Thüringer FDP-Chef Kemmerich empört von Merz-Aussagen: „Hat den Verstand verloren“

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Mit dem BSW koalieren – oder doch nicht? Während Friedrich Merz sich nicht entscheiden kann, findet FDP-Mann Kemmerich klare Worte.

Meschede – „Ich würde mich lieber mit der SPD, mit der FDP, mit den Grünen im Osten messen als mit der AfD“, sagte Friedrich Merz (CDU) am 23. Juni im Sommerinterview der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. Doch: Die Ampel-Parteien spielten im Osten kaum noch eine Rolle.

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Er appellierte daher an die Wählerinnen und Wähler, ihr Kreuz lieber bei der CDU zu setzen, statt für SPD, Grüne oder FDP zu stimmen. Da alle drei in aktuellen Umfragen in Thüringen und Sachsen einstellig rangieren, könne nur so eine stabile Regierung gewährleistet werden, so der CDU-Chef.

Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU, kommt zum Tag der deutschen Industrie 2024 des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).
CDU-Chef Friedrich Merz: Nicht alle halten ihn für geistig gesund © Bernd von Jutrczenka/picture alliance/dpa

Eine Koalition mit der AfD hatte Merz zuvor ausgeschlossen, genauso wie mit dem BSW. Die Wagenknecht-Partei halte er für sowohl rechts- als auch linksextrem. Später ruderte er mit dieser Aussage jedoch zurück: Die Entscheidung über ein mögliches Bündnis mit dem BSW wolle man der Expertise der Landesverbände überlassen, betonte er. Seine Äußerungen bezögen sich lediglich auf die Arbeit im Bund.

Diese kategorische Ablehnung hält der FDP-Vorsitzende in Thüringen, Thomas Kemmerich, im Gespräch mit der Welt für unglaubwürdig. Da eine absolute Mehrheit für die CDU unwahrscheinlich sei, halte Merz sich so insgeheim Koalitionen mit AfD und BSW offen. Kemmerich poltert: „Friedrich Merz hat den Verstand verloren.“

Thüringer CDU-Kandidat: „Ich halte wenig von Ausschließeritis“

Das BSW seinerseits könnte sich eine Zusammenarbeit mit der CDU durchaus vorstellen – nicht jedoch mit Friedrich Merz. Dieser habe nur große Unternehmen und Investoren im Blick, die „den Wettbewerb untergraben und dem Mittelstand schaden“, erklärte Sahra Wagenknecht im Interview mit der Zeit. „Unter Merz wird die CDU nicht gut geführt“, resümierte sie.

Thüringens CDU-Chef und Ministerpräsidenten-Kandidat Mario Voigt hält das BSW „vor allem für eine große Blackbox“. Es gebe bisher auch kaum Kandidaten der Partei. Gleichwohl sieht er auch inhaltliche Überschneidungen mit dem BSW. „Aber was ich zu den Themen Migration und Bildung hier in Thüringen vom BSW höre, das ist realitätsnäher als das, was ich von Grünen, Linken oder SPD höre“, sagte Voigt dem Tagesspiegel. Eine Koalition mit den Linken lehnt Voigt ebenso ab wie mit der AfD.

Ein Bündnis mit dem BSW in Thüringen hält sich der CDU-Kandidat hingegen explizit offen. „Ich halte wenig von Ausschließeritis“, erklärte das Präsidiumsmitglied der CDU. „Ich will stabile Verhältnisse im Freistaat, sage aber klar, dass die CDU ihre Grundüberzeugungen nicht über Bord werfen wird.“

In Thüringen und Sachsen wird am 1. September gewählt, am 22. September dann in Brandenburg. Umfragen zufolge liegt die AfD derzeit vorne, das BSW könnte auf zweistellige Ergebnisse hoffen, die CDU irgendwo dazwischen. (ah mit dpa)

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