Rätsel um Todesursache von Arian: Experte Benecke stellt bedrückendes Autismus-Szenario in den Raum
Allein und verloren im Wald. Was ist mit dem lange vermissten Arian passiert? Sein Autismus könnte eine tragische Rolle gespielt haben, vermutet Dr. Mark Benecke.
Bremervörde – Wie lange war Arian alleine in der Wildnis? Rund zwei Monate lang galt der Sechsjährige aus Bremervörde als vermisst, bis ein Landwirt zufällig seinen Körper fand. Was mit ihm passiert ist, darauf gibt es momentan keine Antwort. Die Polizei hält sich bezüglich Todesursache und Todeszeitpunkt von Arian bedeckt.
Vermisster Arian ist tot: Welche Rolle spielte sein Autismus? Experte Benecke mit bedrückender These
Womöglich ist der autistische Junge im Wald verdurstet, Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke schließt das nicht aus. „Falls der Junge gelernt hat, dass es sehr schlecht ist, Wasser aus der Natur zu trinken, dann könnte er sich an diese Regel viel strenger halten als nicht autistische Kinder“, sagt der Forensiker und fügt bei IPPEN.MEDIA an: „Vielleicht wusste er auch nicht, wie oder welches Wasser im Freien oder welche Flüssigkeiten überhaupt trinkbar sind.“ Benecke setzt sich stark für Autistinnen und Autisten ein, hat zahlreiche Analysen veröffentlicht.
Spielte Arians Autismus eine tragische Rolle? Über den Einfluss seiner Autismus-Spektrum-Störung (ASS) wurde bereits viel spekuliert, vor allem in Zusammenhang mit der Suche.
Tragische Suche nach vermisstem Arian: Autismus? Polizei setzte auf außergewöhnliche Ideen
Zum einen hinderlich: Fachleute und Feuerwehr befürchteten, Arian könnte sich aus Angst vor den Einsatzkräften verstecken. Unter anderem deshalb wurde nach rund einer Woche auf eine sogenannte „leise Suche“ umgestellt, um ihn nicht zu verschrecken. Vermisstenexperte Peter Jamin betonte bei IPPEN.MEDIA, dass ganz besondere Mittel nötig seien, um das Kind zu finden und dessen Aufmerksamkeit zu erregen. Das versuchte die Polizei mit sehr kreativen Ideen.

Hatte Arian durch seinen Autismus im Wald einen Vorteil? Möglicherweise weniger Angst
Zum anderen förderlich: Der autistische Junge könnte Ängste vor dem Wald, der Dunkelheit oder dem Alleinsein deutlich schwächer verspürt haben, als andere Kinder. Ergotherapeutin Jutta Berthold erklärte im NDR: „Das schont Ressourcen, die er hat. Das heißt, er verbraucht keine Energien, die für ein Überleben draußen wertvoll wären.“ Zudem werde er sich vermutlich nicht ekeln, beispielsweise aus Pfützen zu trinken, sein Autismus hätte Arian auch das Leben retten können. Eine radikal andere These als die von Benecke, denkbar ist komplexer Weise beides.
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Generell ist Autismus eine hochkomplexe und stark individuell ausgeprägte Veranlagung. „Es gibt nicht sozusagen den einen Autismus“, erläutert Tomasz Jarczok, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Klinik Josefinum in Augsburg, der Berliner Morgenpost. Auffällig ist, dass Kinder mit einer hochsensiblen Veranlagung statistisch häufiger verloren gehen. Auch Arians Weglaufen wurde in verschiedenen Szenarien mit seinem Autismus in Zusammenhang gebracht. (moe)