Vor 250 Jahren wurde die letzte Frau als Hexe verurteilt. Im Landkreis Ebersberg gab es nur einen Fall, der mit Hexerei zusammenhing. Dennoch ist Hexerei auch heute noch aus vielen Leben nicht wegzudenken.
Landkreis – Eine böse, alte Frau mit Warze auf der Nase und einem buckligen Rücken: So stellen sich viele eine Hexe vor, doch inzwischen hat sich das Bild schon etwas geändert. Aus Filmen kennt man junge Hexen, alte Hexen, männliche oder weibliche Hexen. Im Mittelalter konnte jeder Bürger der Hexerei bezichtigt werden, am Ende landeten die Beschuldigten auf dem Scheiterhaufen, wurden ertränkt oder sonstwie umgebracht. Die letzte Verurteilung wegen Hexerei fand vor 250 Jahren statt. Im Landkreis Ebersberg wurde in der Zeit niemand wegen Hexerei ermordet, was aber nicht heißt, dass es keine Fälle der Hexerei gegeben hat.
80 Prozent der Hexen waren weiblich
Um diese genauer unter die Lupe zu nehmen, muss zunächst erst mal geklärt werden, wer damals als Hexe bezichtigt werden konnte. Darüber kann Thomas Warg, Kreisheimatpfleger, bei einer seiner Hexen-Führungen durch den Ebersberger Forst Antworten liefern. „80 Prozent der Hexen waren Frauen. Sie kannten sich im Wald aus, sammelten Kräuter und brauten Tränke“, sagt der Kreisheimatpfleger.
Eine Verfolgung dieser besonderen Menschen habe erst Ende des Mittelalters begonnen. Und zwar, weil sie für starke Wetterveränderungen verantwortlich gemacht worden waren. Nach Einbruch einer kleinen Eiszeit sei die Ernte ausgeblieben, erklärt Warg. Die Menschen mussten hungern. „Irgendjemand in der Gesellschaft musste böse sein“, sagt Warg und erklärt die Gedankengänge der früheren Gesellschaft: Jemand habe für die Katastrophe verantwortlich sein müssen.
Die einzige Hexerei-Anklage im Landkreis Ebersberg
Genau wie im Sommer 1607, in dem ein kompletter Ernteausfall bevorstand, wie der Plieninger Heimatforscher Willy Kneißl in einer Ausgabe des Jahrbuchs des Historischen Vereins, „Geschichten rund um den Ebersberger Forst“, schreibt. Ein Pfarrer erwischte die Bäuerin vom Hof Winden, nähe Forstinning, in der Forstinninger Kirche beim Zaubern. Sie habe mit Weihwasser um sich gespritzt und obszöne Worte geschrien. Deshalb kam sie vor Gericht. In Markt Schwaben sei sie angeklagt worden, durch die Ermittlungen sei einiges ans Licht gekommen. Vor dem Vorfall sei die Frau schon mal mit Hexerei in Verbindung gebracht worden, jedoch nicht mit schwarzer Magie. Schnell sei sie nach München verlegt worden, wo sie letztendlich Selbstmord beging, um der furchtbaren Folter zu entkommen.
Doch auch heute gibt es noch genug Anzeichen dafür, dass in der Gesellschaft der Glaube an Hexerei vorhanden ist, so Warg. In der Nähe von Elkofen sei ein Hexenkreis aus Pilzen gefunden worden. Dieser entstehe, laut Warg, wenn ein Schadens- oder Wetterzauber durchgeführt worden war.
Auch alltägliche Dinge lassen an Hexerei glauben
Bei Zorneding tauchen im Wald immer wieder Irrlichter auf, die Seelen der Verstorbenen, die keine Ruhe fänden. Oder der „Hexenschuss“, bei dem man früher dachte, man sei von einer Hexe angeschossen worden.
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Doch nicht nur Dinge, die sich inzwischen wissenschaftlich erklären lassen, treiben den Glauben an Hexerei voran. Alltägliche Dinge, an die viele glauben, stärken ebenfalls den Gedanken an Hexen in der Gesellschaft. Talismane, Wahrsager und Horoskope sind oft wichtige Bestandteile des Lebens vieler, die sich Magie in ihrem Leben wünschen.