Allesfresser Abrams-Panzer: Wenn es brennt, kann es in den Tank

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Die Ukraine hat amerikanische Abrams-Panzer zum Schutz gegen den russischen Angriffskrieg erhalten. Ein Vorteil dämpft etliche Schwachstellen des Koloss.

Kiew - Die eindringlichen Warnungen vor dem imperialistischen Regime des autokratischen Moskau-Machthabers Wladimir Putin nehmen in Deutschland in der Vorweihnachtszeit wieder zu, während im Ukraine-Krieg auch im bitterkalten Winter weiter getötet und gestorben wird.

Ukraine-Krieg: Abrams-Panzer können angeblich mit mehreren Treibstoffen kämpfen

Der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) hat sogar eine nukleare Abschreckung gegen Russland durch die Europäische Union (EU) gefordert. Und Dr. Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) hat dem Westen eindringlich geraten, die Ukrainer tunlichst mit den Voraussetzungen für eine neue Offensive 2024 auszustatten.

Die USA haben der völkerrechtswidrig angegriffenen Ukraine zuletzt bis zu 31 Kampfpanzer M1 Abrams geliefert. Während das enorme Gewicht von 61,3 Tonnen aber nicht gerade geeignet für die schlammigen Böden im Winter ist, hat der Panzer zumindest einen anderen Vorteil: Der Abrams kann mit verschiedenen Treibstoffen betankt werden.

Unter anderem der viel zitierte X-Account (vormals Twitter) „OSINTtechnical“ teilte in dem Sozialen Netzwerk ein Foto von einem M1 Abrams der ukrainischen Armee. Der Account hat mehr als 900.000 Follower, darunter sind viele Journalisten. Die Panzer sind also mittlerweile auf dem Schlachtfeld. Vor der Waffen-Lieferung des schweren Kampfpanzers für Kiew gab es indes neben dem hohen Gewicht auch Bedenken wegen des wartungsintensiven Gasturbinentriebwerks.

Dieses ist für die Verbrennung von Kerosin ausgelegt, also von Flugzeugtreibstoff. Die Gasturbine des Typs Lycoming Textron AGT1500 ist zwar wesentlich kleiner und leichter als ein mächtiger Dieselmotor, wie er zum Beispiel im deutschen Leopard 2 eingebaut wird.

Kampfpanzer M1 Abrams: Amerikaner verwenden Flugturbinenkraftstoff JP-8

Aber: Die US-Streitkräfte verwenden in der Regel eben JP-8, einen Flugturbinenkraftstoff für Kampfjets und Hubschrauber. Für diesen hatten die Amerikaner logistisch eine Lieferkette aufgebaut, zum Beispiel im Irak-Krieg. JP-8 ist leistungsfähiger und macht mit viel Drehmoment selbst aus dem wuchtigen Abrams einen verhältnismäßig schnellen Panzer.

Die Lieferkette, die die US-Streitkräfte besitzen, hat die ukrainische Armee unter den Bedingungen ständiger russischer Angriffe auf die Nachschublinien freilich nicht. Heißt: Pragmatischere Lösungen müssen her. Und diese gibt es. Für die Gasturbine des M1 Abrams kann fast jede brennbare Flüssigkeit als Kraftstoff in beliebigen Mischungsverhältnissen verwendet werden. Anders formuliert: Das, was auf dem Schlachtfeld gerade verfügbar ist, kommt in den Tank.

Kampfpanzer M1 Abrams
Erstauslieferung: Anfang der 1980er Jahre
Hauptwaffe: 120-mm-Glattrohrkanone von Rheinmetall
Sekundärbewaffnung: zwei M240-Maschinengewehre und ein Browning M2
Verbrauch: 700 Liter auf 100 Kilometer
Höchstgeschwindigkeit im Gelände: 45 km/h
Gewicht/Länge/Breite: 61,3 Tonnen / 9,83 m / 3,66 m

Mehrere Medienberichte weisen auf diese Treibstoff-Flexibilität hin, während die USA sich bedeckt halten. Wie zum Beispiel die österreichische Tageszeitung Der Standard in einer Analyse schreibt, kann die Gasturbine mit einer Vielzahl unterschiedlicher Kraftstoffe betrieben werden. Die Turbine sei zudem vergleichsweise leise, was dem Panzer den Beinamen „Whispering Death“ (Deutsch: „Der flüsternde Tod“) eingebracht habe.

Honeywell-Gasturbine des M1 Abrams: Mehrere Treibstoffe für Kampfpanzer

Die US-Armee soll Anfang der 1990er Jahre ebenfalls Diesel eingesetzt haben. Damals kam der M1 Abrams unter anderem im Zweiten Golfkrieg (August 1990 bis Februar 1991) im Irak reihenweise zum Einsatz.

„Theoretisch kann die Honeywell-Gasturbine des M1 jeden Treibstoff verbrennen, der dünn genug ist, um sich durch seine Leitungen zu bewegen“, schrieb der Militär-Analyst David Axe im Januar 2023 in einem Gastbeitrag für das Wirtschaftsmagazin Forbes. Andere Streitkräfte, zum Beispiel die australischen, würden statt JP-8 Diesel oder übliches Motorenbenzin tanken. Das Problem bleibt jedoch der hohe Verbrauch, während in der Ukraine zudem die russischen Kamikaze-Lancet-Drohnen Sorgen machen.

Im Irak reihenweise eingesetzt: der US-amerikanische Kampfpanzer M1 Abrams. (Archivfoto)
Im Irak reihenweise eingesetzt: der US-amerikanische Kampfpanzer M1 Abrams. (Archivfoto) © IMAGO / StockTrek Images

M1 Abrams: Trotz Gasturbinen-Vorteil - Panzer braucht viel mehr Treibstoff als Leopard 2

Axe zitierte eine Studie des in Washington D.C. ansässigen Project on Government Oversight (POGO) aus dem Jahr 1990, wonach ein M1 Abrams bei gleicher Geschwindigkeit im Schnitt 83 Prozent mehr Treibstoff verbraucht als der in Deutschland hergestellte Leopard 2. Markant: Die neueste Version des M1 soll sogar mehr als 70 Tonnen schwer sein, wobei Washington den Truppen Kiews ältere Modelle geliefert hat.

Zum Vergleich: Ein M1 Abrams verbraucht auf 100 Kilometern angeblich bis zu 700 Liter Treibstoff - der deutsche Leopard-2A6 dagegen rund 120 Liter. Wie das POGO laut Axe einst berichtete, musste ein Bataillon der US-Armee wegen des hohen Treibstoffverbrauchs Dutzende Tank-Lastwagen bereithalten, um mehrere M1 Abrams über eine längere Distanz kampffähig zu halten. Die Ukrainer seien letztlich aufgefordert, schreibt Axe für Forbes, „die zusätzliche logistische Belastung zu akzeptieren, die mit den amerikanischen Panzern einhergeht“. (pm)

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