Russischer Koch und Kreml-Kritiker stirbt in Belgrad: Rätselhafter Tod – Drohungen gegen Restaurant

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Er hat Russland den Rücken gekehrt, um in Großbritannien zu leben und starb nun in Belgrad: Alexei Zimins Tod gibt Rätsel auf. © Instagram/ZIMA Russian Restaurant

Alexei Zimin hatte eine eigene Koch-Show im russischen TV. Doch für Wladimir Putins Politik hatte er nur Kritik übrig. Nun wurde der Exil-Brite tot aufgefunden.

Belgrad – Die Toten des Ukraine-Kriegs sind so zahlreich, dass sie nach fast drei Jahren Kampf und Zerstörung kaum noch erwähnt werden. Denn täglich, sogar stündlich, werden es mehr. Ob Soldaten auf dem Schlachtfeld oder Zivilisten, die sich gar nicht in Gefahr wähnen.

Gefährlich scheinen auch Oligarchen, Generäle, Militärblogger und andere russische Prominente zu leben, deren mysteriöse Todesfälle zumindest in der westlichen Welt für Aufsehen sorgen. Gerade, wenn von Fensterstürzen die Rede ist oder die genauen Hintergründe ihres Ablebens im Dunkeln bleiben.

Russischer Koch stirbt in Belgrad: Zimin kritisierte Putins Politik und den Ukraine-Krieg

Für Schlagzeilen sorgt nun auch der Tod von Alexei Zimin, einem aus Russland stammenden Koch, Moderator und Autor. Er wurde leblos in seinem Hotelzimmer in Belgrad aufgefunden, berichtet das russische Unterhaltungsportal Afisha Daily. Die Todesursache ist nicht bekannt. Demnach wurde er 53 Jahre alt, andere Medien schreiben von 52 Jahren.

Zimin war dem Bericht zufolge unter anderem ehemaliger stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift Afisha, aber auch Chefredakteur der russischen Varianten der Magazine GQ oder Gourmet. Bekanntheit in seiner Heimat erlangte er aber auch mit seiner Show „Kochen mit Alexei Zimin“ auf dem TV-Sender NTW. Diese wurde allerdings laut der in Riga beheimateten russischsprachigen Internetzeitung Meduza eingestellt, da Zimin über Instagram kritische Posts zur russischen Invasion in der Ukraine verbreitete.

Bereits 2015 war er nach Großbritannien übergesiedelt – offenbar eine Folge der Krim-Annexion durch Kreml-Chef Wladimir Putin. Schon dieser Machtausweitung auf Kosten der Ukraine sah der Koch wohl kritisch.

Kreml-Kritiker stirbt unter mysteriösen Umständen: Zur Promotion seines Buches nach Belgrad gereist

Seither lebte er im britischen Exil, eröffnete dort das Restaurant Zima und gründete das gleichnamige Magazin. In seiner Karriere war Zimin auch das Gesicht von Cafés, Bars und einer Kochschule. In diesem Sommer brachte er sein nunmehr letztes Buch mit dem Titel „Anglomania“ heraus, das „eine persönliche Sicht auf die Kulturgeschichte, Anekdoten und Fabeln des Vereinigten Königreichs aus der Sicht des Einwanderers“ gewährt. So steht es im jüngsten Instagram-Post seines Kanals.

Um das Buch zu promoten, befand er sich demnach zuletzt in Belgrad. Dort kochte er am 7. November ein besonderes Abendessen nach dem Motto „Die Geschichte der angelsächsischen Welt in fünf Gerichten“.

Russischer Koch und Putin-Kritiker tot: „Hat gelacht und war bester Stimmung“

Die BBC zitiert Katerina Ternovskaya, Mitbesitzerin des Restaurants, in dem das Event stattfand, mit den Worten, die Menschen seien „schockiert“, denn Zimin „hat gelacht und war in bester Stimmung, als wir ihn das letzte Mal gesehen haben“. Und weiter: „Das Abendessen war wunderbar und Alexei war sehr glücklich.“ Dem Bericht zufolge teilten die serbischen Behörden mit, es gebe „keine verdächtigen Umstände“ im Zusammenhang mit seinem Tod. Eine Autopsie und ein toxikologischer Bericht seien anberaumt.

Weiter erwähnt die BBC, Zimin habe dem Sender 2022 verraten, dass sein Restaurant nach dem russischen Einmarsch beschimpft und mit Brandstiftung bedroht worden sei. „Meine Partner haben darüber nachgedacht, den Namen zu ändern“, sagte er damals.

Kreml-Kritiker stirbt unerwartet: „Nicht nur Kollege, sondern Freund und enger Begleiter“

Bei den Mitarbeitern seines Londoner Restaurants Zima ist die Trauer groß. In einem Abschiedspost auf Instagram ist zu lesen: „Für uns war Alexei nicht nur ein Kollege, sondern auch ein Freund, ein enger Begleiter, mit dem wir viele Erfahrungen teilten – gute, angenehme und manchmal auch traurige. Wir sind zutiefst dankbar für die freundlichen Worte, die wir heute im Gedenken an Alexei erhalten haben. Wir teilen diesen schmerzlichen Verlust mit Ihnen.“

Laut LBC Radio hinterlässt Zimin seine Frau und drei junge Töchter. Laut Bekannten sei er nicht krank gewesen. (mg)

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