Nahost-Eskalation treibt Ölpreis – mit drastischen Folgen
Israel greift die Infrastruktur im Iran an. Im Westen sorgte das bereits für steigende Ölpreise. Diese wiederum lösen Unruhe aus.
Tel Aviv – Der Krieg zwischen Israel und dem Iran hat ein neues Level erreicht. Seit einigen Tagen überziehen sich beide Länder mit schweren Angriffen, wobei Israel methodisch Führungskräfte ausgeschaltet hat, während der Iran offenbar verstärkt auf israelische Wohngebiete zielt. Unter den Zielen der israelischen Angriffe befinden sich auch Anlagen der Infrastruktur. Unter anderem geht es um Öl- und Gasförderung – das löst auch im Westen Besorgnis aus.
Iran als Öl- und Gasriese – Israel-Angriffe bringen Märkte in Aufruhr
Dabei hat der iranische Energiesektor bereits vor dem Angriff Israels mit Problemen gekämpft. Zwar verfügt das Land über gewaltige Ressourcen (zum Beispiel befindet sich der Iran sowohl bei der Menge der Vorkommen als auch bei der Produktion unter den Top fünf), aber es leidet unter Sanktionen und verschiedentlichen Unterbrechungen bei den Gasexporten. Die Financial Times berichtete außerdem von Energieknappheit und fehlendem Treibstoff. Trotzdem hatte der israelische Angriff auf die Energieinfrastruktur des Irans globale Auswirkungen; die Märkte gerieten am Wochenende (14. Juni) in Aufruhr.

Unter anderem stieg der Ölpreis spürbar. Brent-Rohöl war am Montag (16. Juni) zu Beginn des Handelstages in Asien fünf Cent pro Barrel teurer (auf über 78 US-Dollar), ein Niveau, das zuletzt im Januar sichtbar war. Rohöl verteuerte sich seit Beginn der Kampfhandlungen Mitte Juni um zehn Prozent. Die Angst dahinter: Der Konflikt könnte sich ausweiten, und das ausgerechnet in einer Region, die für ein Drittel der globalen Ölproduktion verantwortlich ist.
Inflationssorgen im Westen – ist der Ölpreis daran schuld?
„Es ist eine Leiter der Eskalation, und es ist nicht klar, wo oder wie sie aufhört“, zitierte die FT Richard Bronze von der Analysefirma Energy Aspects. „Der Iran hat seine Konzentration zunächst auf Israel gerichtet, aber der Markt wird eher besorgt über die Infrastruktur des Mittleren Ostens sein, und über die Straße von Hormus.“ Dabei handelt es sich um eine schmale Wasserstraße, über die der Iran, Saudi-Arabien, der Irak, Kuwait und Katar ein Drittel der globalen Verschiffungen von Öl und Gas durchführen.
Aktuell fließe der Verkehr durch die Wasserstraße normal, aber ein langfristig anhaltender Preissprung beim Rohöl sorgt beispielsweise im Vereinigten Königreich für Bedenken über die Inflation. Die Regierung würde die Situation „sehr nah“ betrachten, hieß es aus London. „Wir haben in den vergangenen paar Jahren gesehen, dass Dinge, die sich fernab unserer Grenzen zutragen, große Auswirkungen im Vereinigten Königreich haben können.“
Gas-Infrastruktur unter Beschuss – Auswirkungen auf den Westen
Unter anderem hat Israel ein wichtiges Gasfeld angegriffen. Am 14. Juni berichtete der Iran von einer „massiven Explosion“, die sich in einer Raffinerie nahe Buschehr zugetragen habe. Eine Anlage in der Hafenstadt Kangan (südlicher Iran) stehe in Flammen – so hat es die iranische Nachrichtenagentur Fars berichtet. Die wichtigen Erdgasfelder im Iran konzentrieren sich vor allem im Südwesten des Landes; unter anderem liegen die Felder Aghar, Halegan und Sefid Baghun dicht beieinander in der Nähe des Persischen Golfs.
Der Iran exportiert Energie-Rohstoffe unter anderem nach China, in die Türkei und in den Irak. Lieferausfälle würden andere europäische Staaten daher kaum im selben Maße treffen, wie es damals beim Ausfall Russlands als Lieferant passierte.
Die Erdgasfelder konzentrieren sich vor allem im Südwesten des Landes; Felder wie Aghar, Halegan und Sefid Baghun liegen relativ nah beieinander in der Nähe des Persischen Golfs. Allerdings benötigt der Iran einen nicht eben geringen dieser Produktion für den Eigenbedarf. Erdgas deckt 68 Prozent des iranischen Energieverbrauchs.
Steigende Ölpreise alarmieren USA und EU – Israel-Iran-Konflikt macht sie „sehr wachsam“
Die steigenden Rohölpreise haben die EU und die USA bereits alarmiert. Im Notfall wollen sie Maßnahmen ergreifen und einen starken Anstieg der Energiepreise verhindern. Die Europäische Union habe in diesem Rahmen bereits mit US-Präsident Donald Trump gesprochen. Man sei bereit, sich mit gleichgesinnten Partnern abzustimmen, um die Stabilität der Märkte zu sichern. So sagte es EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor dem G7-Gipfeltreffen in Kanada. Man sei „sehr wachsam“, was die Auswirkungen des Israel-Iran-Konflikts auf die internationalen Energiemärkte angehe.
Allerdings ist noch unklar, welche Maßnahmen dies umfassen würde. Unter anderem könnten strategische Erdölreserven freigegeben werden – der Westen könnte außerdem Gespräche mit wichtigen Ölexport-Staaten suchen. Der Deutschen Presse-Agentur zufolge haben die Preise für Benzin und Diesel im deutschlandweiten Schnitt nach den verschärften Angriffen teils deutlich zugelegt.
Am Montagvormittag war diesbezüglich bereits eine Erholung zu erkennen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 74,93 US-Dollar. Damit war es zwar 72 Cent teurer als am Freitag, gegenüber der Spitze von 78 Dollar bedeutet das jedoch schon wieder einen Rückgang. (Laernie mit Material von dpa)