„Radikaler Taktikwechsel“: Putins Truppen nutzen jetzt „bewusst“ Chemiewaffen
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Russland Schwarzmeerflotte hat den Einsatz von Chemiewaffen am strategisch wichtigen Dnipro-Ufer bestätigt – ein Konventionsbruch.
Sewastopol/Washington, D.C. – Seit Monaten ist Wladimir Putins Marine im Schwarzen Meer unter Druck – zuletzt hieß es gar, Russland „verstecke“ seine Schiffe vor den Wasser-Drohnen der Ukraine. Russlands Schwarzmeerflotte schlägt nun offenbar zu Lande auf grausame Weise zurück: Sie hat Berichten zufolge offiziell den Einsatz international geächteter Chemiewaffen im Ukraine-Krieg eingeräumt. Auf diese Entwicklung wies das US-amerikanische Institute for the Study for War (ISW) hin.
Putins Schwarzmeer-Flotte bestätigt C-Waffen-„Taktik“: „Räuchern Stellungen aus“
Schauplatz des „C-Waffen“-Einsatzes ist demnach die Region Cherson – konkret das linke Ufer des Flusses Dnipro. Dort hatte die Ukraine im November die Errichtung eines „Brückenkopfes“ gemeldet. Der Dnipro markiert in großen Teilen der Südukraine die Grenze zu den von Russland besetzten Gebieten.
Auf Telegram habe 810. Marineinfanterie-Brigade einen „radikalen Wechsel der Taktik“ bestätigt, schrieb das ISW in seinem Ukraine-Lage-Update vom Samstagabend (23. Dezember; Ortszeit). Nahe Krynky am Dnipro-Ostufer „räuchere“ man die Truppen der Ukraine nun aus deren Stellungen aus – um sie dann beschießen zu können. Die Schwarzmeer-Flotte verfügt auch über Boden- und Lufteinheiten.

Der erste Schritt geschehe dabei per Abwurf von K-51-Granten aus Drohnen. Den Militärexperten des ISW zufolge enthalten Granaten des Typs K-51 sogenanntes „CS-Gas“ – ein Tränengas mit dem Wirkstoff 2-Chlorobenzalmalononitrile, das teils auch zur Niederschlagung von Krawallen verwendet wird. Es gilt generell als nicht-tödlich – wobei einige Experten durchaus bei hohen Konzentrationen Todesgefahr vermuten.
Neue Strategie Russlands? Chemiewaffen-Einsatz gegen Ukraine bestätigt
Die Chemiewaffenkonvention verbietet in jedem Fall den Tränengasen im Krieg – auch Russland hat das Abkommen unterzeichnet. Allerdings gab es schon zuvor Hinweise darauf, dass Russland konventionswidrig Kampfgase einsetzt.
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So berichtete CNN am Dienstag (19. Dezember), insgesamt neun Gas-Attacken seien in der Region Orichiw (Oblast Saporischschja) zuletzt verzeichnet worden – bei einer davon sei es zu einem Todesfall gekommen, zitierte der US-Sender einen ukrainischen Sanitäter. Auch hier war dem Bericht zufolge ein CS-Gas von Drohnen aus zum Einsatz gekommen. So solle Panik unter den ukrainischen Soldaten erzeugt werden, ehe ein Beschuss folge. Das Vorgehen scheint sich also zu gleichen. Die Angaben lassen sich allerdings nicht unabhängig verifizieren.
Ukraine-Soldaten beschreiben Gas-Wirkung – Geächtete Waffen auf Seiten beider Kriegs-Parteien
Der Einsatz von Tränengas mag sich in einem ohnehin überaus blutigen Krieg vergleichsweise harmlos ausnehmen. Soldaten der Ukraine schilderten CNN allerdings ein wahres Inferno. „Der Schützengraben war in Flammen. Dieses Gas brennt, blendet dich, du kannst nicht atmen, es schießt direkt deine Luftröhre hinab“, sagte einer von ihnen.
Die Kyiv Post erinnerte im Zuge dieser Berichte an weitere mutmaßliche Fälle von Chemiewaffeneinsatz: Ukrainische Militärs hätten schon im August vom Abschuss von Chemie-Munition berichtet – mutmaßlich gefüllt mit der Substanz Chloropikrin. Dieses Kampfgas war bereits im Ersten Weltkrieg zum Einsatz gekommen. Auch in den Kämpfen um die Städte Marjinka und Awdikiwka warf die Ukraine Russland den Einsatz von chemischen Kampfstoffen vor.
Paradoxerweise bezichtigt Russland die Ukraine bereits seit Kriegsbeginn, verbotene biologische Waffen zu produzieren. Belege dafür gibt es nicht. Allerdings verwendet auch Kiew in seinem Verteidigungskampf geächtete Kampfmittel: So hatte die Lieferung von US-Streumunition im Sommer international für Kritik gesorgt. (fn)