Alarm im Tierheim: „Platzen aus allen Nähten“

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Wartet auf ein gutes Zuhause: Der kleine Stubentiger ist einer von vielen im Tierheim. © BARTL

Das Tierheim in Garmisch-Partenkirchen ist überfüllt. Die Leiterin weiß nicht mehr, wohin mit den Tieren. Nicht nur der Online-Handel verschärft die Situation.

Tessy Lödermann sieht sich gezwungen, mal wieder Alarm zu schlagen. „Wir platzen aus allen Nähten. Wir sind voll und wissen nicht mehr wohin mit den Tieren“, betont die Vorsitzende des Tierschutzvereins in Garmisch-Partenkirchen. Und eine traurige Gewissheit schiebt die dritte Landrätin und Leiterin der Einrichtung in der Schmalenau auch gleich hinterher: „In anderen Tierheimen in Bayern sieht es nicht besser aus.“

Begrenzte Kapazitäten in ganz Bayern – Probleme mit illegalem Handel

Das Grundproblem ist ja nicht neu: Sie sind flauschig und niedlich. Katze, Hund oder ein anderes Kleintier werden schnell einmal angeschafft. Gerade das Onlinegeschäft und der illegale Tierhandel aus dem Ausland bereiten den Auffangstationen mächtig Probleme. Und so steht das Tierheim in Garmisch-Partenkirchen eben quasi symbolisch für viele weitere im Freistaat, die ebenfalls am Limit laufen. „Obwohl wir ein kleines ländliches Heim sind, betreuen wir derzeit 350 Tiere“, verdeutlicht Lödermann. „In den Städten sieht das nochmals ganz anders aus. Unter den Tierheimen tauschen wir uns regelmäßig aus und helfen untereinander.“ Doch die Kapazitäten sind begrenzt – auch vor Ort an den Kramerhängen, und das trotz einiger Erweiterungen in der Vergangenheit.

Tierheim Garmisch-Partenkirchen
Mit Besorgnis sieht Tessy Lödermann, Leiterin der Einrichtung, die aktuelle Situation. © BARTL

Normalerweise hat das Tierheim in Garmisch-Partenkirchen Platz für Neuaufnahmen. Die jetzige Situation ist jedoch enorm angespannt. Zum einen, weil alle Katzenzimmer belegt sind. Lediglich für Hunde gibt es noch den einen oder anderen freien Platz. Zum andere, weil in der Urlaubszeit im Sommer die Vermittlung wie auch zur Weihnachtszeit eingestellt wird. Daher gibt es kaum Wechsel.

Grenzpolizei bringt zwei Welpen vorbei

Schon vor diesem Sommer war die Lage schwierig gewesen. Denn immer mehr Kleintiere werden in den Heimen abgegeben. Katzen, Hasen, Vögel aller Art, Hamster – und meist gleich zu mehreren Dutzend. Hinzu kommen Tiere aus verwahrlosten Wohnungen. Erst vor kurzem waren durch die Grenzpolizei Murnau zwei Welpen sichergestellt worden, die erst wenige Wochen alt waren. Diese werden jetzt im Tierheim aufgezogen. „Wir haben 34 Wellensittiche auf einmal bekommen, die mussten wir erst einmal artgerecht unterbringen.

Tierheim Garmisch-Partenkirchen
Vögel aller Art sind im Tierheim in Garmisch-Partenkirchen anzutreffen: Immer wieder werden sie dort abgegeben. © BARTL

In einer Wohnung wurden 20 Katzen sichergestellt, die bei uns fürs Erste ein neues Zuhause gefunden haben“, betont Lödermann, für die „tiergerechte Haltung“ immer im Vordergrund steht. „Wir können nicht einfach unzählige Tiere in ein Zimmer packen.“ Im Internet sei schnell ein Tier bestellt, moniert sie, das dann oft wegen Überforderung des Herrchens oder weil der Charakter des Tieres nicht passt, im Tierheim abgegeben wird. „Der illegale Welpen- und Katzenhandel boomt. Wir haben ständig Hunde in unserer Quarantäne untergebracht, die an der Grenze sichergestellt wurden.“

Zahl der herrenlosen Katzen nimmt zu

Um die unkontrollierte Vermehrung von herrenlosen Katzen einzudämmen, kastriert das Tierheim seit 40 Jahren wilde Katzen – mit Erfolg. In diesem Jahr mehrt sich die Zahl der Streuner aber wieder. „Wir wissen nicht, warum die Zahlen wieder so steigen“, räumt Lödermann ein. „Es vergeht kein Tag, an dem uns keine wilde Katze gemeldet wird. Oft sind sie auch noch trächtig.“

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Die Situation bleibt weiterhin angespannt. Lödermann hofft auf den Herbst. Einen gut gemeinten Appell wird sie aber noch los: „Von Tierbestellungen aus dem Internet ist grundsätzlich abzuraten.“ Denn die Tierheime sind an der Belastungsgrenze angelangt.

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