Derby-Erinnerungen: Volle Tribüne, ein Meistertitel und ein krasser Check

  1. Startseite
  2. Sport
  3. Eishockey
  4. Tölzer Löwen

KommentareDrucken

Furioser Einstand bei den Tölzer Löwen: Chris St. Jacques in der Saison 2017/18 © Oliver Rabuser

Über 250 Mal sind die Tölzer Löwen und der SC Riessersee in Derbys gegeneinander angetreten. Helden von einst und heute schwelgen in Erinnerungen.

Klaus Kathan, Ex-Nationalspieler, ehemaliger Löwen-Stürmer und heute hauptamtlicher Nachwuchstrainer beim EC Bad Tölz: „Ich erinnere mich vor allem an die Derbys in unserer ersten DEL2-Saison 2017/18. Wir waren schlecht, standen weit unten in der Tabelle und haben um den Klassenerhalt gekämpft. Beim ersten Derby in Garmisch waren wir chancenlos und haben hoch verloren, mit 4:9.

Klaus Kathan, Ex-Nationalspieler, ehemaliger Löwen-Stürmer
Klaus Kathan © Patrick Staar

Vor dem Rückspiel haben wir dann Chris St. Jacques geholt. Er kam als Ersatz für Tuomas Vänttinen, der sich das Kreuzband gerissen hatte. In seinem ersten Spiel für uns hat der Chris gleich einen krassen Check gefahren. Ab diesem Zeitpunkt war richtig Stimmung im Stadion und der Chris war der Publikumsliebling Nummer eins, obwohl er eigentlich gar nicht so gut war und nicht fit. Der Check ist heute noch in dem „Söhne der Berge“-Video zu sehen, das vor den Spielen im Eisstadion gezeigt wird.“  

Manfred Klaar, Vorstandssprecher der Raiffeisenbank im Oberland, lange Zeit Kapitän des EC Bad Tölz. Zwischen 1983 und 1995 absolvierte er 503 Punktspiele im Eisclub-Trikot: „Mir ist besonders das Derby in der Saison 1994/95 in Erinnerung geblieben. Ich hatte schon vor der Saison kommuniziert, dass es meine letzte Saison beim Eisclub ist. In jedem Spiel schwang der Gedanke Abschied mit. Bei meinem letzten Derby war das alte Stadion das erste Mal seit fast 20 Jahren wieder ausverkauft. Wohin man geschaut hat – überall waren Menschen, sogar auf dem Kioskdach. Keiner hat gewusst, wie viele Zuschauer im Stadion waren, aber 6000 waren es locker. Die Stehplatz-Tribüne ging so weit hoch, dass man das Stadiondach kaum mehr gesehen hat. Da hat man vor einer Wand aus Menschen gespielt. Da ist eine Wahnsinns-Energie rüber gekommen.

Manfred Klaar, Vorstandssprecher der Raiffeisenbank im Oberland und lange Zeit Kapitän des EC Bad Tölz.
Manfred Klaar, Vorstandssprecher der Raiffeisenbank im Oberland und lange Zeit Kapitän des EC Bad Tölz (Mi.). © Patrick Staar

Die Derbys gegen Hedos München und Riessersee waren immer was Besonderes. Bei beiden Mannschaften hatte man Lieblingsgegenspieler, mit denen ich mich schon vor Spielbeginn gehakelt habe. Bei Riessersee war es Andreas Maurer. Schon beim Warmmachen haben wir uns „begrüßt“. Kurios war, dass ich zehn Jahre später noch mal in der ECT 1b gespielt habe, als die erste Insolvenz der Tölzer Löwen in der Luft lag. Es ging damals darum, dass die Reserve in die Bayernliga aufsteigt. Wir haben gegen Riessersee gespielt. Und wen seh’ ich auf’s Eis laufen? Meinen Freund, den Maurer.

Am 18. Februar bin ich sicher auch wieder im Stadion. Viele meiner Freunde sagen, dass sie sich das Spiel auch anschauen wollen. Ich hab’ ihnen gesagt: „Kauft’s Euch die Karten lieber gleich – sonst könnt Ihr Euch das Spiel höchstens noch bei Sprade TV anschauen – aber nicht im Stadion.“ Die Karten-Nachfrage soll ja ziemlich groß sein.“

Walter Riedl, Ex-Nationalspieler und ehemaliger Löwen-Spieler: „Mir ist das Derby von 1962 am meisten in Erinnerung geblieben. 2000 Tölzer haben uns begleitet, das Stadion war rappelvoll. Die Riesserseer waren ganz euphorisch und haben fest damit gerechnet, dass sie noch Deutscher Meister werden.

Walter Riedl, Ex-Nationalspieler und ehemaliger Löwen-Spieler:
Walter Riedl, Ex-Nationalspieler und ehemaliger Löwen-Spieler: © Ewald J.Scheitterer

Und dann kommen wir, gewinnen in ihrem Stadion mit 6:2 und werden Meister. Mei, waren die enttäuscht. Nach dem Spiel haben wir mit den Fans im Schmied von Kochel gefeiert. An diesem Abend ist sehr viel Sekt und Schampus geflossen. Es war eine wunderschöne Feier.“

Benedikt Huß, streitbarer und durchsetzungsfähiger Spieler beim EC Bad Tölz von 1986 bis 1997: „Derbys gegen Garmisch – das war immer brisant, ein Kampf bis aufs Messer. Besonders in Erinnerung bleibt mir, als Rick Boehm für Riessersee gespielt hat. Den wollten wir besonders checken, damit der auf keinen Fall ein Tor schießt. Den habe ich mir immer vorgenommen. Bei den Derbys gab’s keine Gefangenen.

Benedikt Huß, Stürmer beim EC Bad Tölz von 1986 bis 1997
Benedikt Huß, Stürmer beim EC Bad Tölz von 1986 bis 1997 © Oliver Rabuser

Oder das Spiel, als ich mit dem Lenz Funk sen. im Sturm zusammengespielt hab’. Wir hatten eine Bully-Variante ausgemacht, bei der er einen Pfiff loslässt, dann die Scheibe nach vorne jagt, und ich hau sie rein. Das hat im Derby mal funktioniert.“

Christian Urban, von 2002 bis 2013 bei den Tölzer Löwen: „Mir ist mein erstes Derby besonders in Erinnerung geblieben, das war 2002. Wir hatten damals eine gute Mannschaft, die aber nicht viel zerrissen hat. Wir haben das Spiel mit 2:3 verloren, und etwas später gab’s die Insolvenz.

Trotzdem war das Derby ein Highlight. Es kribbelt, es wird viel über das Spiel berichtet, man spürt die Anspannung im Umfeld, man wird auf das Spiel angesprochen. Es geht da um mehr als drei Punkte. So ein Spiel will man nicht verlieren, gerade weil die gegnerischen Fans dann das Stadion einnehmen, den Sieg entsprechend ausschlachten und feiern. Das tut dann doppelt weh.

Christian Urban Ex-Geretsrieder und ehemaliger Löwen-Kapitän
Christian Urban Ex-Geretsrieder und ehemaliger Löwen-Kapitän © Patrick Staar

Wir haben 2002 noch im alten Stadion gespielt. Das hatte sein ganz eigenes Flair. Es gab es diese enorm hohe Stehplatz-Tribüne auf der Geraden. Da sind 70 Prozent aller Zuschauer gestanden. Das war wie eine Wand, gerade wenn sie beim Derby voll mit Leuten war. Es was saukalt, aber das hat dazugehört. Alles war viel enger als jetzt in der Arena. Wenn du als Spieler zur Eisfläche wolltest, musstest du durch die Zuschauer durchgehen, die gerade ihre Wurstsemmel und ihr Bier geholt haben. In den Drittelpausen wurde immer ein kleiner Gang von den Ordnern freigemacht. Dadurch war man näher an den Leuten dran.“

Christoph Fischhaber, seit 2005 Stürmer bei den Tölzer Löwen: „Mein Lieblingsderby war in der Saison 2010/11. Wir hatten damals eine ganz junge Mannschaft, und im Vorjahr hatten wir die Play-offs nicht erreicht. Wir haben dann aber einen guten Start hingelegt. Anfang Dezember hatten wir dann das Spiel in Garmisch. Wir haben mit 2:0 gewonnen und uns die Tabellenführung geholt. Ich kann mich noch genau an die Tore erinnern: Das 1:0 hat Yanick Dubé geschossen. Das 2:0 war ein Empty-Net-Tor von Florian Strobl kurz vor Schluss. Nach dem Spiel haben wir gewusst: In dieser Saison können wir richtig was reißen.

Christoph Fischhaber, Stürmer bei den Tölzer Löwen
Christoph Fischhaber, Stürmer bei den Tölzer Löwen © Patrick Staar

Nach der Vorrunde waren wir dann tatsächlich Erster. Im Halbfinale sind wir dann in einer Best-of-Five-Serie gegen Klostersee ausgeschieden. Das war die Serie, bei der die Klosterseer ein Loch im Eis hatten. Riessersee ist aufgestiegen in diesem Jahr.“

Mehr News finden Sie in unserer brandneuen Merkur.de-App, jetzt im verbesserten Design mit mehr Personalisierungs-Funktionen. Direkt zum Download, mehr Informationen gibt es hier. Sie nutzen begeistert WhatsApp? Auch dort hält Sie Merkur.de ab sofort über einen neuen Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Hier geht‘s direkt zum Kanal.

Auch interessant

Kommentare