Warum Harris Walz als ihren Vize für die US-Wahl ausgewählt hat
Die Demokraten setzen auf Tim Walz als Vize-Kandidat. Harris erklärt wieso. Nun steht seine erste Bewährungsprobe vor der US-Wahl unmittelbar bevor.
Washington, D.C. – Als Amtsträger Joe Biden letztlich entschied, sich aus der US-Wahl zurückzuziehen, schlug er prompt seine Vizepräsidentin Kamala Harris vor. Während diese Personalie – wenn auch vorerst eher inoffiziell – schnell geklärt war, rankten sich wochenlang die Spekulationen um den Vizepräsidentschaftskandidaten der Demokraten.
Die Wahl fiel schlussendlich auf Tim Walz; Gouverneur von Minnesota, ein klassischer amerikanischer „Dad“. Walz soll ein Gegenstück zu Donald Trumps jungem Vizekandidaten J.D. Vance bilden, dem trotz seiner trumpistischen, rechtspopulisten Parolen zu Beginn auch Opportunismus nachgesagt wurde. Auch wenn das von Harris bei ihrer Vize-Wahl sicher nicht außer Acht gelassen wurde, verließ sie sich laut eigener Aussage vor allem auf ihr Gefühl.
Entscheidung zwischen Walz und Shapiro: „Hatten viele gute Kandidaten“
So wurde die Präsidentschaftskandidaten der Demokraten in einem Interview mit dem Sender MSNBC gefragt, wann sie das letzte Mal eine „Bauchentscheidung“ treffen musste. Kamala Harris wusste schnell zu antworten: „Die wahrscheinlich größte Bauchentscheidung, die ich in letzter Zeit getroffen habe, war die Wahl meines Kandidaten.“

Zahlreichen Berichten zufolge standen in den Tagen vor ihrer Kündigungen mehrere Namen auf Harris‘ „short list“ möglicher Vize-Kandidaten. Als Favorit galt eine Zeit lang Pennsylvania-Gouverneur Josh Shapiro, der aufgrund seiner konservativen Politik auch bei moderaten Republikanern gut ankommt. Zudem, so die Theorie von politischen Beobachtern, hätten die Demokraten im Swing State Pennsylvania mit Shapiro einen Vorteil bei der US-Wahl gehabt.
Doch entschied sich Harris mit Walz lieber für ein eher unbeschriebenes Blatt. Sie führte gegen MSNBC aus, dass es „viele gute, unglaubliche Kandidaten“ gegeben habe.
TV-Duell zwischen Walz und Vance könnte US-Wahl entscheidend beeinflussen
Tim Walz hatte bereits Wahlkampfauftritte mit Kamala Harris sowie ein gemeinsames Fernsehinterview absolviert. Die erste Bewährungsprobe des 60-Jährigen folgt jedoch erst am kommenden Dienstag, wenn er auf seinen republikanischen Gegenkandidaten in einem TV-Duell treffen wird.
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Angesichts der Tatsache, dass Donald Trump kein Interesse an einem zweiten TV-Duell mit Harris zeigt, könnte die von CBS News ausgerichtete Debatte eine wichtige Rolle in der US-Wahl spielen. Für den Auftritt auf der nationalen Bühne soll Walz laut US-Medien bereits seit Wochen mit Verkehrsminister Pete Buttigieg üben. Der soll in den Debattenproben als „Vance-Darsteller“ agieren – und übernimmt damit eine ähnliche Rolle wie vor vier Jahren, als bei Harris‘ Übungseinheiten den damaligen Vizepräsidenten Mike Pence mimte.
US-Wahl ist auch ein Duell der Vize-Kandidaten: Walz schneidet in Umfragen besser ab
In den Umfragen zur US-Wahl liegt das Momentum derzeit auf Seite der Demokraten. Während Harris in den meisten, stets entscheidenden Swing States vor Trump liegt, scheint auch Walz die US-Bevölkerung zu erreichen. In einer aktuellen Umfrage der Associated Press (AP) erklärten 43 Prozent der registrierten Wählerinnen und Wähler, eine positive Meinung über den Minnesota-Gouverneur zu haben – nur 27 Prozent sprachen sich für J.D. Vance aus.
Auch was den innerparteilichen Rückhalt angeht, landet Walz vor Vance. Die AP-Umfrage ergab, dass 72 Prozent der registrierten Demokraten hinter Walz stehen, während nur 60 Prozent der registrierten Republikaner von Vance überzeugt sind.
Das Bild kann sich allerdings schnell ändern. Eine Möglichkeit, das Ruder wieder für die Republikaner herumzureißen, hat Vance am 1. Oktober. Sollte aber stattdessen Walz im TV-Duell triumphieren, könnte sich Harris‘ Vorsprung auf Trump wenige Wochen vor der US-Wahl noch einmal vergrößern. (nak)