Deutschland wählt armseligste Methode im Iran-Konflikt, die Diplomatie bietet

Angesichts gezielter israelischer Schläge gegen das iranische Atomprogramm wirft FOCUS-online-Chefkorrespondent Ulrich Reitz der Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz außenpolitische Passivität vor.

"Deutschland duckt sich seit Jahren weg – das hat sich auch unter Merz nicht geändert", urteilt er in seiner Video-Kolumne "Reitz-Thema".

Israel reagiere auf die wachsende Bedrohung durch den Iran. "Ein Staat, der Israel vernichten will, darf keine Atombombe bekommen – deshalb schlägt Israel jetzt zu."

Laut Reitz strebt das Mullah-Regime weit mehr als regionale Macht an: "Es ist ein Terrorregime, das Israel einkreisen und angreifen will. Die Bombe würde ihm enorme Erpressungsmacht geben – wie man es von Russland kennt."

Europa ist in diesem Konflikt abgemeldet

Während die USA an der Seite Israels stehen, herrscht in Europa weitgehend Funkstille. Großbritannien habe bereits signalisiert, keine aktive Unterstützung leisten zu wollen. 

Und auch Deutschland nehme sich ausgerechnet in einem zentralen geopolitischen Konflikt "aus dem Spiel". "Europa meldet sich aus dieser Debatte komplett ab."

Dass der Kanzler zur Deeskalation aufruft und mit internationalen Partnern telefoniert, hält Reitz führ wirkungslos. Zumal eine Beschwichtigungspolitik gegenüber dem Iran auch in den vergangenen Jahren nicht zu Erfolg geführt habe. 

Reitz: "Wenn man die Backen aufbläst, muss man auch pfeifen"

"Appelle zur Mäßigung sind die billigste Münze der Diplomatie." Statt klarer Solidarität mit Israel gebe es hektische Symbolpolitik. "Man will neutral bleiben – das kann man in diesem Konflikt aber nicht."

Reitz kritisiert das Auseinanderklaffen von Anspruch und Handeln: "Wer Israels Sicherheit zur Staatsräson erklärt, darf sich im Ernstfall nicht wegducken."

Die deutsche Haltung sei hilflos und teilweise armselig, habe Merz doch den Anspruch eine führende Rolle in Europa einzunehmen. "Wenn man die Backen aufbläst, muss man auch pfeifen."