Swing States umkämpft - Die ersten Wahl-Erkenntnisse - eine macht Trump besonders Sorgen, eine großen Mut
In der Wahlnacht zur US-Präsidentschaftswahl 2024 richten sich aktuell alle Augen auf die ersten Hochrechnungen und Nachwahlbefragungen, die bereits erste Einblicke in die Stimmungslage der amerikanischen Wählerinnen und Wähler geben. Entscheidend werden die sogenannten „Swing States“.
Aktuell sieht die Lage dort so aus:
- Pennsylvania : 19 Wahlleute, Harris liegt vorne
- Arizona : 11 Wahlleute, noch keine Daten
- Michigan : 15 Wahlleute, Harris liegt vorne
- Wisconsin : 10 Wahlleute, noch keine Daten
- Nevada : 6 Wahlleute, noch keine Daten
- North Carolina : 16 Wahlleute, Trump liegt vorne
- Georgia : 16 Wahlleute, Trump liegt vorne
In zahlreichen Bundesstaaten ist die Wahl noch im Gange. Während die Wahllokale in den meisten Bundesstaaten noch geöffnet sind, laufen in anderen bereits die Auszählungen auf Hochtouren. Erste Trends zeichnen sich indes bereits ab, auch wenn es noch sehr früh ist. Was für Donald Trump spricht, und was für Kamala Harris.
Erkenntnis 1: Demokratie und Wirtschaft sind den US-Wählern wichtig
Eine erste Nachwahlbefragung von CNN zeigt, welche Themen den US-Wählern bei dieser Wahl besonders am Herzen liegen. Für 33 Prozent der Befragten - und damit die größte Gruppe - steht das Thema „Demokratie“ an erster Stelle. Knapp dahinter liegt mit 30 Prozent das Thema „Wirtschaft“.
Mit deutlichem Abstand folgen die Themen „Abtreibung“ mit 15 Prozent und „Migration“ mit 12 Prozent. Die „Außenpolitik“ war dagegen nur für drei Prozent der Wähler das wichtigste Thema. Diese Prioritäten spiegeln die Themen wider, die das Land derzeit am meisten bewegen.
Ähnliche Ergebnisse zeigt eine Nachwahlbefragung der Nachrichtenagentur AP: Die Wähler gaben an, dass die Wirtschaft (39 Prozent) und die Einwanderung (20 Prozent) die wichtigsten Themen seien, mit denen sich das Land auseinandersetzen müsse.
Auf die Frage, was ihre Stimme am meisten beeinflusst habe, identifizierte auch hier etwa die Hälfte der Wähler die Zukunft der Demokratie als den wichtigsten Faktor.
Das Thema Demokratie könnte eher für Vizepräsidentin Kamala Harris als für Donald Trump sprechen, da es zentrales Thema ihrer Agenda und Wahlkampfstrategie ist.
Die Demokraten haben im Wahlkampf unter anderem wiederholt die Bedeutung des Schutzes der Demokratie betont. Harris positioniert sich als Bewahrerin demokratischer Prinzipien und spricht damit offenbar Wähler an, denen die Stabilität und Unabhängigkeit der Demokratie am Herzen liegen.
Trump hat im Bereich Wirtschaft einen leichten Vorsprung. Laut der Umfrage von AP wird ihm mehr zugetraut, wenn es darum geht, die Wirtschaft anzukurbeln.
Erkenntnis 2: Harris performt gut in Vororten - großes Problem für Trump
In dieser frühen Phase konzentrieren sich die Experten zudem vor allem auf die Ergebnisse in bereits teilweise ausgezählten Countys. Ein interessantes Beispiel ist Hamilton County in Indiana: Vor vier Jahren gewann hier Donald Trump, während Joe Biden nur auf knapp 46 Prozent kam.
Aktuell jedoch liegt Kamala Harris nach Auszählung von rund 50 Prozent der Stimmen leicht vor Trump. Es sieht so aus, als könnte sie in den Vorstädten sogar mehr Stimmen gewinnen als Biden. Insgesamt dürfte Indiana jedoch deutlich an Trump gehen.
Das Beispiel von Vororten in Indiana zeigt: Harris hat gute Chancen, die Stimmen aus den Vororten auf sich zu vereinen, wo Trump vor vier Jahren noch erfolgreich war.
Dafür sprechen noch weitere Beispiele. So performed Harris in den städtisch und vorstädtisch geprägten Regionen Mecklenburg County, Wake County und Durham County in North Carolina bislang etwas besser als Biden. Für Trump könnte das zum Problem werden.
Erkenntnis 3: Trump verfängt bei schwarzen Männern und Latinos
Eine überraschende Entwicklung zeichnet sich zudem in den südöstlichen Swing States Georgia und North Carolina ab. Hier könnte ein Trump-Erfolg am Ende auf eine demografische Entwicklung zurückzuführen sein: die gestiegene Unterstützung unter schwarzen Männern.
Wählerumfragen zeigen, dass Trump in beiden Staaten rund 20 Prozent der schwarzen Männer und insgesamt zweistellige Anteile bei den schwarzen Wählern erreicht – eine deutliche Steigerung gegenüber 2016, als er in Georgia elf Prozent und in North Carolina nur sieben Prozent der schwarzen Wähler für sich gewinnen konnte.
Auch unter Latino-Wählern, insbesondere unter Latino-Männern, verzeichnet Trump laut Exit-Umfragen starke Zugewinne. NBC News berichtet, dass Trump bei Latino-Männern landesweit vor Harris liegt.
Konkrete Daten für die Swings States Arizona und Nevada, in denen Latino-Wähler einen größeren Anteil haben, werden allerdings erst nach Schließung der Wahllokale vorliegen.
Diese Entwicklung könnte auf den Wahlkampf von Trump zurückzuführen sein: Er hat gezielt um die Unterstützung farbiger Männer geworben. Allerdings sind die Ergebnisse in beiden Staaten noch sehr knapp.
Erkenntnis 4: Trump heimst die „Independents“ ein, Harris die Jungen
Laut CNN schneidet Harris bei jungen Wählern etwas besser ab als Biden 2020. Der späte Wechsel im demokratischen Wahlkampf von Biden zu Harris scheint bei dieser Wählergruppe Wirkung zu zeigen.
Ersten Analysen zufolge konnte Harris bei den jungen Wählern besser punkten als Trump. Bei anderen wichtigen Wählergruppen schneidet sie jedoch schlechter ab als Biden.
Harris erhält laut CNN weniger Stimmen von weißen, bildungsfernen Wählern als Biden 2020. Auch bei den „Independents“, also Wählern, die sich weder als Republikaner noch als Demokraten registriert haben, liegt Trump vorn.
Mehr noch: In dieser Wählergruppe schneidet Trump nach ersten Analysen deutlich besser ab als 2020. Vor vier Jahren hatte Biden unter diesen Wählern noch klar gewonnen. Das ist eine sehr große und signifikante Entwicklung, die einen knappen Wahlausgang entscheidend beeinflussen könnte.
Erkenntnis 5: Mehr Frauen gehen wählen und beide Kandidaten sind weniger beliebt
In diesem Jahr könnte zudem der sogenannte Gender-Vote-Gap so groß ausfallen wie nie zuvor. Das hat nicht nur mit dem Recht auf Schwangerschaftsabbruch zu tun, das im Wahlkampf viel diskutiert wurde und vor allem Wählerinnen mobilisieren dürfte.
Der Datenanbieter Edison Research hat hierzu erste Ergebnisse der landesweiten Nachwahlbefragungen veröffentlicht. Demnach stellen Frauen mit 53 Prozent der Wählerschaft eine knappe Mehrheit, gegenüber 52 Prozent bei der Wahl vor vier Jahren.
Interessant ist auch, dass beide Kandidaten weniger beliebt sind als Biden und Trump 2020. 48 Prozent der Befragten äußerten sich positiv über Harris, im Vergleich zu 52 Prozent, die Joe Biden 2020 positiv sehen.
Bei Trump liegt der Anteil derer, die eine positive Meinung haben, bei 44 Prozent, was einem Rückgang von zwei Prozentpunkten gegenüber der letzten Wahl entspricht.
Erkenntnis 6: Buchmacher tendieren jetzt noch stärker zu Trump
Ein Blick auf die aktuellen Wettquoten (gegen 2.30 Uhr) zeigt eine Verschiebung zugunsten Trumps: Laut RealClearPolling liegt seine Siegchance nun bei 59,7 Prozent, während Harris bei 38,9 Prozent liegt. Noch vor zwei Tagen lag Trump bei 54,3 Prozent, während Harris mit 44,1 Prozent etwas näher dran war.
Die Aktien der Trump Media & Technology Group steigen im nachbörslichen Handel ebenfalls – um ganze 29 Prozent. Diese Gruppe ist die Muttergesellschaft von Trumps Plattform Truth Social.