Nach intensiver Prüfung: Missbrauchsvorwürfe gegen Erzieher erhärten sich nicht

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. München Landkreis
  4. Oberhaching

Kommentare

Die Gerüchte und Mutmaßungen gegen einen ehemaligen Erzieher in der Gemeinde Oberhaching, er habe Kinder sexuell missbraucht, konnten bisher nicht belegt werden. (Symbolfoto) © Fabian Sommer

Seit gut einem Jahr steht der Verdacht gegen einen früher in Oberhaching tätigen Erzieher im Raum, Kindern zu nahe getreten zu sein oder Kinder sexuell missbraucht zu haben. Die Gemeinde ist nun allen Mutmaßungen und Gerüchten gegen den ehemaligen Mitarbeiter nachgegangen.

Oberhaching - Anlass war eine TV-Dokumentation im Juli 2023, in der dem Erzieher an seiner früheren Arbeitsstelle Missbrauch an Kindern vorgeworfen wird. Nun hat Bürgermeister Stefan Schelle den Gemeinderat informiert, dass der frühere Mitarbeiter, von dem sich die Gemeinde getrennt hat, nach erfolgter Prüfung weiterhin als unbescholten gelten müsse. „Der Gemeinde Oberhaching ist bis zum heutigen Tag kein einziger konkreter Fall bekannt geworden, wonach in gemeindlichen Einrichtungen Kindern gegenüber sexuelle Grenzverletzung oder Missbrauch stattgefunden hätte“, stellt die Gemeinde in einer Pressemitteilung fest.

Gerüchte sind nicht belegbar

Die Dokumentation „Verschickungskinder. Missbrauch und Gewalt bei Kinderkuren“ der Autorin Lena Gilhaus wurde am 3. Juli 2023 im WDR ausgestrahlt. Darin werfen zwei Männer jenem Erzieher vor, sie in den 80er Jahren in einem Kinderkurheim sexuell missbraucht zu haben. Das Heim wurde vom Orden der Franziskanerinnen geführt. Es dauerte Jahrzehnte, bis der Orden erste Anläufe unternahm, die Geschichte aufzuarbeiten. 2022 kommt in einem Zwischenbericht ein Erzieher mit demselben Vornamen vor, wie jener Mann, der später 32 Jahre in Oberhaching tätig ist. Schon 2020 hatte die Oberin gegen ihn in Lübeck Anzeige erstattet. Das Verfahren wurde aber eingestellt.

Der Film löste in Oberhaching Aufregung aus und förderte Vorwürfe zutage. Auch in der Gemeindeverwaltung fragte man sich, ob man etwas übersehen hatte. Die Gemeinde reagierte sofort, stellte den Mann frei und ging jedem Verdachtsmoment nach, sprach mit Eltern und mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, auch ehemaligen. Die Gemeinde informierte die Polizei und das Jugendamt und bat um Aufklärung. Doch aus den Prüfungen ging kein konkreter Verdachtsfall hervor.

Schutzkonzept wurde eingehalten

Die Fachaufsicht im Landratsamt bescheinigt der Gemeinde nun, dass in der Zeit der Aufbewahrungsfrist der entsprechenden Akten, „keine Anhaltspunkte für eine Gefährdung von Kindern“ erkennbar seien. Die vorgegebene Aufbewahrungsfrist, etwa von Dienstplänen, beträgt fünf Jahre. Bürgermeister Schelle hat inzwischen angeordnet, sie auf zehn Jahre zu verlängern.

Das Jugendamt hat auch das gesetzlich verpflichtende Schutzkonzept für die Einrichtungen in Oberhaching geprüft und bestätigt der Gemeinde, „dass es allen fachlichen und rechtlichen Anforderungen entspricht und in der Vergangenheit stets eingehalten wurde“. Ziel ist es, durch dokumentierte Maßnahmen, wie dem Vier-Augen-Prinzip, sicherzustellen, dass Missbrauch oder andere Grenzüberschreitungen von vornherein ausgeschlossen werden. Alle Mitarbeiter müssen auch regelmäßig ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, das keinen entsprechenden Eintrag enthalten darf.

Eltern sollen Vertrauen nicht verlieren

Bürgermeister Schelle erklärt: „Ich bin sehr froh, dass unser Präventionskonzept funktioniert.“ Er ist selbst Vater von drei erwachsenen Kindern, die Oberhachinger Kindergärten besuchten: „Ich weiß, wie wichtig es ist, dass die Eltern Vertrauen haben können.“ Kein Verständnis habe er dafür, dass die Gemeinde über die Verdachtsfälle in Norddeutschland nicht früher informiert wurde: „Weder der Orden noch andere Vertreter der Kirche noch die in Norddeutschland involvierte Staatsanwaltschaft, beziehungsweise Polizei nahm Kontakt zur Gemeinde Oberhaching auf, um uns als den späteren Arbeitgeber zu informieren. Das können wir uns bei dem Thema nicht leisten.“

Dreharbeiten des WDR

Lena Gilhaus hat während der Jubiläumsfeierlichkeiten in Oberhaching mit einem Team gedreht und für einen TV-Beitrag recherchiert, der auf der Doku „Verschickungskinder“ aufbauen soll. Ende Oktober soll der Beitrag im WDR gesendet werden.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion