Israel startet Bodenoffensive gegen Hisbollah – und droht dem Iran
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Israel ist mit Bodentruppen in den Libanon eingedrungen. Ziel ist nicht nur die Zerstörung der Hisbollah-Miliz. Auch der Iran soll geschwächt werden.
Beirut/Tel Aviv – Israel hat seine erwartete Bodenoffensive im Libanon gestartet. Die israelische Armee sprach von „begrenzten“ Angriffen auf Ziele in Grenznähe und nannte diese eine unmittelbare Bedrohung für Gemeinden in Nordisrael. Israels Luftwaffe bombardierte zudem am späten Montagabend erneut Ziele nahe der libanesischen Hauptstadt Beirut. Die Lage im Libanon ist dramatisch: Nach libanesischen Angaben kamen innerhalb von 24 Stunden fast 100 Menschen im Land ums Leben.
Offensive im Libanon: Israels Bodentruppen werden von Luftwaffe und Artillerie unterstützt
Israels Armee teilte auf X mit, vor einigen Stunden habe man „mit begrenzten, lokalisierten und gezielten Bodenangriffen auf der Grundlage präziser Geheimdienstinformationen gegen terroristische Ziele und Infrastruktur der Hisbollah im Südlibanon“ begonnen. Diese Ziele der proiranischen Schiiten-Miliz befänden sich in grenznahen Dörfern und stellten eine unmittelbare Bedrohung für israelische Gemeinden in Nordisrael dar.
Nach Start der Bodenoffensive gegen die Hisbollah: 60.000 Israelis aus Grenzgebiet evakuiert
Die israelische Luftwaffe und die Artillerie unterstützten die Bodentruppen mit präzisen Angriffen auf militärische Ziele in diesem Gebiet. Rund 60.000 Israelis waren wegen der Angriffe aus dem Libanon aus dem Grenzgebiet evakuiert worden. Damit sollen die Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren dürfen. Die Operation werde parallel zu den Kämpfen im Gazastreifen gegen die Hamas und in anderen Gebieten fortgesetzt. Für den Einsatz seien die Soldaten in den vergangenen Monaten trainiert worden. Israel will die Rückkehr von 60.000 Israelis ermöglichen, die seit Monaten durch die Hisbollah-Angriffe aus Gebieten entlang der Grenze vertrieben wurden.

Trotz Bodenoffensive: Hisbollah zeigt sich kampfbereit
Am Montag hatte sich erstmals nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah die Spitze der islamistischen Miliz zu Wort gemeldet und ihre Kampfbereitschaft signalisiert. „Wir wissen, dass der Kampf lang dauern könnte und sind auf alle Möglichkeiten vorbereitet“, sagte der stellvertretende Hisbollah-Chef Naim Kassim in einer im Fernsehen übertragenen Rede. „Wenn Israel sich entscheidet, eine Bodenoffensive zu starten: Wir sind bereit.“ Wer die Hisbollah anführen soll, sagte er nicht.
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Die Hamas im Gazastreifen behauptet, dass die israelischen Angriffe die Hisbollah nur stärken könnte. „Die wichtigste Frage ist: Wird die Ermordung eines Führers der Hamas oder der Partei (Hisbollah) Israel sicherer machen?“, fragte Basem Naim, Mitglied des Politbüros und Sprecher der Hamas in dem Gespräch mit der Newsweek.
Zahlreiche Hisbollah-Führer durch Israel getötet
Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz hatte sich zuletzt dramatisch verschärft. Seit Tagen greift das israelische Militär massiv Ziele in dem Nachbarland an, nach eigener Darstellung unter anderem Waffenlager der Hisbollah. Der Libanon meldete Hunderte Tote und Verletzte. Am Freitag waren bei einem gezielten israelischen Luftangriff der Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah und weitere Hisbollah-Kämpfer getötet worden. Auch zahlreiche andere Führer der pro-iranischen Miliz wurden in den vergangenen Wochen bei israelischen Angriffen getötet.
Israel startet Bodenoffensive gegen Hisbollah – Iran bleibt stumm
Allerdings dürfte auch die Schwächung des Irans Ziel der israelischen Militäroffensive sein. In einer an die iranischen Bevölkerung machte Premierminister Benjamin Netanjahu deutlich, dass sein ultimatives Ziel in der regionalen Machtverschiebung darin besteht, die Autorität der klerikalen Führung in Teheran zu untergraben und die Iraner, die sowohl die Hamas im Gazastreifen als auch die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah finanzieren, ausbilden und angeblich beschützen, zu entmachten.
Netanjahu versprach dem „edlen persischen Volk“, dass der Tag, an dem es von der Herrschaft der „Tyrannen“ befreit sei und Frieden mit Israel haben könne, „viel früher kommen werde, als die Leute denken“. Gleichzeitig drohte er dem Mullah-Regime. „Es gibt keinen Ort im Nahen Osten, den Israel nicht erreichen kann“. Zwar hatte Iran angesichts der israelischen Angriffe immer wieder mit Vergeltung gedroht, hat aber bislang nichts gegen Israel unternommen. Denn auch die USA haben immer wieder dem Iran mit Konsequenzen gedroht, sollte es gegen Israel vorgehen. (erpe/dpa/AFP)