Keine Zeit für Eierfärben: Wie eine Familie an Ostern acht Küken rettete

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Familienglück: Henne Berta mit zwei ihrer Seidenhuhn-Küken. © Link-LIchius

Ein ganz besonderes Osterfest erlebte heuer die Familie von Alexandra Link-Lichius und Thomas Kapfer. Genau am Ostersonntag sind in ihrer Küche in Penzberg acht Hühnerküken geschlüpft. Doch bis es soweit war, wirbelten die zuständige Henne und ihre Eier die österlichen Vorbereitungen der Familie erst einmal gründlich durcheinander – denn es ging wortwörtlich um Leben und Tod.

Penzberg - Aber der Reihe nach: Wie Alexandra Link-Lichius erzählt, hält ihre Familie seit vielen Jahren eigene Hühner. Bereits zum dritten Mal wollten sie nun von einer ihrer braunen Legehennen, die gerade gluckte, befruchtete Eier ausbrüten lassen. Zur Erklärung für alle Nicht-Hühnerhalter: Das Glucken ist ein Zeichen, dass eine Henne, die dann Glucke genannt wird, brüten möchte. Das passiert meist im Frühling. Gluckende Hennen verhalten sich anders als ihre Artgenossinnen; unter anderem geben sie besondere Laute von sich und verlassen nach der Eiablage ihr Nest nicht mehr.

13 befruchtete Eier besorgt

Doch weil sie selbst keinen eigenen Hahn mehr halten – aus Rücksicht gegenüber ihren Nachbarn –, hatten sie sich 13 befruchtete Eier von Seidenhühnern von einer Bekannten besorgt und ihrer Glucke namens Berta untergeschoben. „Der Schlupftermin sollte am Ostersonntag sein“, so die Lehrerin. Da Hühner etwa 21 Tage brüten, lässt sich das relativ gut im Vorfeld bestimmen.

Zunächst lief alles reibungslos, so Link-Lichius. Doch am Ostersamstag sei es zu Komplikationen gekommen. Berta, die zuvor souverän auf ihren Eiern gesessen und sie so warm gehalten hatte, habe deutliche Anzeichen von Schwäche gezeigt und schließlich ihr Gelege dauerhaft verlassen – ein Verhalten, dass für die fast schlupfreifen Küken den Tod bedeutet hätte.

Plötzlich verlässt die Glicke das Gelege

Doch die Familie handelte. Aus dem ganzen Haus hätten sie Dinkelkissen zusammengesammelt, sie erwärmt und in einer Salatschüssel platziert. Darauf seien dann die Eier gelegt und mit einem Kissen zusätzlich vor Auskühlung geschützt worden. Parallel hätten sie und ihre Familie überall herumtelefoniert, um einen Brutautomaten aufzutreiben, der statt der erkrankten Berta die Eier unter optimalen klimatischen Bedingungen fertig ausbrüten sollte, so Link-Lichius. Henne Berta befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in tierärztlicher Behandlung.

Kampf hinaus ins Leben: Eines der Küken befreit sich aus der Schale.
Eines der Küken kämpft sich aus der Schale. © Link-Lichius

Schließlich fand sich jemand, der einen Brutautomaten zur Verfügung stellte. Die Eier wurden hineingelegt und die Glucke in einem Körbchen dicht daneben platziert, denn kurz vor dem Schlupf fangen Hennen an, mit ihren Küken durch die Eierschale hindurch zu reden, so Link-Lichius. Und das habe Berta auch getan. Am Ostersonntag seien dann nach und nach acht gesunde Küken geschlüpft. Ein Ei sei nicht befruchtet gewesen, die anderen hätten es nicht geschafft. Doch dass es nicht alle Küken aus dem Ei schaffen, ist eher die Regel als die Ausnahme.

Schnell durften sie zur Ziehmutter

Statt die Kleinen im schützenden Brutautomaten zu lassen, wie es eigentlich üblich ist, habe sie die Küken recht schnell hinaus zu ihrer Ziehmutter gelassen, denn die Tiere hätten nur zu deutlich gezeigt, dass sie zueinander wollten. Als die Küken unter Bertas schützendem Federkleid saßen, „da war sie wieder lebendig“.

Für sie und ihre Familie sei dieses Osterfest etwas ganz Besonderes gewesen, betont Link-Lichius. Zwar hätten sie heuer keine gefärbten Eier gehabt, weil sie dazu am Ostersamstag keine Zeit gehabt hätten. Aber das Erlebnis, die Küken nach dieser Rettungsaktion beim Schlüpfen beobachten zu können und zu erleben, wie liebevoll Berta sie aufnahm, sei ein einmaliges Erlebnis gewesen.

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