Einkaufsverbot für Schüler vorerst vom Tisch

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Hat kein Problem mit Kindern im Markt, wenn sie sich zu benehmen wissen: Filialleiterin Ines Rahneberg. © Stefan Weinzierl

Wegen Ärger mit Schülern hat Edeka-Betreiber Stefan Alex mit einem Einkaufsverbot für Kinder gedroht. Seitdem hat sich die Lage entspannt. Im Supermarkt in Siegertsbrunn herrscht Waffenstillstand.

Höhenkirchen-Siegertsbrunn - Für Aufregung hat dieser Tage ein Post in der örtlichen Facebook-Gruppe von Höhenkirchen-Siegertsbrunn gesorgt. Dort hat ein Bürger Auszüge eines Protokolls des letzten Klassenelternsprecherabends im Gymnasium Höhenkirchen-Siegertsbrunn veröffentlicht. In dem Protokoll ist von Problemen des Edeka-Marktes mit Schülern des kaum 100 Meter entfernten Gymnasiums die Rede und dass schlimmstenfalls ein Einkaufsverbot für Kinder und Jugendlichen zu gewissen Stunden droht.

Steht so ein Einkaufsverbot wirklich im Raum? Derzeit nicht, wie die Recherchen des Münchner Merkur ergeben haben. Auf Nachfrage bestätigt Supermarkt-Betreiber Stefan Alex zwar, dass Schüler, die sich in seiner Filiale in Höhenkirchen-Siegertsbrunn daneben benehmen, ein latentes Problem wären, derzeit gebe es aber kaum Ärger. Die Lage habe sich deutlich verbessert.

Sushi-Päckchen versteckt

Alex erzählt, seine Mitarbeiter hätten seit Jahren mit dem Fehlverhalten von Schülern zu kämpfen. Sei es, dass sie Müll im Markt liegenlassen, Lebensmittel aufreißen ohne zu bezahlen oder sie irgendwo im Markt ablegen. „Am schlimmsten ist es, wenn Sushi-Päckchen aus dem Kühlregal genommen und irgendwo hinter Konserven versteckt werden“, so Alex. Es sei auch schon vorgekommen, dass Mitarbeiter und Kunden, die die Schüler auf ihr Fehlverhalten ansprechen, angepöbelt worden seien. Und die gläserne Umzäunung seiner Terrasse für die Kunden der Markt-Bäckerei habe er ersetzen müssen, weil Jugendliche an den Milchglasscheiben die Kronkorken von Flaschen aufgemacht hätten.

Laut Alex sind die Übeltäter regelmäßig Schüler des benachbarten Gymnasiums. Weil es vor einigen Monaten mit den schlechten Manieren einiger Jungkunden wieder besonders schlimm gewesen sei, habe er die Schulleitung kontaktiert, sagt der Markt-Inhaber. Dabei habe er als letztes Mittel auch das generelle Einkaufsverbot angedroht: „Anders wusste ich mir nicht mehr zu helfen, um meine Mitarbeiter zu schützen.“

Videoüberwachung nur eingeschränkt nutzbar

Hausverbote speziell für die Schuldigen zu verteilen, löst seiner Aussage zufolge das Problem nicht. Um Hausverbote lückenlos zu kontrollieren, seien ihm die Hände gebunden, sagt der Unternehmer. „Wir dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen gar nicht alle technischen Mittel ausschöpfen.“ So könne er keine mit Künstlicher Intelligenz unterstützte Videoüberwachung verwenden, um Personen mit Hausverbot herauszufiltern.

Alex sagt, er habe grundsätzlich kein Problem mit dem Gymnasium und seinen Schülern. Erst vergangenes Jahr hat er der Schule den Supermarkt-Parkplatz für eine Akrobatik- und Tanzaufführung zur Verfügung gestellt. Viele der Gymnasiasten seien nett und rücksichtsvoll, betont Alex. Doch es gebe eben immer wieder Ausreißer. Und der Schaden, der dabei entstehe, stehe in keinem Verhältnis zu den Einnahmen, die seine Filiale durch die Schüler mache.

Der Elternbeiratsvorsitzende Robert Doblhofer bestätigt, dass das Edeka-Problem eines der Themen am Klassenelternsprechabend im Februar war. Dabei habe es auch einen Appell an die Eltern gegeben, mit ihren Kindern über das Thema zu sprechen. Auslöser sei ein Vorfall mit einem Schüler im November vergangenen Jahres gewesen. Seitdem hat es seines Wissens keine Konflikte mehr gegeben. „Die Sache ist erledigt“, sagt er. So ist auch der Stand der Dinge bei Schulleiterin Claudia Gantke. „Aus Sicht der Schule gibt es keinen Konflikt zwischen Edeka und Schule“, sagt sie.

Alle Seiten sind um Deeskalation bemüht

Gleichzeitig verwahren sich beide dagegen, alle Schüler des Gymnasiums unter Generalverdacht zu stellen. „Wenn es ein Problem gibt, dann ist es ein Problem zwischen Herrn Alex und einzelnen Schülern, aber nicht mit dem Gymnasium und seiner Schülerschaft“, betont Doblhofer.

Beide Seiten hoffen, dass sich die Deeskalation fortsetzt. „Vielleicht sollten die Schülervertreter noch einmal auf die Supermarkt-Leitung zugehen“, schlägt Doblhofer vor. Der Edeka-Chef wiederum honoriert, dass viele Schüler seit einigen Monaten ein deutlich besseres Benehmen zeigen und bedankt sich für die Hilfe seitens der Schule. „Ich hoffe, dass es so bleibt“, sagt er: „Ich wünsche mir doch bloß einen respektvollen Umgang miteinander.“

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