Schlimmer als Covid – Trumps Zölle sorgen in einigen Ländern für „Schock“

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Mit seinen Zöllen wirbelt US-Präsident Trump alles durcheinander. Das Nachsehen haben vor allem Schwellenländer. Es droht ein schlimmerer Zustand als zu Corona-Zeiten.

Washington D.C. – Die Zölle von Donald Trump versetzen viele Länder in Unruhe. Die verhängten Zölle haben spürbare Auswirkungen auf die Geldpolitik. Das setzt vor allem Schwellenländer unter Druck. Diese stehen laut Einschätzung von Experten vor größeren Herausforderungen als während der Covid-Krise im Jahr 2019.

Trump stellt Schwellenländer mit Zöllen vor großen Herausforderungen: „Nachfrageschock“

Gita Gopinath, die erste Vize-Geschäftsführerin des IWF (Internationaler Währungsfonds), warnte vor den schwerwiegenden Folgen für Schwellenländer. Angesichts der Volatilität von Trumps Handelspolitik würden sie „durch den Nebel steuern“, was die Situation noch prekärer mache. Gopinath zufolge droht den Schwellenländern ein „Nachfrageschock“, was deren Wirtschaftswachstum und die Inflation verlangsamen könnte.

US-Präsident Donald Trump spricht während einer Sommersoiree auf dem South Lawn des Weißen Hauses.
Mit seinen Zöllen wirbelt US-Präsident Donald Trump alles durcheinander. © Alex Brandon/dpa

Eine schwächere Nachfrage nach Waren aus diesen Ländern kann deren Handelsbilanz verschlechtern und das Wirtschaftswachstum bremsen. Denn Volkswirtschaften der Schwellenländer haben nur geringes inländisches Angebot und müssen ihre nötigen Einfuhren durch Exporte finanzieren. Ökonomen haben laut der Financial Times bereits vor den Auswirkungen der Zölle und der geringeren US-Nachfrage auf die Schwellenmärkte gewarnt.

Trump hat eigene Probleme wegen Zollpolitik – doch Schwellenländern drohen größere Risiken

Hingegen stehen Industrieländer wie die USA aufgrund der Zölle unter steigendem Inflationsdruck. Die Schwellenländer stehen nun vor einem Dilemma, ob sie ihre Zinsen senken, um die Binnennachfrage zu stärken, oder die Zinsen erhöhen, um ihre Währungen gegen höhere US-Zinsen zu schützen. „Eine derartige Divergenz könnte zu einer Verschärfung der globalen Finanzbedingungen führen, und die Schwellenmärkte reagieren besonders empfindlich auf derartige Veränderungen auf den Weltmärkten“, sagte Gopinath.

Zwar hätten sich die Währungen und Aktien der Schwellenländer haben sich in den zwei Monaten seit der Ankündigung Trumps umfassender „gegenseitiger“ Zölle weitgehend erholt. Ein Bericht der OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) warnte jedoch vor einem steigenden Risiko disruptiver Kapitalströme in den Schwellenländern. Dies könnte die Landeswährungen unter Druck setzen und zu höheren Finanzierungskosten führen, heißt es in dem OECD-Bericht.

In der Anfangsphase der Pandemie hätten die Zentralbanken sehr schnell die Geldpolitik gelockert, sagte Gopinath. Zum Beginn der Pandemie hätten die Zentralbanken die Zinssätze drastisch gesenkt oder Anleihekaufprogramme angekündigt, um sowohl in reichen als auch in Ländern mit mittlerem Einkommen das Wachstum wiederherzustellen. Nun sei die Situation kritischer für die Zentralbanken. „Diesmal wird die Herausforderung für sie größer sein als während der Pandemie“, sagte Gopinath.

Trumps Zölle sorgen weltweit für Aufruhr – Fed-Chef lässt Zinssatz unverändert

Die Zölle haben den globalen Finanzmarkt ins Schlingern gebracht. Auch die US-Wirtschaft leidet darunter. Trotz des Drucks in der globalen Geldpolitik nach Ankündigung der US-Zölle, hat die US-Notenbank jedoch angedeutet, dass sie die Zinsen erst senken wird, wenn sie sicher ist, dass die Zölle den Inflationsdruck nicht verschärfen. Die US-Zentralbank beschloss zuletzt, ihren Leitzins unverändert zu belassen. Die nächste Sitzung findet am 17. und 18. Juni statt, die Anleger erwarten keine Senkung des Leitzinses. Trump hatte Fed-Chef Jerome Powell wiederholt dazu aufgefordert, die Zinsen zu senken.

„Es ist unglaublich schwierig zu sagen, wohin sich die Zinsen entwickeln werden“, sagte auch EZB-Ratsmitglied Klaas Knot. Er verwies auf die Schwierigkeit, vorherzusagen, ob sich die Inflation in der Eurozone aufgrund von Zöllen und Vergeltungsmaßnahmen nach oben oder nach unten bewegen wird, sowie auf die steigenden Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben in der gesamten Eurozone. Die EZB hat am Donnerstag (5. Juni 2025) den Leitzins erneut gesenkt.

Auch interessant

Kommentare