„Wollen unsere Demokratie verteidigen“: 600 Menschen setzen in Bad Tölz ein Zeichen
Beim „Spaziergang für Menschenrechte“ in Bad Tölz gab es in der Marktstraße eindringliche Ansprachen zu hören. Die Teilnehmer trugen Schilder mit Aufschriften wie „Deutschland ist bunt“.
Bad Tölz – Hunderte Menschen beteiligten sich am Freitag in Bad Tölz an einem „Spaziergang für Menschenrechte“. Mitinitiator Max Hänisch hatte per Handy-App knapp 650 Teilnehmer gezählt, die Polizei schätzte die Zahl der Demonstranten auf etwa 600. Mario Hentrich, der ebenfalls zu den Organisatoren zählte, äußerte sich „megazufrieden“.
„60 Minuten für Demokratie“ in Bad Tölz
Den Beginn der so deklarierten „60 Minuten für Demokratie“ machten kurze Ansprachen am Winzerer-Denkmal. Eindringlich waren die Worte von Brigitte Bürkel aus Bad Tölz. „Ich stehe hier als Tochter eines Wehrmachts-Soldaten und habe miterlebt, mit welch schwerem Trauma und welcher Schuld mein Vater leben musste, weil er sich in jungen Jahren einer menschenverachtenden Ideologie verschrieben hatte“, sagte sie und rief zu „Mitgefühl und Empathie“ auf.
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Der evangelische Pfarrer Johannes Schultheiß machte auf die Denk- und Mahnmale aufmerksam, die in Bad Tölz daran erinnern, dass es „nicht selbstverständlich ist, in alle Ewigkeit in einer Demokratie zu leben: die Stolpersteine für ermordete jüdische Bürger, das Mahnmal für die Opfer des Todesmarschs und die Stelen an der Hindenburgstraße.
Sorgen, dass Stimmung nach rechts kippt
Beim Zug durch Hindenburgstraße und Nockhergasse zur Isarbrücke, trugen einige Bürger Schilder mit Aufschriften wie „Nicht die Herkunft macht dich aus, sondern dein Herz“ oder „Deutschland ist bunt“. „Es macht mir Sorgen, dass die gesellschaftliche Stimmung immer mehr nach rechts kippt“, erklärte Nicola Aschenbrenner ihre Motivation. „Wir wollen unseren Kindern vorleben, sich für die Demokratie einzusetzen“, meinte eine andere Teilnehmerin. Ein Tölzer Ehepaar sagte: „Wir wollen unsere Demokratie verteidigen gegen das Quartett Trump, Putin, Weidel und Xi.“
Nicht mit der Demo einverstanden waren zwei junge Männer, die sich ausgerüstet mit Kruzifix und Deutschlandflagge am Rande postierten. Sie waren der Ansicht: „Die katholische Kultur wird durch die Regenbogenflagge mit Füßen getreten.“ (ast)