Attentate auf US-Präsidenten: Das Kapitel Trump ist nur eines von vielen
Der Angriff auf Donald Trump schürt eine altbekannte Angst in den USA neu: Dass die Unversehrtheit von Politikern nicht garantiert ist. Denn das versuchte Attentat hat historische Vorläufer.
Butler/Washington, D.C. – Als bei seinem Wahlkampf-Auftritt in Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania am frühen Samstagabend (18.08 Uhr Ortszeit) auf Donald Trump geschossen wird, bricht im Publikum Panik aus. Der Schütze wird daraufhin von Secret-Service-Beamten getötet, unter den Zuschauern kommt eine weitere Person ums Leben. Das FBI sprach infolge des Ereignisses von einem „versuchten Attentat“. Es dürfte auch für den US-Wahlkampf Folgen haben. Wie weitreichend sie sind, bleibt abzuwarten.
Die Stimmung ist am Tag nach dem versuchten Attentat auf Trump auf eine Zerreißprobe gestellt
Führende Politiker sprachen öffentlich ihr Bedauern und ihre Teilhabe am Ereignis aus. In den Vereinigten Staaten ist die Lage am Tag nach dem Angriff angespannt. Etwa meldete CNN, das versuchte Attentat auf Trump führe ein beunruhigendes Kapitel der US-Historie erneut vor Augen. Denn die Angst vor Attentaten auf US-Präsidenten ist historisch gewachsen. Grund ist aber nicht nur das Attentat auf John F. Kennedy 1963, sondern eine Vielzahl weiterer.
Am Ohr blutend und sichtlich unter Schock blieb Trump einige Momente in Deckung, bevor Secret-Service-Agenten ihn schützend umstellten. Vereinzelt fielen letzte Schüsse, bevor die Situation wenig später vorerst gesichert scheint. Bei einigen US-Bürgerinnen und Bürgern älterer Generationen dürfte es Erinnerungen an die Fernsehbilder wecken, die am 22. November 1963 das Attentat an John F. Kennedy von Dallas in die Welt aussendeten.
Historische Zäsur: Das tödliche Attentat auf John F. Kennedy im November 1963
Im Herbst 1963 bereiteten sich Kennedy und seine politischen Berater auf den nächsten Präsidentschaftswahlkampf im darauffolgenden Jahr vor. Obwohl er seine Kandidatur noch nicht offiziell angekündigt hatte, war der JFK Library zufolge klar, dass er erneut kandidieren würde. Aufgeregte Menschenmassen säumten die Straßen in Dallas an jenem 22. November und winkten den Kennedys zu. Gegen 12.30 Uhr bog ihr Wagen in die Dealey Plaza ein.

Dann plötzlich: das Knallen lauter Schüsse. Die Kugeln trafen den Hals und den Kopf Kennedys, der daraufhin zu seiner Lebensgefährtin hinübersackte. Der Wagen raste zum nur wenige Minuten entfernten Parkland Memorial Hospital. Doch für den Präsidenten konnte nur wenig getan werden. Ein katholischer Priester wurde herbeigerufen, um die letzte Ölung zu erteilen. Um 13.00 Uhr wurde Kennedy für tot erklärt.
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Abraham Lincoln war der erste US-Präsident, der Opfer eines Attentats wurde
Der Fall des ermordeten John F. Kennedy ist aber längst nicht der einzige in der US-Historie. Insgesamt sind bereits vier amtierende US-Präsidenten ermordet worden, und drei von ihnen bereits vor JFK: Abraham Lincoln (1865), James A. Garfield (1881) und William McKinley (1901).
Abraham Lincoln wurde am Abend des 14. April 1865 Opfer eines Attentats. Lincoln war an diesem Abend bei einer Sondervorstellung der Komödie „Unser amerikanischer Cousin“ zu Gast. Begleitet wurde er laut der Library of Congress im Ford‘s Theatre von seiner Frau Mary Todd Lincoln, einem achtundzwanzigjährigen Offizier namens Major Henry R. Rathbone und Rathbones Verlobter Clara Harris.

Nach Ende des Stücks trat eine Gestalt mit einer gezogenen Derringer-Pistole in die Präsidentenloge, zielte und feuerte. Lincoln sackte nach vorn. Der Attentäter, John Wilkes Booth, ließ seine Pistole fallen und schwenkte einen Dolch. Rathbone stürzte sich auf ihn und zwang den Mörder ans Geländer der Loge. Booth sprang vom Balkon, blieb aber an einer Fahne hängen, wobei er sich bei der Landung einen Knochen im Bein brach. Obwohl er verletzt war, eilte er durch die Hintertür hinaus und verschwand auf einem Pferd in die Nacht.
Ermordete US-Präsidenten: Auch Garfield und McKinley wurden durch Attentate getötet ihnen
James A. Garfield, der 20. Präsident der Vereinigten Staaten, begab sich am 2. Juli 1881 – rund vier Monate nach seinem Amtsantritt – mit zwei seiner Söhne auf eine kurze Reise nach Williams. Dort besuchte Garfield das College und sollte eine Rede halten. Doch als er durch den Bahnhof ging, erschien ein bewaffneter Mann hinter Garfield und schoss zweimal auf ihn. Eine Kugel drang in seinen unteren Rücken ein. Doch der damalige US-Präsident war nicht sofort tot, sondern wurde ins Weiße Haus zurückgebracht. Dort versuchten Ärzte, die Kugel zu entfernen – allerdings erfolglos. Noch mehr als zwei Monate litt Garfield infolgedessen, bevor er letztlich am 19. September im Alter von 49 Jahren starb.
Auch der 25. US-Präsident William McKinley starb infolge von Schussverletzungen, die ihm durch ein Attentat zugefügt worden waren. Als Täter erwies sich damals, am 14. September 1901, ein Mann namens Leon Czolgosz. Dieser hatte McKinley bei einem öffentlichen Auftritt auf der panamerikanischen Ausstellung in Buffalo im US-Bundesstaat New York erschossen. Ursprünglich glaubten die Ärzte, dass Präsident McKinley das Attentat überleben würde, obwohl nur eine Kugel entfernt werden konnte. Am 29. Oktober desselben Jahres wurde sein Mörder Czolgosz hingerichtet.
Auch erfolglose Attentate wie nun auf Trump gab es bereits – etwa auf Ronald Reagan
Wie nun im Falle des versuchten Attentats auf Donald Trump gibt es jedoch auch solche Angriffe, die fehlschlugen – oder solche, die rechtzeitig verhindert wurden. Zu ersten gehört auch das Attentat auf den 40. US-Präsidenten Ronald Reagan, das am Nachmittag des 30. März 1981 um 14:27 Uhr (Ortszeit) vor dem Hilton Hotel in Washington, D.C. durch John Hinckley, Jr. verübt wurde. Ronald Reagan und die drei anderen Verletzten überlebten den Anschlag allerdings. Reagan kehrte am 25. April 1981 ins Weiße Haus zurück.
Im Falle des jüngsten Angriffs ereignete sich das versuchte Attentat nicht auf einen amtierenden US-Präsidenten, sondern auf einen ehemaligen, der nun wieder zur Wahl stehen wird. Am Montag wollen die Republikaner Donald Trump nämlich auf ihrem Parteitag in Milwaukee offiziell zu ihrem Präsidentschaftskandidaten für die US-Wahl im November ernennen. Aktuell bleibt abzuwarten, wie sich der Attentat-Versuch in Butler auf den Wahlkampf auswirkt. (fh)