Unesco-Anerkennung: Lechflößerei jetzt immaterielles Welt-Kulturerbe
Es ist ein Stück Geschichte in Schongau und Lechbruck: die Flößerei. Jetzt durften die beiden Flößer-Kommunen ganz offiziell die Unesco-Anerkennung zum weltweiten immateriellen Kulturerbe in Form einer Tafel entgegennehmen.
Schongau/Lechbruck – Na, wenn das mal kein Grund zur Freude ist: Die offizielle Unesco-Anerkennung der Flößerei zum weltweit immateriellen Kulturerbe durfte man jetzt in Lechbruck und Schongau in Empfang nehmen. Beide Kommunen lebten einst über Jahrhunderte hinweg von der Flößerei und haben das Floßfahren längst für den Tourismus wiederentdeckt. Die Nachfrage in Sachen Floßfahrten ist bereits jetzt beider Orts immens. Die offizielle Auszeichnung könnte das durchaus nochmal steigern.
Immaterielles Kulturerbe: Was ist denn das? Zum immateriellen Kulturerbe kann die Unesco mündliche Traditionen, darstellende Künste, wie Tanz, Theater, Musik, überlieferte soziale Traditionen, wie Rituale und Feste, traditionelle Handwerkskunst, traditionelle Kenntnisse der Flora, Fauna oder des Kosmos ernennen. So wie jetzt eben auch die Flößerei.
Dass es bis zur offiziellen Anerkennung ein langer Weg war, schildert bei der Übergabe Gabriele Rüth, Schriftführerin der Deutschen Flößerei-Vereinigung. „Das war harte Arbeit“, schildert sie, wie verschiedene Länder gemeinsam Material, Bilder und Unterlagen geliefert und eingereicht hätten, um den Titel für die Flößerei offiziell zu bekommen. „Es ist unglaublich, was da dahintersteckt“, so Rüth.
Dass die offizielle Anerkennung eine wichtige Auszeichnung für die Flößerei in Lechbruck als Kulturgut sei: Das betonte Lechbrucks Bürgermeister Werner Moll. Für die offizielle Übergabe hatten drei der insgesamt sechs Lechbrucker Flößer eigens das Floß salonfähig gemacht, das pro Jahr mit zirka 140 Fahrten aufwarten kann. Hinzu kommen die Kurzfahrten an den drei bis vier Flößermärkten pro Jahr: eine stolze Summe.
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Weiter geht‘s nach Schongau, wo Bürgermeister und Tourismusvereins-Vorsitzende bereits im Rathaus den Sekt kalt gestellt haben. Nach der offiziellen Übergabe der Unesco-Tafel durch Rüth und Hermann Paetzmann, Kassier des Vereins Flößerstraße Wolfratshausen, ließ Rathaus-Chef Falk Sluyterman dann auch tatsächlich den Korken krachen. „Ich bin stolz und dankbar, heute diese Auszeichnung entgegennehmen zu dürfen“, erklärte er. Viele Jahrhunderte hätte die Stadt Schongau von der Flößerei auf dem Lech gelebt. „Es ist wichtig, dieses Geschichtsbewusstsein zu erhalten.“

„Eine schöne Auszeichnung für die Flößerei an sich, die die Bedeutung dieser Historie widerspiegelt“, freut sich Kornelia Funke, Vorsitzende des Tourismusvereins Schongau. „Natürlich werden wir mit dieser Auszeichnung werben“, so Funke, die an Hans Hartung erinnerte, der die Floßfahrten in Schongau im Jahr 2017 erstmals überhaupt ins Gespräch und damit den Stein ins Rollen gebracht hatte. Dass sich diese Fahrten zu einer solchen Erfolgsgeschichte für den Tourismus in der Lechstadt entwickeln würden: Das hätte damals wohl keiner gedacht.
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Flößertreffen kommt nach Lechbruck
Die Flößerei: Sie ist mit dem offiziellen Unesco-Titel einmal mehr in aller Munde. Bereits jetzt beschäftigt man sich in Lechbruck äußerst intensiv mit dem Thema. Schließlich hat sich die Gemeinde vor zwei Jahren als Ausrichter des Deutschen Flößertags beworben, der einmal im Jahr in Deutschland stattfindet – und tatsächlich den Zuschlag bekommen. Das Mega-Treffen der Flößerfreunde und -vereine findet vom 3. bis 6. Oktober in der Gemeinde statt.
Ein Riesen-Ding für den kleinen Ort, so Werner Moll: Auf 2800 Einwohner in Lechbruck kommen immerhin 250 Gäste. Ein bisschen geschwitzt hätte er schon bei dem Gedanken daran, wo man die vielen Leute unterbringen könnte. Es ist geschafft. Und auch das viertägige Rahmenprogramm steht. In Lechbruck freut man sich schon jetzt auf Oktober, wenn die Floßfahrt an sich einmal mehr im Mittelpunkt steht.