Drama im Urlaubsparadies – Behörden schließen traditionsreichen Campingplatz in Kroatien
Mitten in der Urlaubssaison brodelt es an der kroatischen Adriaküste. Inspektoren machen einen beliebten Campingplatz in Dalmatien dicht.
München – Die schier endlose Küste Kroatiens ist perfekt für einen Camping-Urlaub. Kurz vor dem Start in Tourismussaison steht der Campingplatz Jazina auf der Insel Murter in Tisno allerdings vor dem Aus. Inspektoren rückten mit der Polizei an, um das Gelände zu versiegeln. Ein Schock für viele Urlauber. Die Zukunft einer der ältesten Campingplätze an der Adria ist ungewiss, berichten kroatischen Medien.
„Es kam aus dem Nichts“ – Campingplatz in Kroatien ohne Vorwarnung von Behörden versiegelt
„Es war ein Alptraum“, erzählt Claudia H. IPPEN.MEDIA. „Von einem Tag auf den anderen mussten Gäste ihre Sachen packen und sich etwas Neues suchen.“ Die 42-Jährige besitzt ein sogenanntes Mobilheim auf dem Campingplatz Jazina. Sie ist Pauschalmieterin von einem Stellplatz in der Anlage in Tisno und hat bereits die Jahrespacht in Höhe von 4800 Euro überwiesen, erklärt sie.
Im April war sie selbst noch vor Ort, um alles für die Sommersaison vorzubereiten. Dann ging alles Schlag auf Schlag. Ohne Vorwarnung, gerade zurück in der Heimat, erfährt die 42-Jährige von der Schließung des Campingplatzes: „Es kam aus dem Nichts“.

Campingplatz in Kroatien hätte gar nicht öffnen dürfen
Wie konnte es dazu kommen? Dem Betreiber fehlt schon seit Anfang November 2024 eine gesetzlich vorgeschriebene Kategorisierung des Ministeriums für Tourismus und Sport. Der Campingplatz ist ohne eine Genehmigung illegal – so lautet der Grund für die Schließung Anfang Mai, wie novac.jutarnji.hr berichtet. Dabei verwaltet das kommunale Unternehmen Prisliga doo den Campingplatz Jazina in Tisno. „Aber sie haben uns nie irgendein Wort gesagt, oder etwas mitgeteilt“, so Claudia H.
Der Campingplatz Jazina erstreckt sich laut seiner Webseite über eine Fläche auf 55.000 Quadratmeter, bietet Platz für 960 Personen auf 320 Stellplätzen und 48 untervermieteten Mobilheimen. Seit 2021 besitzt Claudia H. eines der Mobilehomes auf dem Campingplatz. Seitdem läuft ihr Sieben-Jahres-Pachtvertrag mit Prisliga doo. Es ist eines der Neueren. Einige andere stehen offenbar schon seit mehr als zehn Jahren auf dem Gelände.

Urlauber und Pächter bangen um Sommerträume in Kroatien – Mobilheime müssen weg
Aufsichtsbehörden ordnen im Mai die Schließung des Campingplatzes in Tisno an, gut erkennbar an Siegeln am Campingplatz-Büro und auch an den Mobilheimen. Anfangs gibt es noch Hoffnung auf eine rasche Wiedereröffnung. Schließlich besteht der Campingplatz Jazina schon seit über 40 Jahren – hat Tradition. Eine erforderliche Kategorisierung des Ministeriums gilt als reine Formsache. Doch es kommt anders. Der Urlaubstraum im idyllischen Dalmatien entwickelt sich zu einem Desaster.
„Nach einem neuen Entscheid müssen wir die Häuser innerhalb von 90 Tagen abreißen“, sagt die 42-Jährige. „Die Mobilehomes gelten aktuell als Gebäude, weil sie mit Strom und Wasser verbunden sind. Sie wurden ohne eine Baugenehmigung aufgestellt.“ Diese Argumentation ist für Claudia H. völlig unverständlich. „Man kann die Mobilehomes wirklich mit einem Kran auf einen LKW laden und wegfahren.“ Die Ferienhäuser hätten kein Fundament, stehen auf erdbelassenem Boden. Wasser und Strom seien schnell abgehängt.

Nach dem Chaos macht sich Frust breit. Informationen fließen spärlich, beklagt die Mobilheim-Besitzerin. Sie ist grenzenlos enttäuscht: „Wir schauen uns jetzt nach einem anderen Stellplatz um. Aber in Kroatien sehen wir mit einem Mobilheim kaum eine Chance mehr.“
Campingplatz Jazine wehrt sich offenbar gegen Abbau der Mobilheime
Der Campingplatz Jazine will in der laufenden Saison wieder öffnen – Stand 18. Juni. Wann genau, scheint jedoch noch unklar. Das geht jedenfalls aus einem Statement hervor, das IPPEN.MEDIA auf Anfrage an den Campingplatz von einem Rechtsanwalt der Verwaltung bekam. Das kommunale Unternehmen Prisliga doo, das sich um die Verwaltung kümmert, bemühe sich demnach, alle „administrativen Hürden schnellstmöglich zu beseitigen“.
In der Erklärung heißt es zudem: „Die Bauinspektion bestätigte zwar die gültige Betriebsgenehmigung, ordnete aber gleichzeitig die Entfernung von 48 Mobilheimen an, die als Gebäude gelten.“ Prisliga würde diese Entscheidung anfechten und ein Verwaltungsbeschwerdeverfahren einleiten.
Die Verwaltung des Campingplatzes stellt sich in dem Schreiben hinter die Pauschalmieter und Mobilheim-Besitzer: „Prisliga doo betont, dass Mobilheime ihrer Ansicht nach keine Gebäude, sondern mobile Einrichtungen sind und ihre Entfernung negative Folgen für die gesamte Campingbranche in Kroatien sowie für die Tourismussaison haben könnte.“
IPPEN.MEDIA hat die kroatische Zentrale für Tourismus um ein zu diesem Fall gebeten. Eine Antwort blieb jedoch bislang aus.
Camping in Europa boomt. Allerdings ziehen die Preise 2025 auf den Plätzen überall deutlich an. Österreich-Urlauber trifft es besonders. Das Urlaubsland Griechenland hat seine Regeln für Wohnmobile verschärft. (ml)