Brenzlige Lage: Feuerwehr kann Dorfbach gerade noch im Zaum halten
Einige Tage schluckten die Wald- und Wiesenhänge südlich von Oberdarching den Dauerregen, am Montag jedoch war‘s zu viel: Der Dorfbach schwoll bedenklich an. Der Feuerwehr gelang es, die Fluten abzupumpen und abzuleiten – auch dank eines neuen Hilfsmittels, das erst vor wenigen Tagen geliefert worden war.
Oberdarching - Kaum gingen am ersten Juni-Wochenende die ersten Schauer nieder, richteten sich viele Augen auf den Darchinger Dorfbach. Das schlimme Hochwasser vom Juli 2021, als weite Teile von Oberdarching (Gemeinde Valley) regelrecht versanken, es steckt Anwohnern und Rettungskräften noch in den Knochen. Würde das angekündigte Regentief, das sich über dem südlichen Bayern festsetzte, erneut die Häuser entlang der Bergstraße fluten?
Am Montag in der Früh wurde die Lage brenzlig
„Wir haben den Dorfbach seit Freitag unter genauer Beobachtung“ , berichtete Benedikt Kraft am Montag, Kommandant der Feuerwehr Mitter-/Oberdarching-Schmidham. Der Bach gilt als Hochwasser-Achilllesferse der ganzen Gemeinde. Als die Warnungen deutlicher wurden, schaltete die örtliche Wehr in den Aktivmodus. „Wir haben Sandsäcke herangeschafft und uns für einen Einsatz gewappnet“, sagt Kraft.
Am Montag (3. Juni) schließlich trat ein, was zu erwarten war. „Gegen 7 Uhr wurde die Lage am Dorfbach brenzlig“, sagte Benedikt Kraft, Kommandant der Feuerwehr Mitterdarching/Oberdarching und Schmidham. Den in der Nacht auf Montag erneut einsetzenden, ergiebigen Regen konnten die Wald- und Wiesenhänge im Süden Oberdarchings nicht mehr aufnehmen. „Der Boden ist gesättigt, aus Wiesen und Wald drückt es jetzt das Wasser ins Dorf“, berichtete Kraft am Montagmittag.
Krafts Mannschaft rückte in voller Stärke aus. Unterstützung kam von den Wehren aus Valley, Hohendilching, Weyarn und Agatharied. Insgesamt stemmten sich etwa 70 Aktive dem Hochwasser entgegen.
Die Einsatzkräfte setzten auf eine Doppelstrategie. An drei neuralgischen Punkten wurde Wasser aus dem anschwellenden Bach abgepumpt und in freie Felder geleitet, wo es weitgehend schadlos versickern konnte. „Wir versuchen, damit das Niveau des Bachs abzusenken“, erklärte Kreisbrandmeister Franz Huber, der mit vor Ort war, am Montag auf Anfrage.
Barriere funktioniert wie eine Buchstütze
Gleichzeitig kümmerten sich andere Einheiten um den direkten Schutz der Häuser. Dafür nutzten sie die vorbereiteten Sandsäcke; für Nachschub sorgte mittags das THW Miesbach, das weitere sechs Paletten nach Darching brachte.
Gespannt war Kraft, ob sich die neuen „Boxwall“-Barrieren im Einsatz bewähren – ein mobiler Hochwasserschutz aus Plastik-Elementen, den die Darchinger Feuerwehr erst vor wenigen Tagen vom Landratsamt geliefert bekam. „Gerade noch rechtzeitig“, stellte Kraft erleichtert fest, „sie sind leicht zusammenzuklicken und schneller platziert als schwere Sandsäcke“, sagte der Kommandant, „wir sind ganz angetan, wie gut das funktioniert.“ Ein Element wiegt nur sechs Kilo, insgesamt kann die Darchinger Wehr 50 Meter verlegen – nötigenfalls sogar mit kleinen Kurven.
Das „Boxwall“-System beruht auf einem einfachen Konstruktionsprinzip: Die Verankerung funktioniert ausschließlich durch das Gewicht des ansteigenden Wassers („Buchstützenprinzip“). Je höher das Wasser steigt, desto stärker wird die Barriere fixiert. „Wir bekommen damit eine Stauhöhe von einem halben Meter“, erklärt Kreisbrandmeister Huber. Der erste „heiße“ Einsatz gestern in Oberdarching, nur eine Woche nach Auslieferung, verlaufe vielversprechend, ließ der Kreisbrandmeister durchblicken.
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Schon vormittags war das bestehende Regenrückhaltebecken im Hangwald über Oberdarching voll gelaufen. „Viel darf nicht mehr kommen“, sorgte sich Kommandant Kraft gegen Mittag. 3000 Kubikmeter kann das Becken aufnehmen. Eine Erhöhung des Damms um drei Meter würde die Kapazität auf 25 000 Kubik erhöhen. Seit zehn Jahren schon laufen die Planungen. „Die Dammerhöhung wäre dringend nötig“, betont Kraft.
Bis in den späten Montagnachmittag gelang es mit vereinten Kräften, die Oberdarchinger Keller trocken zu halten – obwohl gegen 15.30 Uhr Starkregen einsetzte. „Der Bachpegel ist unter Straßenniveau“, berichtete Kraft gegen 17 Uhr, „noch haben wir die Lage im Griff.“ Die Wehren aus Weyarn und Agatharied rückten ab. „Alles hängt davon ab, wie es weiter regnet“, sagt der Kommandant. Etwa zwei Stunden brauche der Regen, um von außen ins Dorf zu drücken. Für Entwarnung sei es auf jeden Fall viel zu früh. „Wir tauschen unsere Leute durch und bereiten uns auf eine lange Nacht vor.“
Berichte über die Hochwasser-Lage in anderen Landkreis-Teilen finden Sie hier.