das neue Pflegeheim fertig und der Umzug erfolgt ist. Die 1985 und 2004 hinzugekommenen Erweiterungsbauten müssen auf jeden Fall weg. „Die Substanz ist schlecht“ – das habe auch eine Untersuchung gezeigt, sagt Klaffenbacher. Zudem steht dieser Gebäudeteil zu nah am Neubau und muss schon allein aus Brandschutzgründen weichen.
Gemeinde plant auf dem Kasernenareal bezahlbaren Wohnraum
Den Grünen geht es um den Erhalt des ursprünglichen Gemeindekrankenhauses, das Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Statt Abriss plädieren sie für die Umwandlung in bezahlbaren Wohnraum (wir berichteten). „Es ist nicht so, dass wir sagen, dass wir davon nichts wissen wollen“, sagt Klaffenbacher. Wenn es sinnvolle Vorschläge gebe, sei man dafür natürlich offen. Nun sei es aber so, dass eben auf dem Kasernenareal bezahlbarer Wohnraum geplant sei. Wandelt die Gemeinde ein komplettes Unterkunftsgebäude dazu um, könnten mehrere Dutzend Wohneinheiten entstehen. „Wir dürfen mit dem Wachstum aber auch nicht übers Ziel hinausschießen“, sagt Klaffenbacher. Denn mit wachsender Einwohnerzahl muss auch die Infrastruktur – vom Kindergartenplatz bis zur Schule – ausgebaut werden. Auch deshalb sieht er ein weiteres Wohnprojekt neben dem Pflegeheim skeptisch. Die Einschätzung der Grünen, das Gebäude sei ortsbildprägend, teilt Klaffenbacher nicht.
Finanzielle Lage ist herausfordernd
Skeptisch ist der Bürgermeister auch deshalb, weil auf die Gemeinde in den kommenden Jahren große Herausforderungen zukommen. Allein der Bau der Ganztagsbetreuung neben der Grundschule dürfte finanziell ein ziemlicher Brocken werden, genauso wie die Entwicklung des Kasernenareals plus die Pflichtaufgaben, die die Kommune ohnehin zu schultern hat. Dass da noch etwas für den Umbau des alten Krankenhauses übrig sei, bezweifelt Klaffenbacher. „Und wir wollen auf keinen Fall eine Bauruine da oben.“
Areal könnte Erweiterungsfläche für betreutes Wohnen sein
Mit am schwersten wiegt aber ein weiteres Argument: Das angrenzende Haus der Senioren braucht Erweiterungsmöglichkeiten. „Wir haben viele Anfragen“, sagt Klaffenbacher. Gerade größere Einheiten, in die Ehepartner gemeinsam einziehen können, würden bei dem betreuten Wohnen gebraucht. Die einzig sinnvolle Erweiterungsfläche ist aber das Areal, auf dem nun das alte Krankenhaus steht. Zudem ist die gesamte Fläche als Sondergebiet Altenheim ausgewiesen, die Nutzungen, die möglich sind, seien daher beschränkt. Auch die Fördermöglichkeiten für sozialen Wohnungsbau, die die Grünen immer ins Feld führen, würden hier nicht abgerufen werden können, sagt Klaffenbacher.
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Der Abriss könnte 2026 erfolgen
Dennoch wird der Bestand nun untersucht. Die Analyse – sie gibt es bislang nur für den später hinzugekommenen Erweiterungsbau – soll dann dem Gemeinderat vorgestellt werden. Klaffenbacher vermutet, dass die Analyse im Sommer 2025 vorliegen wird. Dann könne das Gremium sagen, ob man den Abrissbeschluss noch einmal auf den Tisch bringen soll oder nicht. Bleibt alles beim Alten, könnten die Abbrucharbeiten 2026 über die Bühne gehen.
Kommentar: Kasernenpläne weiterverfolgen – aber rasch
Dass sich die Grünen intensiv mit der Gemeindepolitik auseinandersetzen und eine Entscheidung des Gemeinderats auf den Prüfstand stellen, ist vollkommen in Ordnung. Das alte Krankenhaus in bezahlbaren Wohnraum umwandeln zu wollen, ist dennoch kein sinnvoller Plan. Das wichtigste Argument dagegen ist, dass dieses Areal als Erweiterungsfläche für das betreute Wohnen zur Verfügung stehen muss – eine Nutzung, die an dieser Stelle als einziges Sinn ergibt. Dass die Gemeinde nun doch noch eine Bestandsanalyse in Auftrag gegeben hat, ist wichtig. Sie dürfte die These stützen, dass ein Neubau nicht (oder zumindest kaum) teurer kommt als eine Sanierung. Wichtig ist aber auch, die Pläne für bezahlbaren Wohnraum an der Kaserne weiterzuverfolgen – und das mit Hochdruck. Denn Mietwohnungen für Normalverdiener werden in Lenggries dringend gebraucht.
Veronika Ahn-Tauchnitz