Macron findet Unterstützung: Nato-Bodentruppen im Ukraine-Krieg bleiben reales Szenario

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Emmanuel Macrons Idee von Nato-Bodentruppen in der Ukraine rief heftige Kritik hervor. Doch ganz vom Tisch scheint der Vorschlag nicht zu sein.

München – Im Februar hatte der französische Präsident Emmanuel Macron für Aufsehen gesorgt, als er nach einer Konferenz die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine nicht ausschloss. Es folgte ein Aufschrei, allen voran Bundeskanzler Olaf Scholz widersprach vehement. Doch es gibt auch Befürworter des Vorstoßes, etwa Polens Außenminister Radoslaw Sikorski. Die Idee ist nicht vom Tisch. Dass sie nicht wieder in die Schublade wandert, hat Gründe.

Schickt Emmanuel Macron trotz Widerstands Bodentruppen in den Ukraine-Krieg?

Im Umgang mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin ging Macron stets einen eigenen Weg. Bereits vor der russischen Invasion setzte er auf Annäherung. Nach Kriegsbeginn versuchte er lange, den Kremlchef vom Ende des Kriegs zu überzeugen. Erst als er merkte, dass es aussichtslos ist, schwenkte er um.

Französische Soldaten patrouillieren in Mali.
Französische Soldaten patrouillieren in Mali. Sind sie bald auch im Ukraine-Krieg im Einsatz? © IMAGO/Tanguy Vabatte

Plötzlich war es ihm wichtig, dass Kiew im Ukraine-Krieg schnell großkalibrige Artillerie erhält. Macron löste die „Panzerblockade“ des Westens, indem Frankreich als erste Nation leichte Panzer schickte. Zuletzt brach er mit seiner Bodentruppen-Aussage ein Tabu. Die Herausgeber der ukrainischen Online-Zeitung European Pravda sehen drei Argumente, warum Macron seine Idee doch noch in die Tat umsetzen könnte.

Europäische Bodentruppen im Ukraine-Krieg? Autoren sehen in Frankreich wenig Widerstand gegen Macrons Idee

Zwar gebe es auch in Frankreich Vorbehalte dagegen, doch werde diese im Land nicht kategorisch abgelehnt. Nach Macrons Vorstoß habe es keine Proteste gegeben, obwohl Franzosen gerne auf die Straße gehen, wenn sie mit großen Initiativen der Regierung nicht einverstanden sind, argumentieren die Herausgeber der European Pravda in einem Artikel.

Vielmehr kratzen Drohungen aus Russland am Selbstverständnis der „Grande Nation“ als einstige Weltmacht. Diskussionen über mögliche Raketenangriffe auf Frankreich in russischen Propagandasendungen würden das Verständnis nur verstärken, dass mit Putin nicht verhandelt werden könne und es andere Mittel im Ukraine-Krieg brauche. EU-Insidern zufolge sollen westliche Spezialkräfte längst in der Ukraine sein.

Frankreichs Kampferprobtheit könnte Macron in die Karten spielen

Weiter gebe es in Frankreich keine Anzeichen, dass das Militär mit Macrons Vorschlag unzufrieden ist, so die Autoren. Sie weisen darauf hin, dass aktive Militärs Entscheidungen der politischen Führung nicht kritisieren können, diese jedoch ein Sprachrohr besitzen. Konkret nennen sie Generäle im Ruhestand, deren Einschätzungen und Appelle traditionell großes Gewicht haben. Und ebenjene halten sich in Frankreich zurück.

Als drittes Argument für Nato-Bodentruppen im Ukraine-Krieg führen die Autoren Frankreichs Kampferprobtheit an. Die französische Armee sei die einzige in der EU, die etwa an mehreren Krisenherden in Afrika aktiv sei und dort auch gegen von Russland unterstützte Einheiten kämpften. So habe die französische Gesellschaft über die Jahre gelernt, „militärische Aktionen als etwas Mögliches und Reales wahrzunehmen“, schreiben die European-Pravda-Autoren. Der Präsident könne so einfacher die Öffentlichkeit auf seine Seite ziehen. Macron scheint dabei ukrainischer sein zu wollen als Wolodymyr Selenskyj. Der ukrainische Präsident erklärte beim französischen Fernsehsender BMFTV: „Solange die Ukraine steht, wird die französische Armee auf dem Territorium Frankreichs sein.“ (mt)

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