Putins Geheim-Dateien enthüllen: Russland führte Listen mit 160 Zielen für größeren Kriegsfall
Eine Liste aus Putins Militärapparat macht die Runde. Darauf zu finden: Zahlreiche mögliche Ziele Russlands bei einem größeren Krieg, etwa mit der Nato.
Moskau – Dass Russland nicht vor kriegerischen Handlungen zurückschreckt, ist nicht neu. Die Ukraine erfährt das seit einiger Zeit auf brutalste Art und Weise. Derweil lässt Wladimir Putin auch neben dem Ukraine-Krieg massiv die Säbel rasseln. Immer wieder gibt es aus dem Kreml Drohungen gen Westen. Experten vermuten regelmäßig, dass Russlands Präsident, selbst wenn er den Ukraine-Krieg gewinnen würde, noch immer nicht genug hätte. Nun kommt raus: Russland bereitete sich wohl schon weit vor dem völkerrechtswidrigen Einmarsch in das Nachbarland auf kriegerische Handlungen vor. Und die Pläne richteten sich dabei nicht nur in Richtung Westen.
Viel mehr ging es Russland vor einigen Jahren offenbar noch um die Vorbereitung auf einen Kriegsfall an den östlichen Grenzen von Wladimir Putins Reich. Davon berichtet jedenfalls die Financial Times und beruft sich dabei auf Geheimdokumente, die die Redaktion von westlichen Quellen gezeigt bekommen haben soll. Diese decken brisante Details auf.
Geheim-Dokumente aus Putins Militär-Apparat sollen Pläne für Krieg mit Japan und Südkorea zeigen
Die Dokumente sollen demnach aus den Jahren 2013 bis 2014 stammen. In dieser Zeit, genauer gesagt im März 2014, verkündete der russische Präsident die völkerrechtswidrige Annexion der Krim. In den Jahren zuvor soll Russland sich allerdings ebenfalls stark auf die Ost-Grenzen konzentriert haben. Demnach sollen die Dokumente eine detaillierte Liste mit 160 potenziellen Zielen in einem möglichen Krieg mit Japan und Südkorea enthalten. Südkoreas Nachbarland Nordkorea unterstützt derweil gerade Russland im Ukraine-Krieg – unter extrem hohen Verlusten.
Die Listen sollen auf der Basis von 29 geheimen russischen Militär-Dateien beruhen. Im Fokus: Das Training von Soldaten für einen potenziellen Konflikt an Russlands Ost-Grenze in den Jahren von 2008 bis 2014. Militärstrategen seien demnach besorgt gewesen, dass diese Gebiete bei einem möglichen größeren Kriegsfall mit der Nato ungeschützt und daher anfällig für Attacken aus den USA und anderen Ländern seien.
Putins Russland hat offenbar Zielliste für Japan und Südkorea – samt ziviler Infrastruktur, Militärbasen und Atomkraftwerken
Laut der Financial Times würden die Dateien noch immer als relevant für russische Kriegsstrategien angesehen werden. Die aus ihnen resultierende Zielliste für Japan und Südkorea ist jedenfalls offenbar durchaus brisant. Unter den 160 aufgeführten Zielen sollen sich etwa Straßen, Brücken und Fabriken befinden. Diese seien als kritische Punkte, um die „Neugruppierung von Operationseinheiten“ zu stoppen, markiert worden, zitiert die Financial Times.
82 der Ziele seien militärischer Natur, etwa zentrale oder regionale Hauptquartiere, Radarstationen, Luftwaffen- oder Marinestützpunkte. Auch 13 Kraftwerke, darunter auch Atomkraftwerke und Ölraffinerien stünden auf der Liste.
Besorgnis über Liste mit Zielen aus Putins Russland – spezieller Marschflugkörper kommt vor
Wie es im Bericht weiter heißt, soll die Liste mit Zielen in Japan und Südkorea in einer Präsentation zur Verdeutlichung der Leistungsfähigkeiten der russischen Kh-101, einem nicht-nuklearen Marschflugkörper, verwendet worden sein. Das Wappen der „Combined Arms Academy“, einer Trainingsstelle für hochrangige Offiziere, soll auf den Dateien erkennbar gewesen sein. Offenbar fiel die Präsentation sehr detailliert aus, samt Beispielen für einen möglichen Angriff mit den Raketen auf einer japanischen Basis, Informationen über mögliche Kontrollbunker in Südkorea und möglicher Kapazitäten von Fabriken.
Die Liste aus Russland gibt manchen derweil offenbar Grund zur Sorge. Sie würde zeigen, dass „europäische und asiatische Kriegsschauplätze direkt und untrennbar miteinander verbunden“ seien, sagte Ex-Nato-Offizier William Alberque etwa gegenüber der Financial Times.
Derweil tobt westlich von Russland der Ukraine-Krieg weiter. Und auch hier setzt Putin auf spezielle Waffen. Russlands Armee schickte dort nun einen neuen Frankenstein-Raketenwerfer auf das Schlachtfeld. (han)