Europas Hoffnungsträger streicht 1600 Stellen: Habeck „in dauerndem Kontakt“ mit der Firma
In Schleswig-Holstein soll eine Batteriefabrik entstehen, die Europa von China unabhängiger machen soll. Doch das Unternehmen strauchelt.
Heide/Stockholm – Gerade kann die deutsche Wirtschaft keine weiteren schlechten Nachrichten vertragen. Doch überall ist die Stimmung schlecht, vor allem in der Autobranche kriselt es gewaltig. Das ist auch außerhalb Deutschlands zu spüren, denn ganz Europa steht durch China und ihrer Importflut an Solarzellen, Batterien und kritischen Rohstoffen unter Druck. Nun trifft das auch den schwedischen Hoffnungsträger Northvolt, der in Norddeutschland eine Batteriefabrik bauen will.
Northvolt streicht 1600 Stellen: Ein Werk wird nicht mehr erweitert
Der angeschlagene schwedische Batteriezellhersteller Northvolt streicht jeden fünften Job. Der Stellenabbau betrifft 1600 Mitarbeiter in Schweden. Allein 1000 Jobs fielen in der Fabrik in Skelleftea im Norden des Landes weg, wie der Zulieferer für die Elektroauto-Branche am Montag (23. September) mitteilte. Die Pläne zur Erweiterung der Anlage würden auf Eis gelegt. Der Fokus werde nun auf den Ausbau der Produktion von Batteriezellen in dem bestehenden Werk gelegt, zudem sollten die Verpflichtungen den bestehenden Kunden gegenüber in den Vordergrund gerückt werden.
Die Anlage Northvolt Ett in Skelleftea hat in der ersten Ausbaustufe eine Kapazität von 16 Gigawattstunden. Der geplante nächste Erweiterungsschritt auf 30 Gigawattstunden wurde nun verschoben. Derzeit stellt Northvolt gerade einmal Batteriezellen mit einer Kapazität von weniger als einer Gigawattstunde her. „Wir sind entschlossen, die Herausforderungen zu meistern, vor denen wir stehen“, sagte Northvolt-Mitgründer und Firmenchef Peter Carlsson. „Wir müssen unsere ganze Energie und unsere ganzen Investitionen in das Kerngeschäft stecken.“
Habeck in ständigem Austausch mit Northvolt: Ampel fördert den Bau der Fabrik
Evan Hartley, Analyst beim Batterie-Analysehaus Benchmark Mineral Intelligence, sagte, es sei sinnvoll, die Ziele herunterzuschreiben. Es sei positiv, dass Northvolt nicht blind Projekte vorantreibe, die nicht funktionierten, sagte er. Ein Volkswagen-Sprecher erklärte dazu, sein Unternehmen stehe in engem Austausch mit Northvolt und unterstütze den industriellen Ramp-Up der bestehenden Produktionslinien. Der Wolfsburger Konzern ist Anteilseigner bei Northvolt, mehrere VW-Marken wie Scania oder Porsche haben dort Batteriezellen bestellt.
Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der beim Spatenstich für die Fabrik in Heide erst kürzlich anwesend war, ist nach eigenen Angaben „in dauerndem Kontakt mit Northvolt“. Das sagte der Minister nach einem Autogipfel mit Branchenvertretern. Eigentlich soll die Fabrik schon ab 2026 Produkte liefern, doch jetzt ist unsicher, ob dieser Zeitplan gehalten werden kann. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher von Northvolt gegenüber dem NDR. Ein Großauftrag von BMW musste kürzlich storniert werden, da Northvolt nicht liefern könne.
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Krise bei Elektroautos macht auch Northvolt zu schaffen
Wegen wegbrechender Aufträge und Problemen beim Hochfahren der Produktion hatte der Konzern zuletzt angekündigt, seine Ausbaupläne einzudampfen. Northvolt, geführt vom ehemaligen Tesla-Manager Carlsson, will die weltweit umweltfreundlichsten Batterien produzieren. Doch Produktionsprobleme bremsen das Unternehmen aus. Trotz Aufträgen über mehr als 50 Milliarden Dollar steckt das Unternehmen immer noch in roten Zahlen.
Den Schweden macht dabei auch die Abkühlung auf dem Markt für Elektroautos zu schaffen. Dazu kommt die harte Konkurrenz aus China: Derzeit kommen chinesische Anbieter nach Angaben der Internationalen Energieagentur IEA auf einen Marktanteil von 85 Prozent. (mit Reuters)