„Ein bisschen kühn, aber nicht falsch“ - NATO-Mitglied erwägt Entsendung von Bodentruppen in Ukraine
Als führendes Mitglied der NATO zieht der französische Präsident Emmanuel Macron angesichts der schwelenden politischen Krise in der Ukraine den Einsatz von Bodentruppen in Erwägung. Inmitten der Debatte bezeichnet Wolfgang Ischinger, der frühere Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, den Vorschlag als „ein bisschen kühn, aber nicht falsch“, berichtet der „Spiegel“.
Ischingers Unterstützung
Ischinger signalisiert Unterstützung für Macrons Idee und betont, dass in einer solchen Krisensituation kein Weg von vornherein ausgeschlossen werden dürfe. Gegenüber dem Sender „Welt-TV“ sagte er: „Sobald man irgendwas ausschließt, macht man es natürlich im Prinzip für den Gegner leichter, sich auf das, was da vielleicht kommen könnte, einzurichten“.
Der russische Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, äußerte scharfe Kritik an Macrons, dem französischen Präsidenten und NATO-Mitglied. Er beklagte, dass die früher undenkbare Möglichkeit nun ernsthaft in Betracht gezogen werde, europäische Truppen in die Ukraine zu entsenden.
Spannung zwischen den Alliierten
Während des anhaltenden Konflikts mit der Ukraine hat Russland immer wieder mit der Eskalation der Situation gedroht. Dem Bericht zufolge hat das russische Regime mehrfach mit Szenarien eines dritten Weltkriegs gedroht, um das Eingreifen westlicher Mächte zu unterbinden.
Die NATO-Partner, darunter auch Frankreich, Deutschland und die USA, haben sich bisher jedoch gegen ein direktes militärisches Eingreifen entschieden. Sie folgen damit dem Konsens, dass eine Eskalation des Konflikts in einen umfassenden Krieg verhindert werden muss. Dennoch bleibt die Frage offen, wie sich die NATO, einschließlich Frankreich, künftig positionieren wird, sollte Russland seine Aggressionspolitik fortsetzen.
Deutsch-französische Differenzen
Olaf Scholz wies indes die Idee von Macron zurück. Er betonte, dass man sich darauf geeinigt hätte, keine Bodentruppen oder Soldaten aus europäischen oder NATO-Staaten auf ukrainischem Boden zu haben.
Ischinger warnte vor wachsenden Spannungen zwischen Berlin und Paris, beides wichtige Mitglieder der NATO. Er nannte es „zutiefst bedauerlich“, dass die deutsch-französische Allianz gerade in dieser schweren strategischen, militärischen und politischen Krise unter Druck steht. Er appellierte, dass alle Parteien, einschließlich der NATO-Mitglieder, zusammenarbeiten müssen, um ein gemeinsames Vorgehen in dieser Krise zu erreichen.