300 Millionen Tonnen CO₂: Wie digitale Technologien uns in der Klimakrise helfen können

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Deutschland hat seine Klimaziele verfehlt – und jetzt? Luisa Neubauer will Druck auf Politik machen. Junge Menschen hoffen aber auf mehr.

Deutschland hat seine Vorgaben für das Klima 2023 deutlich verfehlt, besonders im Verkehrsbereich – das hat der unabhängige Expertenrat für Klimafragen in seinem Prüfbericht festgestellt. Statt den erlaubten 133 Millionen Tonnen CO₂ stieß dieser Sektor demnach im vergangenen Jahr 146 Millionen Tonnen Treibhausgase aus. Damit verfehlt der Verkehrssektor sein Klimaziel das dritte Jahr in Folge.

Die jährlich zulässigen Jahresemissionsmengen für einzelne Sektoren wie Industrie, Energiewirtschaft, Verkehr und Gebäude stehen im Klimaschutzgesetz. Wenn Bereiche die Vorgaben nicht einhalten, müssen die zuständigen Ministerien der Bundesregierung mit Sofortprogrammen nachlegen. Die bisher beschlossenen Maßnahmen reichten nicht aus, betonte der Expertenrat.

Traktor auf dem Feld.
In der Landwirtschaft haben digitale Technologien laut einem Experten viel Potenzial. © Westend61/Imago

Luisa Neubauer warnt vor „Klimaschummelgesetz“

Das Klimaschutzgesetz könnte schon bald anders aussehen. Die Vorgaben in einzelnen Wirtschaftsbereichen sind besonders der FDP ein Dorn im Auge und die Ampelkoalition hat sich bereits auf eine Reform des Klimaschutzgesetzes geeinigt: Demnach soll es künftig vor allem darauf ankommen, ob Treibhausgas-Sparziele über alle Bereiche hinweg eingehalten werden. Die Ampel-Fraktionen im Bundestag konnten sich bislang aber nicht auf die Details einigen.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) stellte zuletzt Wochenend-Fahrverbote in den Raum, falls die geltende Regelung nicht bald durch die Reform abgelöst werde. Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer kritisierte das scharf auf ihrem Instagram-Kanal. „Seit drei Jahren boykottiert Volker Wissing das Klimaschutzgesetz, weil es ihm nicht in den Kram passt. Damit darf er nicht durchkommen.“ Neubauer bezeichnet die Wochenend-Fahrverbote als „absurde Antiklima-Populismus-Kampagne“.

Verbindliche Sektorziele seien „Heiligtümer“ des Klimaschutzgesetzes, erklärt die Aktivistin und der Grund dafür, warum Regierungen sich nicht mehr in Ausreden flüchten können. „Es sorgt dafür, dass das Verfehlen der Ziele reale Konsequenzen hat. Die Kosten des Nichtstuns werden radikal höher“. Die Aktivistin fordert ihre Followerschaft auf, laut zu sein, damit sich das Klimaschutzgesetz nicht in ein „Klimaschummelgesetz“ verwandle.

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Können neue Technologien den Klimawandel stoppen?

Neubauer gehört zur jungen Generation Deutschlands, die regelmäßig für mehr Klimaschutz auf die Straßen gehen. Junge Menschen setzen aber scheinbar nicht auf die Politik, um den Klimawandel zu verlangsamen oder zu stoppen, sondern hoffen auf neue Technologien. Das hat eine repräsentative Befragung des Digitalverbandes Bitkom ergeben.

Demnach hoffen 57 Prozent der 16- bis 29-Jährigen, dass in naher Zukunft digitale Technologien verfügbar sein werden, die die Klimaprobleme lösen. Niklas Meyer-Breitkreutz, Nachhaltigkeitsexperte von Bitkom, hält das für realistisch. „Wenn man sich das Klimaschutzgesetz ansieht, mit den darin formulierten Zielen, etwa bis 2030 65 Prozent weniger CO₂ auszustoßen als 1990, wird klar: Wir haben noch einen sehr langen Weg zugehen“. Man müsse daher alle digitalen Möglichkeiten ausschöpfen. „Energieeffizienz, Klimaschutz und die Dekarbonisierung hängen untrennbar mit der Digitalisierung zusammen“, betont Meyer-Breitkreutz.

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Experte sieht viel Potenzial in der Landwirtschaft

Die „einfachen“ Schritte, um Emissionen zu reduzieren, hätten wir bereits in der Vergangenheit umgesetzt, sagt Meyer-Breitkreutz, etwa den Abbau der Schwerindustrie in der ehemaligen DDR. Die Lücke, die aktuell noch bleibe, entspreche 300 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen. „Wir müssen unser Reduktionstempo um den Faktor 2,5 erhöhen – und ohne digitale Technologien wird das nicht gehen. Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um das Ziel zu erreichen.“

Besonders in den Bereichen Energie, Gebäude und Industrie haben digitale Technologien laut dem Experten viel Potenzial, etwa in der Landwirtschaft. „Technologien können helfen, punktgenau Düngemittel auf dem Feld ausbringen, die einen hohen CO₂-Ausstoß haben. Wenn ich davon weniger produziere und verwende, spare ich viel CO₂“.

(Mit Material der dpa)

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