"In Zeiten der leeren Kassen ist die Diskussion gestattet und nötig"

Ein Statement mit gesellschaftlicher Sprengkraft entfacht die Diskussion: Hendrik Streecks Überlegung, teure Therapien bei Hochbetagten zu begrenzen, stößt auf heftige und teils gegensätzliche Reaktionen. Besonders deutlich wird die Ablehnung einer pauschalen Altersgrenze für medizinische Leistungen – viele Leser sehen darin einen Angriff auf Menschenwürde und Ethik. Im Gegenzug plädieren andere für mehr Kostenkontrolle und betonen die Belastung für junge Generationen oder begrenzte Ressourcen. Wiederum fordern zahlreiche Kommentare eine stärkere Berücksichtigung der Patientenautonomie und plädieren für individuelle Entscheidungen frei von Altersdiskriminierung. 

Verteilung der Meinung zu "Meta-Analyse der Leserdebatte"
Die Debatte ist geprägt vom Widerstreit zwischen solidarischem Ethos, dem Recht auf Selbstbestimmung und pragmatischen Kostenüberlegungen. FOCUS Online

Kritik an Altersdiskriminierung Medizin

Die Mehrheit der Leser in diesem Cluster lehnt es grundsätzlich ab, medizinische Therapien allein wegen des Alters zu verweigern. Sie betonen, dass solche Vorschläge gegen Menschenwürde, Autonomie und das Gleichheitsgebot verstoßen. Viele warnen vor einer gesellschaftlichen Entwicklung, bei der das Lebensalter zu einem Ausschlusskriterium werden könnte – mit Verweis auf negative historische Erfahrungen. Einige verweisen auf bereits bestehende Benachteiligungen Älterer in der Praxis und fordern stattdessen eine individuelle, am Patientenwohl orientierte Behandlung. Vereinzelt gibt es Stimmen, die für differenzierte medizinische Entscheidungen plädieren, aber auch dann soll der Wille des Einzelnen maßgeblich bleiben.

"Seien wir mal ehrlich. Dass man einem 95-Jährigen, der vielleicht schon im Rollstuhl sitzt, nicht eine neue teure Hüftoperation machen muss, ist klar. Aber wo soll es aufhören? Ab 90 keine Herztabelle mehr? Fängt man mit so etwas an, endet es, und das zeigt die Geschichte, übel. Und wenn Politiker oder, ich sage mal, "Schreibtischtäter" auf solche Ideen kommen, bleibt es meistens nicht dabei. Und am Ende wird es wieder heißen, davon haben wir nichts gewusst!"  Zum Originalkommentar

"Die Idee des Herrn Streeck bezieht sich auf eine Sorte von Menschen mit einer Eigenschaft, dem spezifischen Alter. Das ist nicht nur diskriminierend, sondern das Wort bewusst gewählt selektierend. Gleichwohl wäre es genauso abstoßend, wenn man sich inhuman gegenüber Menschen mit anderen Eigenschaften wie Hautfarbe oder Homosexualität verhalten würde, gell, Herr Streeck."  Zum Originalkommentar

"Ob alt oder jung – jeder Mensch hat bis zum letzten Tag im Leben das gleiche Recht auf die gleiche medizinische Versorgung. Wenn man alten Menschen gewisse Medikamente verweigert, dann ist das menschenverachtend."  Zum Originalkommentar

"Ich glaube, Streeck und Azizi reden über verschiedene Therapien: Streeck meint die Krebstherapie (sinnvoll bei einem Hundertjährigen?). Azizi spricht von: „Wenn eine Therapie ihr helfen kann, Schmerzen zu lindern, Mobilität zu erhalten oder das Atmen zu erleichtern, dann ist das nicht „verschwendetes Geld“. Es ist Ausdruck von Menschlichkeit.“ Da sollte man klar unterscheiden."  Zum Originalkommentar

"Es ist doch jetzt schon so, über 80 ist man bei den Ärzten nur eine Belastung, ein Durchgangsposten, der nur verwaltet wird."  Zum Originalkommentar

Kritik an Hendrik Streeck 

Das Hauptaugenmerk liegt hier auf der Person Hendrik Streeck und seiner öffentlichen Kommunikation. Viele Leser äußern Zweifel an seiner Qualifikation und Motivation, werfen ihm eine unpassende Provokation vor und fordern Konsequenzen für seine politische und mediale Rolle. Es wird fehlende Empathie, mangelndes politisches Fingerspitzengefühl und spalterische Rhetorik kritisiert. Einige fordern eine Professionalisierung der politischen Debatte, andere stellen die politische Verantwortung der Partei in Frage.

"Herr Streeck sollte ganz schnell seinen Posten räumen. Solche Äußerungen sind einfach untragbar. Und dann ist er auch noch Mitglied einer Partei, die das Wort "christlich" im Namen führt."  Zum Originalkommentar

"Die Diskussion ist wichtig und richtig. Die Art und der Ort, wie/wo Streeck die Diskussion aufgemacht hat, war sehr unprofessionell und unüberlegt."  Zum Originalkommentar

"Herr Streeck wird jetzt schon als Gesundheitspolitiker vermarktet. So so, dabei hat er gar nicht das Zeug zum Politiker und das zeigt er immer wieder mit seinen spalterischen Ansichten, wie auch schon in der Corona-Pandemie, beim Thema Cannabis und jetzt hier beim Thema medizinische Versorgung von betagten Personen. Er ist Virologe und gehört in ein Labor, aber nicht in die Politik. Ihm fehlen ganz spezielle Fertigkeiten im Umgang mit Menschen in einer Demokratie, und deshalb kommen auch solche unmöglichen Gedanken von ihm."  Zum Originalkommentar

Kritik an Gesundheitspolitik

Einige Leser fokussieren sich auf die finanziellen Herausforderungen der Gesundheitsversorgung im Alter. Viele Leser fordern mehr Generationengerechtigkeit und kritisieren das aktuelle System als zu belastend für nachfolgende Generationen. Einige halten Kosten-Nutzen-Abwägungen für notwendig – gerade angesichts steigender Ausgaben im letzten Lebensjahr. Verschiedene Kommentare problematisieren das Solidarsystem und betonen die Bedeutung von Ethik und Medizin, während sie gleichzeitig betriebswirtschaftliche Realitäten hervorheben. Einig ist man sich darin, dass eine offene Debatte über Priorisierung und nachhaltige Finanzierung unausweichlich ist.

"Diesen Ansatz kenne ich seit 40 Jahren. Bekommt der 95-Jährige noch ein Hüftgelenk oder nicht? In Zeiten, in denen das Geld von den Bäumen wächst, kann man das alles beiseite schieben. In Zeiten der leeren Kassen ist die Diskussion gestattet und nötig."  Zum Originalkommentar

"Um das hier noch mal klarzustellen, um was es geht. Es geht um millionenteure Behandlungen im letzten Lebensjahr. 90 Prozent der Gesundheitskosten eines Lebens fallen im Schnitt im letzten Jahr an?! Es ist die Wahl, ob ein sterbender Patient über 80 ein paar Monate länger lebt mit millionenschwerer Therapie und sowieso stirbt oder ohne diese Therapie auch stirbt. Das ist gemeint. Jeder, der hier von etwas anderem spricht, hat oder will es nicht verstehen…"  Zum Originalkommentar

"Alte Menschen werden natürlich behandelt. Es fragt sich nur, weshalb die Allgemeinheit die Kosten übernehmen soll. Die jetzige Rentnergeneration hat kein bisschen vorgesorgt und alles auf die immer kleiner werdende jüngere Generation abgewälzt. Das hat mit Generationengerechtigkeit nichts mehr zu tun. Es ist nur recht und billig, viele Behandlungen für ältere Menschen nicht mehr über die gesetzliche Krankenversicherung zu bezahlen, sondern den Rentnern privat in Rechnung zu stellen."  Zum Originalkommentar

"Herr Streeck ist vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen, was aber stimmt: Im letzten Jahr des Lebens braucht ein Mensch ein Vielfaches an Gesundheitskosten wie in den Jahren davor. Ich glaube, was wir machen müssen, wir sollten weniger gerätespezifische Medizin, sondern eben menschliche, also auf den Willen der Patienten eingehen und die Menschen menschlicher behandeln. Es hat z. B. keinen Sinn, eine Frau in hohem Alter, die unheilbar krank ist, an ein künstliches Beatmungsgerät anzuschließen, mit dem sie dann 2 oder 3 Monate länger lebt. Was ist das für ein Leben? Ans Bett gefesselt, unfähig zu sprechen, ohne Aussicht auf Heilung, das ist Folter, nichts weiter, so foltert man Menschen. Wenn ersichtlich ist, dass einer unheilbar krank ist und nur mit Geräten am Leben erhalten wird, abschalten."  Zum Originalkommentar

Skepsis gegenüber medizinischer Kosten-Nutzen-Debatte

In diesem Cluster stehen Zweifel an pauschalen Kosten-Nutzen-Abwägungen bei alten Menschen im Vordergrund. Einige Leser unterstützen die Idee, dass der Tod zum Leben gehört und nicht jede teure Therapie am Lebensende sinnvoll ist. Gleichzeitig warnen andere vor Risiken einer solchen Logik und vor einer Entwicklung, bei der das Altern zu einem Kostenfaktor und damit auch Wertmaßstab für Leben wird. Historische Parallelen und ethische Bedenken werden als warnendes Beispiel genannt. Auch der Umgang mit individuellen Patientenfällen und Patientenverfügungen wird thematisiert.

"Streeck hat recht. Unsere Gesellschaft hat verlernt, dass der Tod ein Bestandteil der menschlichen Existenz ist. Viele der extrem teuren medizinischen Behandlungen am Lebensende verlängern letztlich nur das Leiden und die rein physische Existenz oft nur um wenige Wochen. Das muss man hinterfragen dürfen."  Zum Originalkommentar

"Frage: Dann soll also das Renteneintrittsalter hochgesetzt werden und das Sterbealter runter? Und so etwas kommt von einer Partei mit einem C im Namen?"  Zum Originalkommentar

"Das erbrachte Beispiel des Vaters von Streeck ist hanebüchen. Streeck wusste, woran er leidet und wie alt er ist. Hat er als Sohn nicht den Willen des Vaters besprochen? Wer glaubt das denn? Der Mann ist Arzt und kennt das Procedere um eine Patientenverfügung. Man zeige mir das Krankenhaus, das sich weigert, dem Vater von Herrn Streeck nicht den größtmöglichen Einsatz zukommen zu lassen, schon um nicht vom Sohn hinterher verklagt zu werden. Was ist denn mit der Ethik des Herrn Streeck los, jetzt auch noch seinen Vater als Beispiel herzunehmen? Wo wurde dieser denn behandelt? Im Regierungskrankenhaus von Koryphäen oder in Dummingen, wo auch kluge Ärzte, aber nicht die Ausstattung gegeben ist? Streeck verhält sich als Arzt und Sohn einfach nur schäbig. Mit Patientenverfügung anders handeln vor Ort."  Zum Originalkommentar

"Streeck spricht nur aus, was in der aktuellen Politikergeneration, von links bis rechts, in den Hinterzimmern schon längst diskutiert wird. Diese woke Triage ist Realität in einigen Bereichen der Medizin."  Zum Originalkommentar

Zustimmung zu individueller Patientenautonomie

Hier liegt der Fokus auf der individuellen Entscheidungsfreiheit und der Würde des Einzelnen. Viele Leser fordern, dass der Wille des Patienten im Mittelpunkt stehen sollte – unabhängig vom Alter. Es werden die Bedeutung von Patientenverfügungen und palliativer Versorgung hervorgehoben. Selbstbestimmtes Sterben, offene Gespräche und der Erhalt der Lebensqualität werden als zentrale Werte genannt. Gleichzeitig warnen einige davor, Therapiegrenzen pauschal an Alterszahlen zu knüpfen.

"Im Hospiz habe ich eine andere Sicht der Dinge gelernt. Früher hätte ich gedacht, warum braucht jemand, der nur noch wenige Tage zu leben hat, noch neue Kleidung oder einen Friseur, der die Haare nicht nur schneidet, sondern auch färbt. Das nenne ich Menschenwürde, die auch nicht im hohen Alter oder kurz vor dem Tod endet. Jeder muss selbst entscheiden können, was er möchte. Und was ganz wichtig ist, ist eine palliative Behandlung, die vor Schmerz und Leiden in der letzten Zeit schützt – ganz egal, was es kostet."  Zum Originalkommentar

"Viel wichtiger wäre es, den Menschen ab einem bestimmten Alter und auch bei schwerer, nicht heilbarer Krankheit das Recht zum selbstbestimmten Sterben zu ermöglichen. Aber in dieser Frage kneifen unsere Volksvertreter."  Zum Originalkommentar

"Abgesehen von dieser Person, die so etwas Unverschämtes von sich gibt, bin ich der Meinung, man sollte die Behandlung eines älteren Menschen nach dem Willen dieses Menschen richten. Es gibt 80-Jährige, die noch topfit sind, aber vielleicht behandelbare Krankheiten haben, vielleicht wollen diese Menschen einfach noch eine gute Lebensqualität haben und diese wird durch Medikamentengabe erreicht. Es gibt aber auch 80-Jährige, die schon so altersschwach sind und die vielleicht gar nicht länger leiden und leben möchten. Warum sollte man diesen alten Menschen das Sterben durch Medikamentengaben verlängern?"  Zum Originalkommentar

"Bevor man sich eine Meinung bildet, sollte man 14 Tage auf einer Geriatrie-Station eines großen Krankenhauses arbeiten. Mein Vater war 89, hatte einen schweren Unfall (Brüche) und wollte nicht mehr leben. Weitere medizinische Qualen kamen für ihn nicht mehr infrage. Er schloss seine Augen und starb in Würde. RIP. Hendrik Streeck hat aus ethischen Gründen Recht."  Zum Originalkommentar

"Alles richtig. Wir müssen nur einen Weg finden, damit kein unwürdiges Leben oder besser Vegetieren ohne Aussicht auf Besserung künstlich verlängert wird…"  Zum Originalkommentar

Sonstige Stimmen

In diese Kategorie fallen Kommentare, die mehrere Themen gleichzeitig berühren oder keinen klaren Standpunkt erkennen lassen. Sie thematisieren zum Beispiel soziale Gerechtigkeit zwischen Einzahlern und Empfängern, politische Verantwortung, Unterschiede bei gesetzlichen und privaten Krankenkassen sowie generelle Unzufriedenheit mit politischen und gesundheitlichen Rahmenbedingungen. Einzelne Beiträge enthalten persönliche Seitenhiebe auf Streeck oder allgemeine Kritik am Zustand des Systems.

"Ich habe Bekannte, die ihr Leben lang in die Sozialsysteme gezahlt haben. Sie haben im Alter nur ein Taschengeld. Andere haben nie eingezahlt. Sie haben enormes Bargeldvermögen durch Selbstständigkeit. Sie bekommen alles bezahlt. Klar müssen viele Anträge gestellt werden. Da hat unser System eine Schwachstelle. Du darfst kein Geld auf Konten haben. Darüber wird nicht gesprochen."  Zum Originalkommentar

"Warum lehnt die CDU es ab, Sterbehilfe zu gewähren, wenn schwerstkranke Menschen am Ende ihres Lebens in Würde und ohne Schmerzen gehen wollen? Ist der Vorstoß von Streeck jetzt die unfreiwillige Sterbehilfe durch die Hintertür?"  Zum Originalkommentar

"Solange genügend Geld vorhanden ist, für die Krankenversicherung der im Ausland lebenden Familienangehörigen, sollte man nicht bei der eigenen Bevölkerung Leistungen streichen. Keiner kontrolliert, ob über die Familienversicherung wirklich nur die Familienangehörigen ärztlich behandelt werden oder die ganze Verwandtschaft auch."  Zum Originalkommentar

Diskutieren Sie mit

Wer entscheidet am Lebensende? Ist eine Altersgrenze für Therapien eine Bedrohung für die Menschenwürde – oder eine notwendige Debatte angesichts knapper Ressourcen? Welche Rolle sollten individuelle Wünsche, gesellschaftliche Solidarität und finanzielle Zwänge bei medizinischen Entscheidungen spielen? Wie blicken Sie auf Streecks Vorstoß?

Diskutieren Sie jetzt mit: Wie bewerten Sie die Balance von Ethik, Kosten und Selbstbestimmung in der Altersmedizin?

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