„Höchste Zuwachsraten“: So kann KI für Hochqualifizierte zur Gefahr werden
Schon seit einigen Jahren verändert Künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelt. Eine Arbeitsmarktexpertin verrät, welche Berufe sie am ehesten ersetzt.
Seit der industriellen Revolution (die ein KI-Chip neu auslösen könnte) übernehmen Maschinen unsere Arbeit. Mit der Digitalisierung weitete sich diese „Substituierbarkeit“ auf neue Bereiche aus. 2016 haben Katharina Grienberger und ihr Team vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) den „Job-Futuromat“ ins Leben gerufen. Er ermöglicht für jeden erdenklichen Beruf das sogenannte „Substituierbarkeitspotential“ nachzuschlagen, also wie viel Prozent des Jobs durch Maschinen ersetzbar wären.
Alle drei Jahre aktualisieren die Arbeitsmarkt-Experten den „Job-Futuromat“ für rund 9000 Tätigkeiten. Für das Jahr 2022 habe man die Auswirkungen von generativer Künstlicher Intelligenz (KI) das erste Mal „deutlich gespürt“, sagt Grienberger BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.

Der Experte für digitale Transformation Thomas Rohrbach prophezeit, dass besonders Bürojobs im Mittelstand von Robotern ersetzt werden.
Künstliche Intelligenz (KI) kann zunehmend „komplexere Tätigkeiten“ ersetzen
Sogenannten Helfer und Fachkraftberufe* seien immer noch die Berufe mit dem höchsten Substituierbarkeitspotential. Im Durchschnitt können dort 57 Prozent der zu erledigenden Tätigkeiten durch Computer oder computergesteuerte Maschinen erledigt werden. Doch schon seit 2019 beobachte man, dass komplexere Tätigkeiten immer stärker durch KI ersetzbar werden.
„IT- und naturwissenschaftliche Berufe weisen heute die höchsten Zuwachsraten im Substituierbarkeitspotential auf“, sagt die Leiterin der Arbeitsgruppe Berufe in der Transformation. „Besonders Hochqualifizierte bekommen Künstliche Intelligenz zu spüren.“
Warum ist das so? „Aktuell scheinen weniger digitale Technologien entwickelt zu werden, die Tätigkeiten von Helfern und Fachkräften übernehmen könnten“, sagt Grienberger BuzzFeed News Deutschland. In Zeiten des Fachkräftemangels nicht gerade clever, oder?
*Berufe, die keine oder eine zweijährige berufliche Ausbildung erfordern.
Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschand.
Meine news

Mehr zum Thema: „Weiße, privilegierte Bubble“ – Wie KI gegen Rassismus in der Psychotherapie helfen könnte
„Der Mensch entscheidet weiterhin, welche Tätigkeiten von KI übernommen werden“
„Beim Fachkräftemangel kann Digitalisierung nur bedingt helfen“, so die Expertin. Gerade soziale Berufe, wie Erzieher und Erzieherinnen, seien zu null Prozent durch KI ersetzbar. In IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen seien zwar die Substituierbarkeitspotentiale um etwa zehn Prozentpunkte gestiegen, gleichzeitig steige jedoch die Nachfrage nach IT-Fachkräften, die etwa KI programmierten.
Auch bedeute „Substituierbarkeitspotential“ nur, dass ein Beruf technisch durch KI oder andere Technologie ersetzt werden könnte. „Ob das ausgeschöpft und umgesetzt wird, ist die andere Frage“, sagt Grienberger BuzzFeed News Deutschland. „Der Mensch entscheidet weiterhin, welche Tätigkeiten von KI übernommen werden.“ Teilweise sei menschliche Arbeit günstiger, oder einfach gesellschaftlich beliebter, so zum Beispiel bei einem Bäcker, dessen Arbeit zu 100 Prozent substituierbar sei.
„Es wird weiterhin Bäcker geben, einfach weil manche Menschen lieber handgebackenes Brot kaufen“, sagt sie. Nur weil eine Tätigkeit beim Job-Futuromat eine hohe Zahl erzielt, zum Beispiel Synchronsprecher, Buchhalter, Steuerfachangestellte oder Kassierer, heißt das nicht, dass sie auch tatsächlich durch eine KI ersetzt wird. „Der Gedanke, dass Roboter kommen und uns die Jobs wegnehmen, ist falsch“, sagt Grienberger. 2022 hätten 38 Prozent der Beschäftigten in Berufen gearbeitet, die hoch ersetzbar sind.