Deutsche interessieren sich kaum für Europawahl – eine Gruppe hat besonders wenig Lust
Die bevorstehende Europawahl weckt bei vielen Deutschen kaum Interesse. Besonders unter konservativen und rechten Wählern ist das Interesse gering.
Berlin – Am 9. Juni ist es so weit: Die Europawahl steht an. Den Deutschen jedoch ist die Europawahl egal – oder zumindest knapp der Hälfte. Laut einer aktuellen für den Stern durchgeführten Umfrage lässt ein Großteil der deutschen Bevölkerung die Europawahl kalt. 52 Prozent der Befragten haben wenig starkes oder gar kein Interesse an der Wahl. Lediglich 48 Prozent hingegen interessieren sich stark oder sehr stark für die Abstimmung.
Die Forsa-Umfrage des Sterns enthüllt außerdem große Unterschiede innerhalb der Bevölkerung: Unter den Linksorientierten nämlich ist die Europawahl durchaus von großem Interesse. 70 Prozent der Grünen-Wähler interessieren sich demnach für die Wahl; ebenso 63 Prozent der SPD-Wähler.

Geringes Interesse an Europawahl unter AfD- und CDU/CSU-Wählern
Bei den rechten Parteien hingegen hinkt das Interesse deutlich hinterher. Nur 54 Prozent der AfD Wähler interessieren sich nicht für die Wahl und auch das Interesse der konservativen Union aus CDU und CSU lässt zu wünschen übrig: 50 Prozent gaben an, dass sie die Wahl nicht interessiere.
Selbst unter den Wählern der neu gegründeten BSW-Partei, der ehemaligen Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht, wird der aktuellen Umfrage zufolge ein geringes Interesse an der Abstimmung zugesprochen. 64 Prozent gaben an, dass sie die Europawahl nicht oder nur wenig interessiere.
Generell hat die Europawahl ein Imageproblem. Das äußert sich vor allem in der Wahlbeteiligung. Die ist nämlich historisch betrachtet stets sehr mau. Von 2004 bis 2014 verschlechterte sich die ohnehin schon miserable Wahlbeteiligung in Europa von 45 Prozent auf 42 Prozent. Erst 2019 kam es zur Trendwende und mehr europäische Bürger gingen wählen. In den letzten Wahlen stimmten knapp 50 Prozent der Wahlberechtigten ab.
Kampagne des Europäischen Parlaments, um das Interesse an der Wahl zu erhöhen
Um die Trendwende auch dieses Jahr fortzusetzen, setzt das Europäische Parlament auf eine groß angelegte Kampagne, um die Europäer von der Wichtigkeit der Wahlen zu überzeugen. So zeigt beispielsweise ein bewegender Kurzfilm Kriegsüberlebende und Zeitzeugen, die von ihren Erfahrungen berichten und erklären, warum die Demokratie ein schützenswertes Gut ist.
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Inwiefern sich das geringe Interesse auf die Wahlbeteiligung auswirken wird, ist noch unklar. In Deutschland betrug die Wahlbeteiligung 2019 noch 61,4 Prozent, was ein Zuwachs von 13 Prozentpunkten gegenüber 2014 war. Tatsächlich scheint es jedoch unwahrscheinlich, dieses Jahr wieder so viele Menschen mobilisieren zu können. (sischr)