Vom FC Bayern zu Galatasaray: Leroy Sané als Fußballer nicht mehr ernst zu nehmen
- Im Video oben: Mit einer Änderung im Vertragsangebot ließen Bayern-Bosse Sané enttäuscht zurück
Dass das verlorene Nations-League-Halbfinale gegen Portugal vielleicht Leroy Sanés letztes Länderspiel für Deutschland war, ist nicht anzunehmen. Natürlich nicht. Dass eine Art Zäsur bevorsteht, allerdings schon.
Sané hat sich für einen Transfer vom FC Bayern zu Galatasaray Istanbul entschlossen. Weil er dort, das darf man sagen, erheblich mehr Geld verdient als in München. Bis zu 15 Millionen Euro sollen es dem Vernehmen nach sein, netto, na klar. Ein hübsches kleines Sümmchen allein für die Vertragsunterschrift, im Beraterjargon prätentiös Signing Fee genannt, kommt obendrauf.
In München, so heißt es, hätte Sané ab nächster Saison ein Fixgehalt von 12,5 Millionen plus potenzielle 3,5 Millionen an Erfolgsboni erhalten können – brutto. Die Bayern wollten Sanés kolportiertes 20-Millionen-Salär drücken, Anfang Mai befanden sich die Partien kurz vor einer Einigung, dann wechselte Sané erst den Berater und schließlich den Club. Ende einer Posse.
Und womöglich: Ende des ernst zu nehmenden Spitzenfußballers Leroy Sané.
Sané zu Galatasaray – eine Kapitulation vor den eigenen Ansprüchen
Galatasaray also. Aus der Süper Lig – einem Wettbewerb, der international nur zweitklassig ist (sorry, liebe Türken). Dort mag Sané fortan zu den Größten zählen, in sportlicher Qualität wie finanzieller Potenz, aber zugleich bedeutet dieser Wechsel eine Kapitulation vor den eigenen Ansprüchen.
Sané ist 29, das ist für einen Flügelstürmer, der besonders von Explosivität lebt, nicht mehr jung, aber auch nicht alt. Mindestens drei, wenn nicht vier oder fünf starke Jahre sind noch zu erwarten. Beziehungsweise: Sie wären es.
Sané wechselt ein Jahr vor WM in die Bedeutungslosigkeit
Denn um es klar zu adressieren: Wer ein Jahr vor einer Weltmeisterschaft von einem der besten Vereine Europas in die fußballerische Bedeutungslosigkeit zieht, büßt viel, sehr viel von seiner Reputation und einer glaubwürdigen Ambition ein.
Sané war bei Manchester City und lange bei Bayern, er ist unangreifbarer Multi-Millionär, obgleich für die Betriebshygiene einer Fußballkabine offenbar Gesetze gelten, die wir Normalos nicht begreifen.

Inzwischen scheint die preziöse Sportindustrie ihre Jetons ja wie Spiel(er)geld zu jonglieren, gar nicht zu greifen, Hauptsache und ganz, ganz wichtig: nicht weniger Kohle als beim Kollegen! Insofern gleicht das Prinzip dann doch der freien Wirtschaft; die Gehaltshöhe bestimmt auch immer über Hierarchie, Macht, Einfluss.
Dass Sané diese Faktoren (und damit seinen Wert) zu maximieren versucht, ist fair und nachvollziehbar. Dass er die Türkei als ideale Destination wählt, ist es nicht. Nicht in diesem Alter, nicht bei seinen Optionen, nicht im Sommer vor der WM.
Welches Spiel hat Sané für Bayern entscheidend beeinflusst?
Für den FC Bayern markiert Sanés Abgang keine Nachricht, die den Verein in existenzbedrohende Zustände stürzt. Die Münchner verlieren einen Spieler, der gut war, manchmal sehr gut und zuweilen herausragend; der es jedoch nie schaffte, ein verlässlicher Faktor zu werden, gerade in jenen Topspielen, über die sich Bayern definiert.
2020 für rund 50 Millionen Euro geholt, bewies Sané vor allem, es nicht zu beweisen, wenn es ultimativ zählt. Das mag hart und einigermaßen populistisch klingen, aber denken Sie mal nach: Welches entscheidende Spiel hat Sané bei Bayern entscheidend geprägt? Die Champions-League-Halbfinals 2024 gegen Real Madrid waren stark, gewiss. Aber sonst?
In der vergangenen Saison erzielte er seine Tore gegen Bochum, Mainz, Hoffenheim, Bremen, Union, St. Pauli; zwei gegen Leipzig. Seine Champions-League-Bilanz 2024/25: null Vorlagen und ein Treffer gegen Zagreb. Als es im Viertelfinale gegen Inter Mailand um Nuancen ging, blieb Sané blass und wirkungslos, und das war nicht einmal eine Überraschung.
Sané löste nicht ein, was sich versprochen wurde
Noch krasser ausgedrückt: Der junge Franzose Michael Olise, 2024 von Crystal Palace eingekauft, nahm bereits in seiner ersten Bayern-Saison mehr Einfluss als Sané in fünf Münchner Jahren. In dessen 220 Pflichtspielen sind 61 Tore und 55 Assists notiert, das ist nicht schlecht, wirklich nicht, aber halt auch nicht das, was sich einstmals versprochen wurde.
Für die Nationalmannschaft, im Übrigen, traf Leroy Sané bisher 14-mal in 70 Einsätzen. Die Verdikte gleichen sich: nicht schlecht, aber auch nicht das, was sich versprochen wurde.