Von Flugschau und Mülltransport: Puchheims Bahnhof blickt auf 125 Jahre zurück
In Puchheim ist der Bahnhof ein bedeutender Teil der Ortsgeschichte. In diesem Jahr wird das 125-jährige Bestehen gefeiert.
Puchheim – Früher reisten hier Zehntausende Menschen per Zug an, um spektakuläre Flugschauen zu bewundern. Außerdem wurde massenhaft Müll transportiert. Klingt nicht glamourös – war aber entscheidend für die Zukunft.
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Es war ein Meilenstein für die Entwicklung des Orts: die Eröffnung des Puchheimer Bahnhofs im Jahr 1899. Ohne ihn wäre Puchheim wahrscheinlich nicht zu einer Stadt mit 22 000 Einwohnern geworden. „Schließlich konnten sich Gewerbe und kleine Fabriken Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts nur entwickeln, weil sie durch die Bahn Transportmöglichkeiten für ihre Produkte über weitere Distanzen erhielten“, erklärt Marianne Schuon, Vorsitzende des Geschichtspflegevereins D’Buachhamer. Aus diesem Grund hat der Verein zum 125. Geburtstag ein Festprogramm und eine Ausstellung organisiert.

Bahnhof Puchheim wird 125: 96 Wagenladungen mit Müll
Ursprünglich entstand der Haltepunkt im Nirgendwo. Denn in den 1890er-Jahren lebten in der Nähe des heutigen Bahnhofs nur einige wenige Torfstecher. Grund für seinen Bau war, dass dort eines der ersten Recyclingwerke der Welt entstanden war: Die Hausmull-Fabrik verarbeitete ab 1898 den Abfall der Münchner weiter und deponierte den unbrauchbaren Rest in der Puchheimer Moorlandschaft. Das Werk hatte einen eigenen Gleisanschluss und so entstand dort auch eine Bahn-Dienststelle zur Abwicklung des Bahnverkehrs.
Im Jahr zuvor war bereits eine Bahnhofsrestauration entstanden, die auch die Kantine der Hausmull versorgte. Der Bahn-Halt wurde in seinen Anfangsjahren vor allem für den Güterverkehr genutzt. Durchschnittlich trafen dort täglich 96 Wagenladungen mit Müll ein. Doch ab 1910 kamen dort jedes Wochenende auch tausende Menschen an.
Das Flugfeld mit seinen spektakulären Schauen zog unzählige Besucher vor allem aus München an. Am 23. November 1913 wurden beispielsweise rund 50 000 Personen mit 94 Zügen nach Puchheim und wieder zurückbefördert. Die Eintrittstickets für das Flugfeld wurden ab 1913 gleich über die Fahrkarten für die Sonderzüge verkauft.
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Im Ersten Weltkrieg kamen dann zahlreiche Kriegsgefangene, die in das Lager in Puchheim transportiert wurden, am Bahnhof an. Im Laufe der Jahre wuchs der Ortsteil beiderseits der Bahn weiter an. Um 1900 lebten im Umfeld 168 Einwohner in 17 Häusern. Bis 1960 stieg die Bevölkerungszahl auf rund 3500 Bewohner.
Die S-Bahn-Anbindung 1972 sorgte für einen weiteren Schub, denn dadurch war der Ort noch besser an München angebunden. Im Zuge des S-Bahn-Baus musste der über sechs Jahrzehnte bestehende Bahnhof im Jahr 1971 einem Zweckbau weichen. Die Bahnhofswirtschaft wurde 1973 zum heutigen Bogenhaus umgebaut, diente bis Anfang der 1990er-Jahre wieder als Gaststätte und anschließend als Geschäfts- und Wohnhaus.
Bahnhof Puchheim wird 125: Heute fahren täglich 60 Züge ab
Ein weiterer Meilenstein war der Bau der Unterführung anstelle einer Schranke 1988. Erste Bestrebungen dafür hatte es bereits in den 1930er-Jahren gegeben. Durch das Bevölkerungswachstum hatten sowohl der Auto- als auch der Zugverkehr stark zugenommen. Die Folge waren Staus an der häufig geschlossenen Schranke. Aber damals hatte die Reichsbahn dafür noch keinen Anlass gesehen.
Heute fahren täglich 60 Züge in Puchheim ab. Ihre Zahl soll weiter steigen. Voraussetzung dafür ist allerdings der Ausbau der Bahnstrecke.
All dies können die Puchheimer bei einer Ausstellung im PUC (siehe Kasten) nachvollziehen. Mit Unterstützung der Stadt sei ein Festprogramm herausgekommen, „das Aufmerksamkeit erzeugt und das wir als Verein niemals in dieser Größe hätten verwirklichen können“, lobt Schuon.
Ausstellung und Dampflokfahrt: So wird das Jubiläum gefeiert
Das Jubiläum wird am Donnerstag, 16. Mai, groß im Kulturzentrum PUC gefeiert. Los geht es um 19 Uhr mit einer Festgala und der Eröffnung einer Ausstellung.
Außerdem gibt es Führungen (20. und 21. Mai sowie 9. Juni jeweils ab 14 Uhr) sowie ein Bahnhofsfest am 14/15. September inklusive Dampflokfahrten statt. Im März 2021 seien die Vorbereitungen gestartet.
Anfangs waren mit Schuon, Hans Aichner und Stadtarchivarin Mandy Frenkel nur drei Personen beteiligt. Doch im Laufe der Zeit seien weitere Unterstützer, darunter mehrere Eisenbahnspezialisten und eine Grafikerin, dazugestoßen. Der Bahnhof sei ein wichtiger Ausgangspunkt für die Entstehung der Stadt gewesen, sagt Schuon. „Ohne ihn hätte es andere Alleinstellungsmerkmale Puchheimer Geschichte wie das Flugfeld oder das Kriegsgefangenenlager nicht gegeben.“
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