Rache für permanente Bombardierung: Ukraine sprengt Shahed-Drohnen-Fabrik
Nach russischen Luftangriffen mit vielen Todesopfern versetzte auch Kiew Moskau einen schweren Schlag: Eine Drohnenfabrik explodierte. Frieden scheint nicht in Sicht.
Kiew/Moskau – Trotz laufenden Verhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bombardiert Moskau täglich weiter ukrainisches Gebiet.
Erst am Mittwoch (23. April) sind in der ukrainischen Industrieregion Dnipropetrowsk mindestens neun Menschen durch eine Drohnenattacke auf einen Bus ums Leben gekommen. Und auch am Donnerstag starben bei einem russischen Luftangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew mindestens zwölf Menschen. Aber der Ukraine gelang Mitte der Woche ebenfalls ein enormer Vergeltungsschlag.
Nach permanenten Bombardierungen: Kiew zerstört russische Drohnenfabrik im Ukraine-Krieg
Wie die Kyiv Post berichtet, zerstörte Kiew die russische Drohnenfabrik Alabuga, die Tausende Shahed-Drohnen produziert. Die Fabrik liegt in Tatarstan, der größten Sonderwirtschaftszone Russlands. Laut Andriy Kowalenko, dem Leiter des ukrainischen Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation, zielte der Drohnenangriff auf eine Fabrik in der Stadt Jelabuga, wo Russland unter iranischer Lizenz Kamikaze-Drohnen herstellt.
Allein im vergangenen Jahr sollen dort über 6.000 Shahed-Drohnen und Tausende Täuschungsdrohnen hergestellt worden sein. In diesem Jahr sei das Ziel gesetzt, die Produktion auf 8.000 bis 10.000 Kampfdrohnen und 15.000 Täuschungsdrohnen zu steigern. Ob die Fabrik nach der Explosion noch produktionsfähig ist, ist bislang unklar.
Lokale Medien berichteten aber, dass vier Drohnen über der Stadt von russischen Luftabwehrsystemen abgeschossen wurden. Videos des Vorfalls wurden auch online veröffentlicht. Laut dem Bürgermeister der Stadt gab es keine Opfer oder Verletzten. Während die Ukraine Russland eher durch Angriffe auf Industrie- und Energieanlagen zu schwächen versucht, scheint sich Moskau derzeit auf Ziele mit möglichst hohen Opferzahlen zu fokussieren. Dieses Verhalten sorgte in den letzten Tagen weltweit für Kritik.
„Wladimir, Stopp!“: Trump fordert Ende russischer Angriffe auf die Ukraine
Trump, der sich zuletzt an Putin annäherte, forderte am Donnerstag ein Ende der Bombardierungen. Er sei „nicht glücklich über die russischen Angriffe auf Kiew“, schrieb Trump in Onlinediensten. „Wladimir, Stopp!“, mahnte er an den russischen Staatschef. Berlin, Brüssel, Paris und London warfen Moskau vor, mit seinen Angriffen Bemühungen um einen Frieden zu untergraben.
„Mindestens zwölf getötete Zivilisten und über 90 Verletzte, darunter sechs Kinder: Das ist Putins ‚Friedensbilanz‘ von letzter Nacht“,
„Mindestens zwölf getötete Zivilisten und über 90 Verletzte, darunter sechs Kinder: Das ist Putins ‚Friedensbilanz‘ von letzter Nacht“, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin nach dem Angriff in Kiew. Es sei allein Russland, das den Frieden in der Ukraine und Europa weiter blockiere. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warf Russland eine Verhöhnung der Friedensbemühungen vor. „Das ist kein Streben nach Frieden, sondern dessen Verhöhnung“, erklärte sie im Onlinedienst Bluesky. Das „wahre Hindernis“ auf dem Weg zum Frieden sei „nicht die Ukraine, sondern Russland“.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verkürzte wegen der Angriffe einen Besuch in Südafrika und beklagte, auf Moskau werde nicht genügend Druck ausgeübt, seine Angriffe zu beenden. „Ich sehe keinen starken Druck auf Russland oder irgendwelche neuen Sanktionspakete gegen Russlands Aggression“, sagte er.
Zickzack-Kurs bei Ukraine-Verhandlungen: Trump spricht plötzlich von „Deal mit Russland“
Nur wenige Stunden vor dem erneuten russischen Angriff auf die Ukraine hatte Trump erklärt, er sehe in den seit Monaten andauernden Verhandlungen über eine Beendigung des Ukraine-Krieges eine Einigung mit Russland erreicht. US-Medien zufolge kommt ein von den USA vorgelegter Vorschlag für eine Waffenruhe den russischen Forderungen weit entgegen. Demnach könnten die USA die russische Besatzung der ostukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja faktisch anerkennen, ebenso die 2014 erfolgte Annexion der Halbinsel Krim durch Russland.

Den Berichten zufolge will Washington Moskau zudem garantieren, dass die Ukraine niemals der Nato beitreten wird. Die Ukraine soll laut Axios eine „robuste Sicherheitsgarantie“ unter Beteiligung europäischer und nicht-europäischer Staaten erhalten. Unklar sei aber, wie ein möglicher friedenssichernder Einsatz konkret organisiert wäre und ob die USA daran beteiligt wären.
Selenskyj hatte eine Abtretung der Krim mehrfach ausgeschlossen und betont, dass ein solcher Schritt gegen die ukrainische Verfassung verstoßen würde. Trump bezeichnete Selenskyjs Haltung als „sehr schädlich für die Friedensverhandlungen mit Russland“.