TSV Penzberg zurück auf der Basketball-Landkarte
Die glorreichen Zeiten sind schon lange vorbei. Doch beim TSV Penzberg geht es nach mageren Jahren wieder steil bergauf.
Wenn Christoph Kölsch von früher erzählt, klingt die Nostalgie durch. An Samstagen, sagt er, habe ihn seine Mutter nie vor 20 Uhr zu sehen bekommen. Wochenende für Wochenende wanderte er in die Basketballhallen Penzbergs aus und kam erst wieder daheim an, als das Spiel der Männer vorüber war. Die glorreichen Tage des Penzberger Basketballs mit unzähligen Schlachten in der Bayernliga liegen 15, 20 Jahre zurück. Heute ist Christoph Kölsch 33 Jahre alt, er trainiert die Männer-Mannschaft, die gerade von der letzten in die vorletzte Liga aufgestiegen ist, und er hält fest: Wahnsinn, was sich beim TSV rührt.
Mit Nicol Dill kam es in Penzberg zum Umschwung
Man kann das noch ein bisschen drastischer formulieren. Der Basketball in der Stadt ist zurück, nachdem er ein Jahrzehnt der Dürre erlebt hat. Nach dem Zerfall des großen Teams um Ex-Bundesliga-Mann Robert Düring leisteten sie beim TSV noch Minimalversorgung. Einige fleißige Männer und Frauen hielten die Abteilung am Leben. Und dann kam Nicola Dill, Lehrerin am Gymnasium und selbst passionierte Basketballerin. „Da ging es steil bergauf“, erinnert sich Christoph Kölsch. Hinter ihr formierte sich eine Gruppe an jungen Erwachsenen. „Generationenwechsel“ nennt das der 33-Jährige. Corona hielt sie kurz zurück, danach aber hob der TSV-Helikopter in neue Sphären ab.
Unter den 250 Mitgliedern befinden sich fast ausschließlich Kinder und Jugendliche
250 Mitglieder zählt die Sparte derzeit, fast ausnahmslos Kinder und Jugendliche. Kein Mannschaftssport in der Halle mobilisiert mehr Menschen in der Stadt. Über beinahe alle Altersklassen hinweg treten Penzberger Jugendspieler in der höchsten oder zweithöchsten Liga ihres Alters an. Noch bei anderen Klubs, wie etwa im Kooperationsverbund des Oberlands mit Weilheim und Murnau. Aber auch die TSV-Teams findet man längst in Bezirks- und Bezirksoberligen.
Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft durch das deutsche Team gab es in Penzberg viele Anmeldungen
Natürlich gab es Brandbeschleuniger für diese rasante Entwicklung. Anders geht es nicht von Null auf 100 in fünf Jahren. Eltern und Helfer haben sie genug, die im Hintergrund agieren. Eine setzt sich hin und gestaltet Flyer, ein anderer managt den Auftritt in den Sozialen Medien. „Für so einen kleinen Verein ist das sehr cool“, sagt Christoph Kölsch. Es half auch, dass die Boos-Halle mittlerweile wieder zugänglich und vor allem hochmodern ist nach der Sanierung. Seit diesem Sommer können die Männer sogar wieder zweimal pro Woche trainieren. Mit dem Verein wächst die Infrastruktur. Der Weltmeistertitel der Deutschen als finale Zutat hat Begeisterung für Basketball auf den Ottonormalbürger überschwappen lassen. „Die Anmeldungen gingen steil nach oben. Man merkt, das nimmt Fahrt auf. Den Moment wollen wir nutzen“, sagt Christoph Kölsch.
Männer holen Vizemeisterschaft in der Kreisklasse und steigen auf
Zur allgemeinen Euphorie im Klub fügt sich der Aufstieg der Männer gut ein. Als Tabellenzweiter der Kreisklasse (20 Punkte in 13 Spielen) hinter dem souveränen Meister TSV Solln II (26 Punkte/13 Spiele) durften sie ebenfalls eine Etage höher. Alle bis auf einen wohnen in der Stadt, kommen aber teils aus Berlin. Das Roche-Werk hat so manchen an Land gespült. Um die 15 Männer, die meisten davon noch sehr jung, zählt der Coach. „Schnell, dynamisch, athletisch“ sind Attribute, die ihm einfallen. Klar, bei vielen fehlen Grundlagen, aber das ist normal. Das Wichtigste für Christoph Kölsch: Sie sind motiviert.
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Zur neuen Saison werden einige Talente ins Männerteam integriert
An einem Sonntagabend in Germering fuhr er mit zwölf Mann zum Spiel. „Für mich ein Ausrufezeichen und ein super positives Signal.“ Sie wollen weiterkommen, jeder für sich, aber gerade auch als Mannschaft. Zur neuen Saison integrieren sie einige der talentierten U18-Basketballer, wie Christoph Kölsch vor fast Jahrzehnten mal einer war. Mit 16 betreute er sein erstes Jugendteam. Ihm mache das Spaß, eine Einheit zu formen. „Das gibt sehr viel zurück“, sagt der Vater von drei Kindern. Weil noch die Größe und Masse abgeht, muss er manchmal – als einziger Center – selbst noch ran.
Von der U10 aufwärts hat der TSV Penzberg alle Altersklassen besetzt
In Zukunft könnte sich das ändern. Sowohl bei den Mädchen als auch den Buben haben sie jede Altersklasse von der U10 aufwärts besetzt. Gerade bauen sie auch eine U8-Einsteiger-Gruppe auf. Da kommt ziemlich viel nach im nächsten Jahrzehnt des Penzberger Basketballs. Wohin das alles führen wird, wissen sie selbst nicht. Denn der TSV versteht sich als Breitensportverein. „Jeder ist willkommen, egal welches Niveau“, betont Kölsch. Auf lange Sicht wolle man auf jeden Fall zwei Männerteams aufbauen. Ansonsten „gehen wir das Tempo, das uns die Spieler vorgeben“. Die Tage, als Penzberg nur eine Randnotiz in der Gegend war, sind vorüber. Langsam steuern sie die Dimensionen der Nachbarn aus Murnau und Weilheim an. „Wir wollen eine Bank sein im Basketball des Oberlands“, sagt Christoph Kölsch. Für die Stadt, aber auch die Region sind das beste Nachrichten.