Relikt aus dem Kalten Krieg: Die Ukraine produziert weiterhin T-64-Panzer, um Verluste auszugleichen
Um Verluste auszugleichen, produziert und erneuert die Ukraine weiterhin T-64-Panzer. Diese stammen aus der Ära des Kalten Krieges.
Kiew – Bereits im Oktober hat die ukrainische Armee im Rahmen einer weiteren Mobilisierung im Ukraine-Krieg eine neue Brigade zusammengestellt. Dabei handelt es sich um die 150. Mechanisierte Brigade. Aufgabe der neu gebildeten Streitkräfte ist die Unterstützung der ukrainischen Bodentruppen, welche etwa 100 Brigaden umfassen.
Die Bildung einer neuen Brigade ist eigentlich nichts Besonderes, wie das amerikanische Nachrichtenportal Forbes attestiert. Seit Kriegsbeginn haben Russland und die Ukraine neue Regimenter und Brigaden ausgehoben und gleichzeitig weitere Truppen bestehenden Kampfeinheiten zugewiesen. Das dient unter anderem dem Ausgleich von Verlusten.
Durch die Aushebung ganzer Brigaden kann die Stabsführung des Militärs kampfmüde Formationen von der Front abziehen. Das hat den Vorteil, dass alle Bereiche eines Großverbandes sich vom Kampf erholen können.

Kiew will im Ukraine-Krieg mit Panzern aus der Sowjetzeit Verluste ausgleichen
Die 150. mechanisierten Brigaden stellen zudem eine Besonderheit zu anderen neu ausgehobenen Brigaden dar. Denn ihre Kettenfahrzeuge bestehen vornehmlich aus modernisierten T-64-Panzern. Nach über zwei Jahren Krieg produziert die Ukraine weiterhin immer neue T-64. Das ist auch zwingend notwendig, denn die Verluste sind auf ukrainischer und russischer Seite enorm hoch. Mehrere Hundert Panzer werden jedes Jahr auf beiden Seiten vernichtet.
Der T-64 entstammt der Sowjet-Ära des Kalten Krieges. Es ist ein 42 Tonnen schwerer Panzer mit einer aus mehreren Schichten bestehenden Panzerung (Verbundpanzerung). Angetrieben wird er von einem Fünfzylinder-Gegenkolben-Dieselmotor und bringt es auf 700 Pferdestärken. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei etwa 25 bis 45 Kilometern pro Stunde im Gelände. Hauptbewaffnung ist eine 125 Millimeter-Glattrohrkanone des Typs D-81.
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Ukraine und Russland produzieren Panzer über alternative Bezugsquellen
Die modernisierten T-64 werden in der Regel mit verbessertem Schutz, einem neuen Wärmebildvisier für den Richtschützen, einer modernisierten Fahrerkabine, einem militärischen L3 Harris-Digitalfunkgerät und einem SN-4215-Satellitennavigationsgerät ausgestattet.
Dass die Ukraine weiterhin genug Panzer produzieren kann, ist ein gutes Zeichen. Das Problem: Russland kann es momentan auch noch. Zudem hat die Ukraine momentan Probleme, ausreichend Schützenpanzer und gepanzerte Transportwagen für Mannschaften herzustellen, wie Forbes berichtet. Beide Fahrzeugarten dienen dem Truppentransport.
Sowohl die Ukraine als auch Russland verfügen über alternative Bezugsquellen für Ersatzpanzer. Russland baut jährlich etwa 500 bis 600 neue. Die Ukraine verfügt dank ihrer westlichen Verbündeten über 700 neue Panzer – 300 weitere sind bereits angekündigt und sollen in den nächsten Monaten geliefert werden.
Ukraine zieht bereits 2014 alle T-64 aus dem gesamten Land zusammen
Als russische Truppen 2014 die ukrainische Halbinsel Krim besetzten, begann das ukrainische Verteidigungsministerium damit, alte T-64 aus den Lagern riesiger Fahrzeugparks aus dem ganzen Land zu holen. Die Restaurierung der Panzer hat sich vermutlich noch beschleunigt, nachdem Russland 2022 offiziell die Ukraine angegriffen hatte.
Die Malyshev-Fabrik in Charkiw, nur 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, produzierte zwischen 1963 und 1987 neue T-64. Als die sowjetische Armee ab 1991 die Ukraine verließ, hinterließ sie Tausende von T-64 – einer Schätzung zufolge bis zu 3.000. Das Malyshev-Werk rüstete eine große Menge dieser Panzer für den weiteren Einsatz neben neueren T-72 und T-80 auf. Was genau mit den verbleibenden T-64 geschah, ist Spekulation – und die wahrscheinliche Erklärung für die anhaltende Versorgung von Einheiten wie der 150. Mechanisierten Brigade mit scheinbar neu aufgerüsteten T-64.

Größtes Panzerwerk der Ostukraine erleidet in den ersten Kriegswochen große Verluste
Das Malyshev-Werk erlitt in den ersten Kriegswochen schwere Schäden, doch die ukrainische Industrie passte sich an: Sie verteilte vorhandene Industrieanlagen und richtete neue Werkstätten in weniger gefährdeten Städten ein. Gleichzeitig unterzeichnete Kiew Verträge für die Reparatur und Modernisierung von T-64 an Standorten in Polen und der Tschechischen Republik. Insbesondere begann im April 2023 das polnische Panzerwerk Bumar-Labędy im Rahmen einer Vereinbarung zwischen der Polska Grupa Zbrojeniowa und dem ukrainischen Konzern Ukroboronprom mit der Reparatur von T-64-Panzern.
Acht Monate nach der Unterzeichnung des Vertrages mit dem tschechischen Unternehmen VOP CZ zur Reparatur ukrainischer T-64 hat das Unternehmen noch keinen einzigen Panzer erhalten. Dies erklärte Rostislav Rožnovský, Sprecher von VOP CZ, gegenüber ČTK. „VOP CZ ist jederzeit bereit, Panzer anzunehmen und mit der Arbeit daran zu beginnen, aber wir haben noch nichts zu reparieren. Die ukrainische Seite hat noch keine Panzer geliefert“, bemerkte Rožnovský. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass alleine mit polnischen und ukrainischen Mitteln die Panzer in Schuss gehalten werden können. (sek)