Schließung und Stellenabbau an deutschem Standort von Technologiekonzern – überraschende Einigung erzielt

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Der Technologiekonzern Feintool will einen deutschen Standort schließen und rund 200 Arbeitsplätze abbauen. Nun gab es eine überraschende Einigung mit den Arbeitnehmervertretern.

Sachsenheim – Zum Ende des vergangenen Jahres hatte der Technologiekonzern Feintool mit Sitz in Lyss (Schweiz) eine Neuausrichtung in Europa angekündigt, bei der die Schließung eines deutschen Standorts und der Abbau von rund 200 Arbeitsplätzen vorgesehen war. Konkret geht es um den Standort Sachsenheim (Kreis Ludwigsburg, Baden-Württemberg), von dem die Produktion nach Ungarn und die Bereiche Forschung und Entwicklung ins nahegelegene Vaihingen/Enz verlagert werden sollen. Anschließend sollte der Standort, den Feintool 2022 von der aufgelösten Kienle & Spiess GmbH übernommen hatte, geschlossen werden.

Die Mitarbeiter von Feintool in Sachsenheim (Baden-Württemberg) bei einer Protestaktion der IG Metall.
Die Mitarbeiter von Feintool in Sachsenheim kämpfen seit Ende 2024 um ihren Standort. Nun gab es eine Einigung. © IG Metall Ludwigsburg

Gegen die Schließungspläne in Sachsenheim bildete sich vonseiten der IG Metall massiver Protest. Die Gewerkschaft erarbeitete gemeinsam mit dem Betriebsrat des Standortes ein Alternativkonzept und laut einer Mitteilung signalisierte Feintool-CEO Torsten Greiner auch, an Lösungen interessiert zu sein. Daraufhin machte der Schweizer Konzern aber eine Rolle rückwärts und erklärte Ende März, an der Schließung und dem Stellenabbau in Sachsenheim festhalten zu wollen. Nun gibt es in Bezug auf den Standort eine neue Entwicklung.

Feintool hält an Stellenabbau und Verlagerung fest – überraschende Wende bei Standortentscheidung

Wie die Feintool International Holding AG am 22. August in einer Ad-hoc-Mitteilung erklärte, konnte mit den Arbeitnehmervertretern in Sachsenheim doch noch eine Einigung erzielt werden. Demnach bleibt es zwar dabei, dass die Produktion für die Automobilindustrie an andere Standorte – zuvor wurde dabei eben das Werk in Tokod (Ungarn) genannt – verlagert wird, die komplette Schließung des Standortes ist aber offenbar vom Tisch. „Am Standort Sachsenheim bleibt [...] ein Teilbereich bestehen, der sich künftig auf Industrieanwendungen konzentriert“, heißt es in der Mitteilung.

Name Feintool International Holding AG
Gründung 1959
Sitz Lyss, Kanton Bern, Schweiz
Branche Technologie
Mitarbeiter 3.096 (2024)
Umsatz in Europa 437,5 Millionen Schweizer Franken (2024)

Im Dezember hieß es, dass von den 450 Arbeitsplätzen bei Feintool in Sachsenheim, künftig noch rund 250 am Standort Vaihingen/Enz beschäftigt werden sollen. Das hätte eben einen Abbau von etwa 200 Arbeitsplätzen bedeutet, den der Schweizer Konzern nun sogar noch leicht ausweitete. „Nach Abschluss der Restrukturierung werden damit an den geografisch nahen Standorten Vaihingen und Sachsenheim voraussichtlich rund 230 Arbeitsplätze erhalten bleiben“, heißt es in der Mitteilung. Demnach werden an den beiden Standorten in Baden-Württemberg insgesamt sogar 220 Stellen abgebaut.

Stellenabbau bei Feintool soll sozialverträglich gestaltet werden – Freiwilligenprogramm oder Sozialplan

Dass die Zahl der bleibenden Mitarbeiter etwas niedriger liegt als im Dezember angekündigt, begründet Feintool in der Mitteilung mit einer natürlichen Fluktuation. Für die betroffenen Mitarbeiter wurde gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern sozialverträgliche Lösungen gefunden. Demnach besteht die Wahl zwischen einem Freiwilligenprogramm und einem Sozialplan. Auch die verbleibenden Mitarbeiter sollen laut Feintool einen Beitrag zur Sanierung des Unternehmens leisten, wofür mit der IG Metall ein Haustarifvertrag abgeschlossen wurde.

Unsere Redaktion berichtete kürzlich außerdem über eine insolvente Unternehmensgruppe, die einen deutschen Standort aufgeben muss.

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